Papst fordert Diskurs um notwendige "kulturelle Revolution" für globale Gerechtigkeit und Schutz der Natur

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Papst fordert Diskurs um notwendige "kulturelle Revolution" für globale Gerechtigkeit und Schutz der Natur

Die am 18.06.2015 veröffentlichte Enzyklika von Papst Franziskus stößt einen weltweiten Diskurs zum dringlichen Handeln an, um die sozialen und ökologischen Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Er fordert den Abschied von einem technokratischen Paradigma, das er eng mit der Wegwerfmentalität verbunden sieht: dem Ausschluss von Menschen aus der Gesellschaft, symbolisiert im Massensterben von Flüchtlingen. Dem rapiden Verlust an Artenvielfalt. Einer Wirtschaft, die bei wachsendem Wohlstand immer schneller wertvolle Rohstoffe in verschmutzte Atmosphäre und Meere oder Müllberge umsetzt. Er stellt außerdem konkrete politische Forderungen an internationale Entscheidungsträger - u.a. in naher Zukunft fossile Energieträger - Kohle, Öl und dann auch Gas - durch erneuerbare Energien zu ersetzen.

Germanwatch dokumentiert Auszüge aus der 220 S. langen Enzyklika.

- Die Menschheit besitzt noch die Fähigkeit zusammenzuarbeiten, um unser gemeinsames Haus aufzubauen.

- Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre menschlichen Wurzeln in­teressieren und betreffen uns alle. […] Die Haltungen, welche […] die Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum blinden Vertrauen auf die technischen Lö­sungen. Wir brauchen eine neue universale Soli­darität.

 - Es gibt nicht zwei Krisen ne­beneinander, eine der Umwelt und eine der Ge­sellschaft, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die Armut zu bekämpfen […] und sich zugleich um die Natur zu kümmern.

- Tat­sächlich schädigen der Verfall der Umwelt und der der Gesellschaft in besonderer Weise die Schwächsten des Planeten: […] So beeinträchtigt zum Beispiel die Erschöpfung des Fischbestands speziell diejenigen, die vom handwerklichen Fischfang leben, […] und der Anstieg des Meeresspiegels geht hauptsächlich die verarmte Küstenbevölkerung an, die nichts haben, wohin sie umziehen kön­nen.

- Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Um­welt hat die Kapazität des Planeten derart über­schritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es bereits periodisch in verschiedenen Regi­onen geschieht.

- Es [ist] dringend geboten, politische Programme zu entwickeln, um in den kommenden Jahren den Ausstoß von […] stark verunreinigenden Gasen drastisch zu reduzieren, zum Beispiel indem man die Verbrennung von fossilem Kraftstoff ersetzt und Quellen erneuerbarer Energie entwickelt.

[…] [Außerdem] fehlen globale Rahmenbestimmungen, die Verpflichtungen auferlegen und unannehmbare Handlungen wie z.B. die Tatsache, dass mächtige Länder schwer umweltschädigende Abfälle und Industrien in andere Länder abschieben, verhindern.

- Wir brauchen eine verantwortliche weltweite Reaktion, die darin besteht, gleichzeitig sowohl die Reduzierung der Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen.

-  Während die Menschheit des post-industriellen Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung eingehen kann, weil sie großherzig ihre schwerwiegende Verantwortung auf sich genommen hat.

- Tragisch ist die Zunahme der Migranten, die vor dem Elend flüchten, das durch die Umweltzerstörung immer schlimmer wird, und die in den internationalen Abkommen nicht als Flüchtlinge anerkannt werden; sie tragen die Last ihres Lebens in Verlassenheit und ohne jeden gesetzlichen Schutz. Leider herrscht eine allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber diesen Tragödien, die sich gerade jetzt in bestimmten Teilen der Welt zutragen. Der Mangel an Reaktionen angesichts dieser Dramen unserer Brüder und Schwestern ist ein Zeichen für den Verlust jenes Verantwortungsgefühls für unsere Mitmenschen, auf das sich jede zivile Gesellschaft gründet.

- In diesem Zusammenhang muss immer wieder daran erinnert werden, dass »der Umweltschutz […] nicht nur auf der Grundlage einer finanziellen Kostennutzenrechnung gewährleistet werden [kann]. Die Umwelt ist eines jener Güter, die die Mechanismen des Markts nicht in der angemessenen Form schützen oder fördern können.