Wenn nichts geschieht, droht der Kollaps

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Wenn nichts geschieht, droht der Kollaps

Für die Versicherungswirtschaft ist die Klimaänderung ein Faktum. Germanwatch bringt Passagen aus einem aktuellen Fachartikel von Dr. Andrew Dlugolecki, einem erfahrenen ehemaligen Manager aus dieser Branche.

"Der Klimawandel wird für die Versicherungsbranche immer mehr zum Thema. Effektive Maßnahmen zur Beendigung des Klimawandels brauchen aber mehr als Risikomanagement. Die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor kann ein äußerst effizienter Weg sein. Sollte die Entwicklung so weitergehen wie bisher, könnte der Klimawandel für die Versicherungsbranche zur Existenzfrage werden.

Die Gefahren des Klimawandels werden unterschätzt

(...) Dem Anstieg der Schäden wird eine größere Nachfrage nach öffentlichen und privaten Versicherungsinstrumentarien zur Entschädigung der Opfer folgen. (...)

Weltweit verdoppeln sich die durch Naturkatastrophen verursachten wirtschaftlichen Verluste alle zehn Jahre. Sollte sich die gegenwärtige Entwicklung fortsetzen, werden sie im nächsten Jahrzehnt bei etwa 150 Mrd US-$ jährlich liegen, ab dem Jahr 2065 könnten sie sogar das Weltsozialprodukt übertreffen. Die versicherten Schäden steigen noch schneller. Trends, die sich in Zukunft beschleunigen könnten. Möglicherweise beginnt dieser Prozess gerade. (...)

Die Veränderungen, die Wissenschaftler für das Wetter in Europa für das Jahr 2050 vorhersagen, könnten ein scharfes Anwachsen der Risiken, die besonders Rückversicherer betreffen, bedeuten. Die Risikobelastung für extremes Wetter könnte sich um den Faktor 9 verändern (...).

Versicherer können der Problematik begegnen, indem sie ihre Haftungsbedingungen reduzieren, im Extremfall Hochrisikoregionen einfach meiden. Eine Strategie, die angesichts der Tatsache, dass der Aktienmarkt Unsicherheit verabscheut, durchaus verständlich ist. Aus einer breiteren ökonomischen Perspektive betrachtet wäre es jedoch sinnvoll, Versicherer würden helfen, die Risiken zu handhaben, anstatt das anderen zu überlassen. Ohne Risikotransfer wird das Vertrauen in die Wirtschaft abnehmen, Vermögenswerte werden verfallen und eine Erholung von Katastrophen wird schwieriger. (...)

Der durchschnittliche Anlageverwalter versteht den Klimawandel gegenwärtig noch nicht als Investitionsrisiko; Finanzberater scheinen seine Bedeutung für die Industrie noch nicht erkannt zu haben, was wiederum die Bewusstseinsbildung der Investoren verzögert. (...)

Eine Vorbedingung marktorientierter Lösungen ist, dass Regierungen die Rahmenbedingungen schaffen, die die Finanzdienstleister brauchen, um Vertrauen und Legitimität zu gewinnen.

(...) Die Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Versorgung mit investitionsrelevanten Informationen zu den Risiken des Klimawandels müssen geschaffen werden. (...)"

Aus: Versicherungswirtschaft, 58. Jahrgang 1. Januar 2003  Heft 1