Klimaschutz in der Landwirtschaft: Mehr Technik oder weniger Tiere?

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Klimaschutz in der Landwirtschaft: Mehr Technik oder weniger Tiere?

Die Klimapolitik Deutschlands kommt von mehreren Seiten unter Druck. Mit den „Fridays for Future“-Demonstrationen fordern zehntausende SchülerInnen Woche für Woche wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise. Gleichzeitig verfehlt Deutschland deutlich seine eigenen Klimaschutzziele für das Jahr 2020. Bis 2030 sollen in Deutschland 55 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden als 1990. Dieses Jahr soll die Regierung durch ein Klimaschutzgesetz festlegen, wie das Ziel erreicht werden soll. Dazu legt jedes Ministerium einen Plan vor, wie die Treibhausgase in seinem Verantwortungsbereich entsprechend verringert werden sollen.

Die wichtigsten Klimagase aus der Landwirtschaft sind Lachgas und Methan. Lachgas entsteht, wenn Pflanzen beim Wachstum Stickstoff aus dem Boden umwandeln. Methan entsteht in den Mägen von Rindern, Ziegen und Schafen sowie aus Gülle. Diese Gase wirken pro Molekül stärker auf das Klima als Kohlendioxid (CO2). Daher wird ihre Wirkung umgerechnet in CO2-Äquivalente (CO2eq). Bis 2030 sollen aus der Landwirtschaft nur noch 58 bis 61 Millionen Tonnen CO2eq ausgestoßen werden, 11 bis 14 Millionen Tonnen weniger als heute. Das Landwirtschaftsministerium will dieses Ziel vor allem durch zwei Maßnahmen erreichen:

  • Bauern und Bäuerinnen sollen strengere Vorgaben bekommen, wie viel Stickstoff sie düngen dürfen. Dadurch entsteht weniger Lachgas. Gleichzeitig wird auch das Grundwasser weniger belastet (siehe Artikel "Gute Regeln für die Wirtschaft auf europäischer Ebene").
  • Gülle soll luftdicht gelagert und das dabei entstehende Methan in Biogasanlagen genutzt werden.

Beides zusammen soll die Klimawirkung um bis zu 7,5 Millionen Tonnen CO2eq verringern. Ergänzend sollen weniger Lebensmittel weggeworfen und die ökologische Landwirtschaft ausgeweitet werden.

Die Klima-Allianz – ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Gruppen, in dem Germanwatch intensiv mitarbeitet – hat gezeigt, dass die Maßnahmen des Landwirtschaftsministeriums nur theoretisch ausreichen. Gülle müsste dann über weite Strecken transportiert werden. Zu Biogasanlagen und zu den Äckern, wo sie als Dünger gebraucht wird. Das wäre teuer, würde mehr Verkehr verursachen und das Risiko von Unfällen würde steigen.

Die aktuelle Studie für die Klima-Allianz kommt zum Schluss, dass die Klimaziele nur zu erreichen sind, wenn etwa ein Viertel weniger Fleisch und Milch erzeugt werden. Das würde weniger Tierhaltung bedeuten. Es entsteht weniger Methan in den Mägen und weniger Gülle. Der Ausstoß von Klimagasen sänke um fast 8 Millionen Tonnen CO2eq. Weniger Fleisch und Milch heißt auch, dass die Exporte von Fleisch und Milchpulver zurückgehen müssen, die in den letzten Jahren stark angestiegen sind. Auch der Verbrauch muss spürbar sinken. Zudem wäre in der Tat notwendig, weniger Milchund Fleischprodukte wegzuwerfen.

Tobias Reichert

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