Die Menschen sind sich der Gefahr nicht bewusst

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Die Menschen sind sich der Gefahr nicht bewusst

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Los pobladores no están conscientes del peligro

Interview mit Julio Luciano Shuan, Bürgermeister des Andendorfes Llupa in Peru
Weitblick-Bild 3/14: Julio Luciano Shuan

Julio Luciano Shuan

 
Für die Bewohner der peruanischen Andenregion tut sich ein Paradox auf: Während der Zugang zu sauberem Wasser immer schwieriger wird, steigt das Risiko durch zu viel Wasser. Durch den Klimawandel schmilzt die Schneedecke der Anden, Flutkatastrophen drohen. In Huaraz, einer Stadt nahe der peruanischen Gebirgskette „Cordillera Blanca“, proben die BewohnerInnen den Ernstfall. Tausende könnten einer Flut zum Opfer fallen, warnen Experten. Ein Gespräch mit Julio Luciano Shuan, Bürgermeister des Andendorfes Llupa, der sich und seine Gemeinde vor Überflutung schützen will.

Herr Luciano Shuan, an der jüngsten Evakuierungsübung in Huaraz haben nur wenige Menschen teilgenommen. Klimawandel und Flutrisiko sind für viele nicht greifbar. Warum?

Bei der Bevölkerung fehlt das Bewusstsein für diese Probleme. Die regionale Verwaltung hat hier zu wenig getan, die Menschen über das Flutrisiko aufzuklären. Dazu kommt, dass die Evakuierungsübung nur in der Stadt stattgefunden hat, nicht aber in den Dörfern, die näher an den Gletschern liegen.

Warum richten Sie als Bürgermeister Ihren Blick dennoch auf den Klimawandel und seine Folgen?

Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Ernten aus. Neben Frost in den Morgenstunden, nimmt auch der Hagel zu. Außerdem verschiebt sich der Beginn der Regenzeit, was gute Ernten verhindert. Insgesamt verändern sich die Wettermuster. Es müssten Wasserreservoirs gebaut werden, doch die Politiker halten ihre Versprechen nicht ein, sich darum zu kümmern.

Sehen Sie sich und Ihr Dorf akut gefährdet von Überflutungen?

Ja, besonders betroffen wären die Gebiete, die am niedrigsten liegen. Aber die Menschen sind sich der Gefahr nicht bewusst. Teile meines Dorfes wären vermutlich weniger betroffen, weil sie höher liegen. Das Hauptproblem ist, dass die Menschen die Evakuierungswege, sofern überhaupt vorhanden, nicht kennen.

Hat die Politik Schritte eingeleitet, um das Risiko nachhaltig einzudämmen?

Ich sehe nicht, dass die Regionalregierung besonders aktiv ist, das Flutrisiko einzudämmen oder überhaupt intensiv zu diskutieren. Zwar versucht die Gemeindeverwaltung des Distriktes, in dem mein Dorf liegt, kleinere Projekte anzustoßen, ein umfassendes Konzept erkenne ich derzeit aber nicht.

Wen sehen Sie hier in der Verantwortung?

Vor allem natürlich die Lokalpolitiker, also die Bürgermeister in den Dörfern und Distrikten. Aber auch Firmen, die mit ihren gefährlichen Treibhausgasen die Umwelt verschmutzen. Diese Unternehmen sollte man zur Verantwortung ziehen und dazu verpflichten, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.


Interview: Alexander El Alaoui & José Valdivia Roca
(Übersetzung: Noah Walker-Crawford)