Blogpost | 19 September 2019

Finanzielle Risiken für Solarinvestitionen in Indien und mögliche De-Risking Instrumente

Ein Gastbeitrag von NC Thirumalai des indischen Thinktanks CSTEP (Center for Study of Science, Technology and Policy)
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Indien verfügt über ein extrem großes Potenzial für die Stromgeneration aus Solarenergie. Entsprechend ehrgeizig sind die nationalen Ziele für den Ausbau des Solarenergiesektors. Bis 2022 will Indien eine Installationskapazität von 175 Gigawatt erneuerbarer Energien erreicht haben, wovon Solarenergie 100 Gigawatt ausmachen soll. Die Entwicklung des Sektors und der wachsende Markt bieten ein enormes Potenzial für private Großinvestitionen.

Der verhältnismäßig junge Markt für Solarenergie birgt jedoch auch Risiken, die derzeit insbesondere für internationale Investoren den Spielraum für große Investitionen einschränken:

Eine der größten Sorgen der Anleger ist die Abhängigkeit von ausländischer Finanzierung in diesem Sektor aufgrund des sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums und der damit einhergehenden wachsenden Besorgnis über sogenannte notleidende Vermögenswerte (non-performing assets) im Inland. Außerdem behindern die hohen Zinsen und die kurze Laufzeit der Kredite den Investitionszyklus. Dies schmälert das Vertrauen der Investoren und verlangsamt den Geldfluss in den Erneuerbaren-Sektor. Daneben kommt es vor, dass Zahlungsverzögerungen bei den Energieversorgern und die Nichteinhaltung der vertraglich vereinbarten Stromabnahme (Power Purchase Agreement) die Fertigstellung von Projekten behindern und damit ihrer Bonität schaden. Außerdem führt die Inkonsequenz der Tarifsätze zu Unsicherheiten bei den Investitionsrenditen und entspricht somit oft nicht den Erwartungen der Investoren. Bei Finanzierungsvehikeln, wie Green Bonds fehlt die Spezialisierung auf Investitionen in den Solarbereich.

Das Projekt „De-Risking internationaler Investitionen im indischen Solarenergiesektor“ von Germanwatch, TERI  (The Energy and Resources Institute) und weiteren indischen Projektpartnern identifiziert Investitionsrisiken und handelt unter Beteiligung politischer Entscheidungsträger*innen und anderer relevanter Akteursgruppen entsprechende De-Risking-Instrumente aus. Erste Zwischenergebnisse identifizieren eine Reihe häufig auftretender Investitionsrisiken im indischen Solarenergie-Markt und mögliche Maßnahmen zur Risikominderung.

Sechs Hauptrisiken und ihre entsprechenden De-Risking-Strategien:

1. Währungsschwankungen – Das Risiko der Abwertung der indischen Rupie gegenüber dem US Dollar und der Kreditrisikoprämie erhöht die Absicherungskosten

De-Risking durch:

  • Staatlich geförderte Devisenkursabsicherungsfazilität: In Situationen mit erwarteter Währungsabwertung absorbiert diese Möglichkeit einer Kreditaufnahme die Wechselkurskosten und stellt sicher, dass der Entwickler den vertraglich vereinbarten Wechselkurs gemäß den Vereinbarungen zahlt.
  • Dollar-Tarifpolitik: „Government to Government“-Vereinbarungen zur Verwaltung schwankender Währungskurse.

2. Abnahme-Risiko – Zahlungsausfälle der Stromversorgungsunternehmen

De-Risking durch:

Infrastruktur-Schuldenfonds (IDFs): Von Indiens Zentralbank, der Reserve Bank of India (RBI), regulierte Finanzunternehmen (Non-Banking Financial Companies) sollen für Solarprojekte die Zahlungsverzögerungen für Energieunternehmen verringern. Durch:

  • Einen Zahlungssicherheitsmechanismus: Eine kurzfristige Lösung der Regierung bei der Bereitstellung von zinsfreiem Betriebskapital für Solarprojekte, um das Abnahmerisiko oder das Kreditrisiko der Gegenpartei zu minimieren. Im Gegenzug verbessern sich das Kreditrating und das Rating des Investments – der Investment Grade Status.
  • DISCOM Umschuldung: Das sogenannte UDAY-Programm des indischen Energieministeriums zur Verbesserung der finanziellen Stabilität der Stromübertragungsunternehmen (distribution companies, DISCOMs) regelt die Übernahme von bis zu 75 % ihrer Schulden und die Ausgabe von Anleihen zur Verbesserung ihrer Bedürfnisse.

3. Qualitätsrisiko – Verzögerungen bei der Projektabwicklung durch unzureichende Infrastruktur und Zahlungsverzögerungen führen zu einer Herabsetzung der Projekt-Bonität.

De-Risking durch:
Einen Quality Partial Credit Guarantee Mechanismus: Die Erwirkung eines verbesserten Kreditratings durch Intervention der Regierung sowie einer Bestandsaufnahme eines Schuldenanteils

4. Kapitalrendite – Schwankungen der Solarenergie zwischen Tag und Nacht, bei Bewölkung, etc. führt zu schwankenden Tarifen und damit zu einer reduzierten Kapitalrendite.

De-Risking durch:

Einen Infrastruktur Investment Trust (InvIT): Reduziert das Risiko für die Aktionäre durch eine Bündelung von Projekten (einschließlich Cashflows und Renditen) mit gesicherten Dividenden.

5. Mangel an inländischem Kapital – Die teilweise Finanzierung von Instrumenten, die nicht vollständig für Solarinvestitionen ausgestattet sind, als Folge mangelnder Überprüfung der Sorgfaltspflichten (Due Diligence-Prüfung).

De-Risking durch:
Grüne Masala-Anleihen: Anleihen mit geringem Risiko, die das Haushaltsdefizit durch die Kanalisierung von internationalem Kapital in indische Solarprojekte beheben können.

6. Potenzielle zukünftige Unsicherheiten – Fehlende historische Daten über die Entwicklung des Marktes und sinkende Einnahmen senken die Moral der Investoren.

De-Risking durch:
Green Banks: Diese bieten Risikogarantie-Mechanismen, die die Investitionskosten senken und den Investoren ein Sicherheitsnetz bieten.

 


Gefördert durch

Stiftung Mercator

Author(s)

Verfasser: NC Thirumalai (CSTEP)
Übersetzung: Franziska Marten

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Referentin für Klima und Entwicklung – Indien