Meldung | 01.10.2015

Milchkrise bedroht vor allem kleinere Höfe in Deutschland und Landwirte in Afrika

21 Organisationen warnen Agrarminister Schmidt mit offenem Brief vor Strukturbruch in der Milcherzeugung
Offener Brief zur Milchkrise an Bundesagrarminister Schmidt, S.2

Ein halbes Jahr nach dem Auslaufen der Milchquote, die die Erzeugung in der Europäischen Union 30 Jahre lang begrenzte, bewegen sich die Preise nahe eines historischen Tiefstands. Anlässlich der Agrarministerkonferenz in Fulda fordert Germanwatch gemeinsam mit 20 Bauern-, Entwicklungs- und Umweltverbänden Bundesagrarminister Christian Schmidt zum Handeln auf: Die Regierung muss Maßnahmen verabschieden, um die ruinösen Preise zügig wieder auf ein kostendeckendes Niveau zu heben. Sonst droht ein verheerender Strukturbruch.

Der dramatische Preisverfall bedroht vor allem kleine und mittelgroße Betriebe, die ihre Kühe noch auf die Weide schicken. Dies bedroht die Grundlage für eine umwelt- und tierfreundliche Milcherzeugung. Zudem würden Exporte zu Niedrigpreisen weiter zunehmen. Dies untergräbt die Existenz der Viehhalter in den Zielländern, vor allem auf dem größten Absatzmarkt Afrika.

Schon vor dem Ende der Quotenregelung im April dieses Jahres hatten viele Milcherzeuger in Deutschland und anderen EU-Ländern ihre Produktion deutlich erhöht. Nun trifft diese größere Menge an Milch auf eine stagnierende Nachfrage in Europa und weltweit: Die Erzeugerpreise sind von kostendeckenden 40 Cent auf weniger als 28 Cent pro Liter gesunken - mit weiter fallender Tendenz.

Um einen Strukturbruch zu verhindern, fordert Germanwatch gemeinsam mit 20 weiteren Organisationen Landwirtschaftsminister Christian Schmidt in einem offenen Brief auf, die Milchpreise zügig zu stabilisieren. Es ist jetzt vor allem notwendig Anreize zu setzen, die die Milcherzeugung verringern. Stabilere und kostendeckende Preise sind die Grundlage für eine Milcherzeugung, die den gesellschaftlichen Anforderungen nach ländlicher Entwicklung, Umwelt- und Tierschutz gerecht wird. Und zugleich nehmen diese Druck von den Landwirten in Entwicklungs- und Schwellenländern.


Der Offene Brief (als PDF-Datei):

 

Unterzeichnende Organisationen:

  • Agrar Koordination
  • Aktion Agrar
  • Aktion 3.Welt Saar
  • Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (AbL)
  • Bundesverband Berufsschäfer e.V.
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
  • Demeter e.V.
  • Deutscher Tierschutzbund e.V. (DTSchB)
  • Die Bäcker. Zeit für Geschmack e.V.
  • Euronatur – Stiftung Europäisches Naturerbe
  • Germanwatch e.V.
  • Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL) e.V.
  • Greenpeace e.V.
  • Kampagne Meine Landwirtschaft
  • Liga für Hirtenvölker und nachhaltige Viehwirtschaft e.V.
  • NaturFreunde Deutschlands e.V.
  • PROVIEH Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
  • Sarah Wiener Stiftung
  • Slow Food Deutschland e.V.
  • Welttierschutzgesellschaft e.V.
  • Zukunftsstiftung Landwirtschaft