China und die Energiewende

Weitblick Artikel

China and the energy transition in Germany

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China und die Energiewende

Synergien und Kooperationen zwischen China und Deutschland

 
Die Volksrepublik China steht vor immensen Herausforderungen. Es gilt, wirksame Strategien für eine soziale, klimafreundliche und umweltverträgliche Entwicklung aufzuzeigen und umzusetzen. Der durchschnittliche CO2-Pro-Kopf-Ausstoß in China bewegt sich mit 7,2 Tonnen inzwischen nahezu auf einem europäischen Niveau. Das Land erlebt einen Bauboom, der durch den Zuzug von geschätzten 350 Millionen Menschen bis zum Jahr 2020 in Chinas Städte weiter angetrieben wird. Außerdem ist geplant, bis 2030 mehr Kraftwerke zu bauen, als derzeit in den USA, Australien und England zusammen am Netz hängen.

Diese rasante, anhaltende Wirtschaftsentwicklung und Urbanisierung in China erfordert eine konsequente Umsetzungsarbeit von Niedrigemissions- und Klimaschutzstrategien. In den letzten Jahren konnte die chinesische Regierung hierbei bereits wichtige Erfolge erzielen. Im Vergleich zum Jahr 2006 erreicht China heute die gleiche Wirtschaftsleistung mit 20 Prozent weniger Energieeinsatz. Das Land ist längst Weltmeister bei Erneuerbaren Energien, stellt täglich 36 neue Windturbinen auf. Es arbeitet an einem Stromnetz, das den erneuerbaren Strom vom Westen zu den Metropolen an der Ostküste bringt. Zugleich baut es rasant das Fernzugsystem aus und sattelt den kompletten öffentlichen Personennahverkehr in einigen Städten auf Hybridfahrzeuge und Elektromobilität um.

Im aktuellen Fünfjahresplan führte die chinesische Regierung verbindliche Umweltziele ein und initiierte Pilotprogramme zur kohlenstoffarmen Entwicklung für immerhin ein Viertel der Bevölkerung in Provinzen und Städten. Diese „Low-Carbon Development“-Pilotregionen in China und die Energiewende in Deutschland sind derzeit die international wohl am meisten beachteten und kritisch beleuchteten „Großexperimente“ für den notwendigen klimaverträglichen Umbau. Wenn diese beiden Staaten in der Lage sind, ein Wohlstandsmodell mit einem entschiedenen Niedrig-Emissionspfad zu vereinen, dann hat dies weltweit eine große Bedeutung.

China kann ein wichtiger Partner für die Umsetzung der deutschen Energiewende sein. Beide Staaten haben Stärken, die sich konstruktiv ergänzen können. Die enormen Chancen für Kooperationen und Synergien gilt es auf den verschiedenen Ebenen auszubauen und zu nutzen.

Die Städte und Gemeinden sind in Deutschland ebenso wie in China zentral für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und der „Low-Carbon Development“-Pilotregionen. Ein Erfolg dieser Vorhaben wird maßgeblich von positiven Erfahrungen vor Ort abhängen. Auf der kommunalen Ebene müssen die Klimaschutzziele und -konzepte angepasst und umgesetzt, die Bürger, Unternehmen, Initiativen und kommunalen Einrichtungen eingebunden werden. Nur dies kann Akzeptanz schaffen.

Städtepartnerschaften zu Klimapartnerschaften weiterzuentwickeln ist ein sehr vielversprechender Ansatz, um die Kooperation und den wechselseitigen Wissensaustausch über praxistaugliche Konzepte auf lokaler Ebene auszubauen, Vertrauen zu schaffen und Klimaschutz auf der Agenda zu verankern. Ein wichtiges Beispiel ist die Stadt Bonn. Sie plant gemeinsam mit ihrer Partnerstadt Chengdu, Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, den Dialog und Erfahrungsaustausch zu Klimaschutz und nachhaltiger Stadtentwicklung zwischen Entscheidungsträgern und Experten aus Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft aus Chengdu und Bonn auszubauen. Auf Basis der Städtepartnerschaft können so Synergieeffekte erzeugt und Kooperationen entwickelt werden, die den Wandel zu einem emissionsarmen Entwicklungspfad und einer nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in beiden Städten unterstützen und wechselseitige Lernprozesse anstoßen.

Dirk Rommeney

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