Pressemitteilung | 24.01.2000

Erreichen des deutschen Klimaziels in greifbare Nähe gerückt.


GERMANWATCH - Presseerklärung zu den Fortschritten Deutschlands bei der Reduzierung von Treibhausgasen

Bonn, 24. Januar 2000: Der Primärenergieverbrauch in Deutschland sank im Jahr 1999 um
1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.(1) Damit sanken die bundesdeutschen energiebedingten Kohlendioxidemissionen, wie Dr. Manfred Treber, Klimareferent der Nord-Süd-Initiative Germanwatch, ausgerechnet hat, um etwa 3,5 Prozent. "Wir sind dem Erreichen des ehrgeizigen deutschen CO2-Ziels bis 2005 ein großes Stück näher gekommen. Wenn das Bundeskabinett im Juni diesen Jahres tatsächlich eine Klimaschutzstrategie mit den notwendigen wirkungsvollen Maßnahmen verabschiedet, wie es Kanzler Schröder auf dem Weltklimagipfel in Bonn letzten Oktober angekündigt hat, ist die Meßlatte noch zu erreichen."

Kohlendioxid (CO2) ist das Treibhausgas, das zur menschgemachten Klimaerwärmung mit Abstand am meisten beiträgt. Die Bundesregierung hat beschlossen, bis zum Jahr 2005 die deutschen CO2-Emissionen um 25 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Mit der neuesten Entwicklung ist eine Reduktion der energiebedingten Emissionen um fast 17 Prozent gegenüber 1990 erreicht. Damit würde eine Verminderung der Emissionen um ungefähr 1,5 Prozent pro verbleibendem Jahr ausreichen, um das Ziel zu verwirklichen.

Diese erfreuliche Entwicklung ist auf viele Faktoren zurückzuführen: Die Kohle verlor weiter an Bedeutung. Wegen des relativ warmen Winters mußte weniger als im Vorjahr geheizt werden. Und die Steigerung der Energieeffizienz durch die Einführung neuer Techniken überkompensierte das Wirtschaftswachstum. "Auch die Einführung der Öko-Steuer zeigt jetzt schon erste Wirkung", kommentiert Christoph Bals, Kampagnenleiter bei Germanwatch. "Der Verbrauch an Otto-Kraftstoff stagnierte weiterhin, obwohl der Pkw-Bestand viel stärker zugenommen hat als im Vorjahr. Dies zeigt, daß die Autofahrer zunehmend auf Klimaschutz achten. Auch bei den Heizungen zeigt sich: immer mehr stellen von Öl auf Brennwertanlagen mit Gas um. Gerade die aufgeblähte Diskussion um die Ökosteuer führt dazu, daß Lenkungswirkungen der Ökosteuer früher als erwartet eintreten. Ein guter Teil der durch die Ökosteuer steigenden Energiekosten wird durch das energiebewußte Verhalten der Deutschen kompensiert."

So erfreulich die beschriebene Entwicklung ist, gibt sie jedoch leider nicht die umfassende Entwicklung der von Deutschland ausgehenden Treibhausgasemissionen wieder: Der internationale Luft- und Seeverkehr ist - wie in allen Industrieländern – von der Ökosteuer ebenso wie bei der Bilanzierung der Emissionen ausgenommen. Bezieht man den starken Zuwachs – vor allem beim grenzüberschreitenden Luftverkehr – ein, ist auch die deutsche Klimabilanz nicht mehr ganz so positiv, wie es derzeit den Anschein hat.
 

1. Vorläufige Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen vom 19.1.2000; Tel. 030/89789-696