Politische Maßnahmen zum Schutz von klimabedingten Migranten zur Diskussion gestellt

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Politische Maßnahmen zum Schutz von klimabedingten Migranten zur Diskussion gestellt

 

Eurasylum führte im September 2011 ein Interview mit Margareta Wahlström (Special Representative of the Secretary- General for Disaster Risk Reduction) zu den neusten Beweisen der Klimamigration. Germanwatch dokumentiert Auszüge aus dem Interview.

"Die oberste Priorität ist es zu erkennen, dass Migration größtenteils ein positives Phänomen ist, das konjunkturelle Möglichkeiten schafft. Eine Reihe von Studien hat die positiven Auswirkungen von Migration auf die Wirtschaft identifiziert. Wenn diese anerkannt werden, dann ist es die wichtigste Aufgabe, die Sicherheit und das Gemeinwohl der Migranten zu gewährleisten und dass ihre Investitionen in den Gastländern oder ihre  Rücküberweisungen in die Heimat keinem Risiko ausgesetzt sind oder von natürlichen Gefahren beeinträchtigt werden. Daher ist es erforderlich, dass Risikoinformationen öffentlich zugänglich sind, um den Migranten und ihren Familien das Treffen von geeigneten Entscheidungen zu ermöglichen – zum Beispiel, wo sie sich niederlassen und wo sie ihre Geschäfte eröffnen. Auf nationaler Ebene sollten politische Entscheidungen, die bezüglich Migranten getroffen werden, potenzielle Risiken natürlicher Gefahrenumstände vollständig berücksichtigen.

Eine weitere mittelfristige Maßnahme ist, mit Ländern und Gemeinschaften zusammenzuarbeiten, die wegen der Klimaauswirkungen unter besonderem Druck stehen. Hier können wir einen Beitrag zu einer Anpassung an nationale Entwicklungsstrategien und Investitionen leisten, die den Menschen in besonders betroffenen Gegenden Alternativen bereitstellen; ökonomische Möglichkeiten, um andere Einkommensquellen zu entwickeln und um derzeitige Quellen der Existenzgrundlagen zu  verbessern. Diese dringende Angelegenheit ist in den aktuellen Entwicklungsmodellen noch nicht genügend berücksichtigt und eine Umorientierung wird teuer werden, sobald der Fokus verändert wird.

Wie Katastrophenrisikominimierung, sollten politische Migrationsrichtlinien sowohl  zukunftsorientiert – eher wie eine vorausschauende Investition in die Zukunft – als eine reaktive Haltung in der Gegenwart und auf Einschätzungen von gegenwärtigen und zukünftigen Migrationsströmen beruhen. Wie gesagt, in vielen Fällen kann Migration ein positives Ergebnis sein, das die Anpassungsfähigkeit der Gesellschaften erhöht. Zeitweise Migration und erhöhter Zugang zu Ressourcen und Nutzungsberechtigungen kann  Gesellschaften helfen, ihre Existenzgrundlagen variabler aufzustellen, so dass sie weniger anfällig gegenüber Klimarisiken sind. Viele der aktuellen Strategien minimieren das Risiko nicht und schlecht durchdachte Dürren- und Überflutungshilfestrategien können gewissermaßen die Anfälligkeit für zukünftige Dürren und Fluten von Gesellschaften festschreiben. Diese Strategien müssen durch Risikominderungsmethoden ersetzt werden, die sich an die grundlegenden Anfälligkeitsursachen richten, die in  Vertreibung und erzwungener Migration resultieren. Der Rio+20-Gipfel im Juni 2012 wird eine   entscheidende Möglichkeit sein, um sicherzustellen, dass zukünftige strategische Entscheidungen, die die nachhaltige Entwicklung betreffen, sich auf eine sorgfältige Bemessung der Katastrophenauswirkungen beziehen: dem dargestellten Risiko durch die Gefahren und der vollständigen Einbeziehung  von Katastrophenrisikominimierung, um bestehende und zukünftige Entwicklungserfolge zu bewahren."

(Übersetzung durch Germanwatch)
Quelle: http://www.unisdr.org/archive/