Klimawandel so bedeutsam wie Kriege

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Klimawandel so bedeutsam wie Kriege

Auf dem Klimagipfel in Nairobi hat der scheidende UN-General-sekretär Kofi Annan eine beeindruckende Rede gehalten. Diese dokumentieren wir ebenso wie ein aufrüttelndes Statement von Tuvalu für die kleinen Inselstaaten (AOSIS).
 

Auszüge aus der Rede des UN-Generalsekretärs vom 15.11.06

(Übersetzung durch Germanwatch)

"Die Klimaänderung ist nicht nur, wie zu viele Menschen noch glauben, ein Umweltthema. Sie ist eine allumfassende Bedrohung. Sie ist eine Bedrohung für die Gesundheit (...). Sie könnte die Welternährung gefährden (...). Sie könnte die Grundlagen gefährden, von denen fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt. (...) Die Klimaänderung ist auch eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit. (...)

Eine Studie des früheren Chefökonomen der Weltbank, Sir Nicholas Stern aus Großbritannien, nannte die Klimaänderung das größte und weitreichendste jemals gesehene Marktversagen. (...) Keiner soll sagen, wir könnten es uns nicht leisten zu handeln. Es wird immer klarer, dass es weit weniger kostet, die Emissionen jetzt zu senken, als sich später mit den Folgen auseinanderzusetzen. Und es sollte nicht mehr davon geredet werden, dass wir warten müssen, bis wir mehr darüber wissen. Wir wissen bereits jetzt, dass eine Wirtschaft, die auf hohen Emissionen basiert, ein unkontrolliertes Experiment mit dem Weltklima darstellt. (...)

Wir müssen es höher auf die Agenda setzen, Risiken des Klimawandels in Strategien und Programme zum Erreichen der Milleniumsziele zu integrieren. Die Botschaft ist klar. Die weltweite Klimaänderung muss den gleichen Stellenwert erhalten wie die Bedrohungen - staatliche Konflikte, Armut, Proliferation von tödlichen Waffen -, die traditionell immer die oberste politische Aufmerksamkeit monopolisiert haben. (...)

Regionale und nationale Initiativen haben ihren Wert. Aber die UN-Klimarahmenkonvention ist dasjenige Forum, in dem eine wirkliche weltweite Antwort formuliert wird. (...)

Die oberste Verantwortung für die Maßnahmen liegt bei den einzelnen Staaten - und das bedeutet erst einmal, bei denjenigen, welche hauptverantwortlich für die bisherige Ansammlung des Kohlendioxids in der Atmosphäre sind. Sie müssen viel mehr tun, um ihre Emissionen zu senken. (...) Und während wir beraten, wie es noch weiter gehen kann, nimmt erschreckenderweise keiner eine echte Führungsrolle ein. In Entwicklungsländern dürfen unterdessen die Emissionen nicht unkontrolliert weiter anwachsen. (...)

Änderungen im unternehmerischen Verhalten und hinsichtlich der Richtung, wohin private Investitionen gelenkt werden, werden sich mindestens als ebenso wichtig für den Sieg des Kampfes um das Klima erweisen wie das Handeln der Regierungen. Aber auch Einzelpersonen haben eine Rolle zu spielen. (...)

Anstatt wirtschaftlich defensiv zu bleiben, lasst uns beginnen, politisch mutiger zu werden. (...)"
 

Quelle:
www.ens-newswire.com/ens/nov2006/2006-11-15-insann.asp
 
 

Auszüge einer Stellungnahme von Tuvalu am 17.11.06

(Übersetzung durch Germanwatch)

"Wir haben auf diesem Klimagipfel viel über die ökonomischen Aspekte langfristiger Klimaschutzmaßnahmen gesprochen - eine Diskussion, die vom Stern Review angestoßen wurde. Von dieser Diskussion haben wir gelernt, dass die Kosten der Emissionsminderung überraschend niedrig sind.

Aber selbst wenn die ökonomischen Argumente für das Handeln nicht genug wären, dürfen wir den Blick auf die enormen ökologischen, sozialen und kulturellen Kosten unzureichenden Handelns im Klimaschutz absolut nicht verlieren.

Diese Kosten sind unvorstellbar hoch, für uns und für die Völkergemeinschaft.

In einer Rede an den Klimagipfel im November 2000 hat der IPCC-Vorsitzende Robert Watson alle Vertragsstaaten darauf aufmerksam gemacht, dass kleine Inselstaaten 'dem möglichen Verlust ganzer Kulturen' aufgrund des Klimawandels gegenüberstehen.

Beispielsweise zeigt eine in der Zeitschrift Global Change Biology 2005 veröffentlichte Studie, dass eine Erwärmung um 2 Grad das Bleichen von Korallen zu einem jährlichen oder zweijährlichen Ereignis in den meisten Regionen der Welt macht, wobei sich die meisten Riffe nie wieder erholen werden.

Dies ist bedeutend, denn die Modelle des Hadley Center zeigen, dass eine 78%ige Gefahr besteht, dass die Temperaturzunahme 2 Grad übersteigt, wenn die Konzentrationen bei 450 ppm CO2-Äquivalent stabilisiert werden. (...)

Deswegen ist es bei 450 ppm wahrscheinlich, dass die vier niedrig-liegenden Atoll-Staaten der Erde - und die meisten kleinen Inselstaaten unter den Entwicklungsländern - dann nicht mehr existieren werden. (...)

Denkt scharf darüber nach - wann in der Weltgeschichte wurden wir gefragt, über die Zukunft von ganzen Ländern zu entscheiden?

Was wird die Geschichte von uns sagen, wenn wir Beschlüsse fällen, die ganze Länder verschwinden lassen?

Dieses hat es im UN-System noch nie gegeben. (...)"
 

Quelle: Statement of Tuvalu on behalf of AOSIS, Nairobi, 17 Nov. 2006