Fidschis Fonds für klimabedingte Umsiedlung und Vertreibung

Header KlimaKompakt

Fidschis Fonds für klimabedingte Umsiedlung und Vertreibung

Um mit den Folgen des Klimawandels, wie den sich verschlechternden Lebensgrundlagen, umgehen zu können, fehlt es an Ressourcen. Auf internationaler Ebene fehlt es sowohl an Klimafinanzierung als auch an humanitären Mitteln, um betroffene Menschen und Länder zu unterstützen. Als besonders gefährdeter (Insel-)Staat hat Fidschi im September 2019 einen eigenen Treuhandfonds aufgesetzt, der Menschen und Gemeinden finanziell bei der Umsiedlung unterstützen soll. Der Fonds ist sowohl Beispiel für präventives Krisenmanagement als auch für bilaterale Solidarität: Die neuseeländische Regierung hat im Februar 2020 Unterstützung in Höhe von 2 Millionen Dollar zugesagt.

Germanwatch übersetzt hier Auszüge der auf Englisch vorliegenden Rede von Fidschis Premierminister Bainimarama zur offiziellen Einrichtung des Fonds:

[…] Ich freue mich und bin stolz, Sie alle willkommen zu heißen bei der Lancierung des weltweit ersten Umsiedlungsfonds für Menschen, die durch den Klimawandel vertrieben wurden. Und zur Finanzierung der Umsiedlung und des Wiederaufbaus unserer nationalen Infrastruktur, die zunehmend von Stürmen und steigenden Meeren bedroht ist.

Wie diejenigen aus Fidschi wissen, sind wir bereits dabei, ganze Gemeinden vor dem ansteigenden Meer in Sicherheit zu bringen, das ihre Häuser überschwemmt, ihr Ackerland versalzt, ihre angestammten Grabstätten überflutet und sie durch Erdrutsche gefährdet. Vor fünf Jahren wurde das Dorf Vunidogoloa in Vanua Levu als erste Gemeinde umgesiedelt – sie zog zwei Kilometer ins Landesinnere, um dem steigenden Wasser zu entgehen. Seitdem wurden zwei weitere Gemeinden umgesiedelt, eine Reihe weiterer – mindestens 45 in naher Zukunft – müssen folgen.

Für ein Land wie unseres mit begrenzten Mitteln und einer jungen Bevölkerung, ist die Bewältigung dieser Herausforderung – die wir nicht verursacht haben – eine wachsende Belastung. Und sie wird sich mit Sicherheit noch verschlimmern, da die  Auswirkungen des Klimawandels immer stärker werden. Nicht nur die steigenden Meeresspiegel und die Auswirkungen auf unsere Landwirtschaft, auch die Extremwetterereignisse, die eine wachsende Gefahr für unsere Bevölkerung und unsere Infrastruktur darstellen.

Natürlich sind es nicht nur die monetären Kosten der Umsiedlung, die Länder wie Fidschi belasten. Noch unkalkulierbarer ist das Trauma: Wenn man umzieht, wenn man die Grabstätten seiner Vorfahren hinter sich lässt oder sieht, dass das Land, das man seit Generationen bewirtschaftet hat, einen selbst und die eigene Familie nicht mehr ernähren kann. Der Umzug einer Gemeinde ist also mehr als nur der Umzug einer Gruppe von Häusern. Es geht um den Wiederaufbau einer Gemeinschaft und des Gemeinschaftsgefühls. Es geht darum, den Zugang zu Arbeitsplätzen, Schulen, medizinischen Diensten und einem nachhaltigen Leben zu gewährleisten – all das erfordert eine detaillierte und koordinierte Planung zwischen einer Vielzahl von Regierungsbehörden und anderen Organisationen. Und der Prozess muss bei den Mitgliedern der Gemeinde ein Gefühl der Eigenverantwortung wecken, indem er ihnen durch die Umsiedlung ein Gefühl der Sinnhaftigkeit und ein Gefühl des Stolzes vermittelt, sobald sie ihre neue Heimat für sich beanspruchen.

Wir haben diese Faktoren bereits in einer anderen Weltneuheit angesprochen: Den Richtlinien für geplante Umsiedlungen in Fidschi, die wir auf der COP24 vorgestellt haben. Diese Richtlinien geben uns einen Plan an die Hand, wie wir unsere Gemeinden in den Umsiedlungsprozess einbinden können, wie wir eine angemessene Koordination zwischen verschiedenen Behörden gewährleisten, wie wir den Prozess gendersensibel gestalten und marginalisierte Gruppen wie Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen berücksichtigen können.

Die Verlagerung der Infrastruktur wird eine weitere bedeutende Herausforderung sein, da die Auswirkungen des Klimawandels beginnen sich zu materialisieren. Jeder, der die fidschianische Insel Ovalau – Standort der ersten Hauptstadt Fidschis, Levuka – besucht hat, weiß, dass die Straße, die die Insel umrundet und direkt am Ufer verläuft, überflutet und weggespült wird. Und es gibt weitere öffentliche Infrastruktur in Fidschi, wie Schulen, medizinische Zentren und Versorgungseinrichtungen, die aus der Gefahrenzone gebracht werden müssen. Wir müssen uns jetzt mit Handlungsfähigkeit wappnen. Wir können nicht darauf warten, dass die Gemeinden von den herannahenden Fluten überschwemmt werden. Wir brauchen einen ganzheitlichen Ansatz, wir brauchen angemessene Ressourcen, und zwar sofort.

Unser neuer Treuhandfonds ist unbestreitbar eine der wirksamsten Möglichkeiten, unseren Gemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel zu helfen. Und er ist auch unbestreitbar eine der wirksamsten Möglichkeiten, wie unsere internationalen Partner unsere Anpassungsbemühungen unterstützen können. Wir finanzieren den Treuhandfonds von nun an regelmäßig durch einen Prozentsatz der Einnahmen aus unserer Umwelt- und Klimaanpassungsabgabe. Nach derzeitigen Prognosen wird die jährliche Zuweisung hieraus etwa fünf Millionen Dollar betragen. Aber das reicht nicht aus. Wir freuen uns auf zusätzliche Unterstützung, um diese enorme Aufgabe zu bewältigen. […]

 

Zum Originaltext der Rede (auf Englisch)