Indiens Emissionsintensitätsziel liegt im Mittelfeld

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Indiens Emissionsintensitätsziel liegt im Mittelfeld

Die Bewertung des indischen INDCs bedarf der Berücksichtigung einer Vielzahl von Faktoren. Ausgehend von der eigenen Analyse bezieht das Centre for Policy Research (CPR) auch internationale Bewertungen in eine vorläufige Einschätzung ein.

Germanwatch übersetzt Auszüge des Blogbeitrags des CPR zu Indiens INDC vom 13. Oktober 2015.

[...] Die Form des INDCs verdeutlicht, dass Indiens absolute Emissionen bis 2030 und länger zunehmen werden, so wie es für die Entwicklung nötig ist – allerdings mit einem langsameren Emissionszuwachs pro BIP-Einheit. [...]

Aus einer nationalen Perspektive erscheint Indiens Emissionsintensitätsziel am zurückhaltenden Ende des möglichen Spektrums. Eine aktuelle Studie nationaler Energiemodelle zeigt, dass die 33–35 %-Reduktion zu einer Emissionsintensität führt, die am unteren Ende der Referenzszenarien liegt. [...] Die Zielsetzung könnte einem relativ niedrigen Engagement seitens der Politik oder sogar einem Normalablauf entsprechen.

Allerdings müssen Eckdatenvergleiche solch modellierter Vorhersagen mit Vorsicht betrachtet werden, da sie in vielen Fällen die Relation zwischen Emissionsreduktion und BIP nicht in Gänze darstellen können. Außerdem besteht bei Indiens sich rapide ändernder Wirtschaft und strukturellen Transformationen einige Unsicherheit bezüglich der Vorhersage von Indiens möglichem Entwicklungspfad. Die zur Verfügung stehenden Studien geben auch wenig Information darüber her, inwieweit die anderen Entwicklungsziele wie Energiesicherheit, Inklusion und Umweltziele erreicht werden sollen, was wiederum die Prognosen in Frage stellt. Um das Emissionsintensitätsziel genauer zu analysieren, wären Studien notwendig, die diese Unzulänglichkeiten überwinden.

[...] Das Emissionsintensitätsziel gibt einen Einblick in Indiens zukünftige Emissionstrends für absolute und Pro-Kopf-Emissionen, auch wenn die genauen Zahlen stark vom künftigen Wirtschaftswachstum abhängen. [...]

Das obere Ende der Emissionsszenarien von etwa 7500 Mt CO2-Äquivalenten wird von der im INDC geäußerten Annahme gestützt, dass das BIP stark wächst. [...] Ob diese Wachstumsrate von 8,6% in den kommenden 15 Jahren gehalten werden kann, ist allerdings fraglich. Annahmen zu Emissionswerten, die auf niedrigeren Wachstumsraten basieren, sollten auch berücksichtigt werden. Diese führen zu moderateren absoluten Emissionswerten für Indien in 2030: zwischen 4500–6000 Mt CO2-Äquivalente. Im internationalen Zusammenhang betrachtet, machen Indiens Emissionsszenarien einen großen Anteil der globalen Emissionen von 42 Gt CO2-Äquivalenten in 2030 aus, die notwendig sind, um mit einer ausreichenden Wahrscheinlichkeit unter dem 2° C-Limit zu bleiben.

Andererseits zeigen die Zahlen, dass Indiens Pro-Kopf-Emissionen viel geringer sind als in anderen Ländern. Zum Beispiel werden sich voraussichtlich die Pro-Kopf-Emissionen von China und den USA in 2030 12 Gt CO2-Äquivalenten nähern. Indiens Emissionen werden aber sogar 2030 deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 6,6 Gt CO2-Äquivalenten im Jahr 2012 liegen.

Bislang fehlen offizielle Bewertungskriterien, mit denen die Minderungsziele der Länder beurteilt werden können. Deshalb nehmen viele Wissenschaftler und zivilgesellschaftliche Organisationen Länderrankings anhand verschiedener Merkmale vor.

Zum Beispiel wird Indiens INDC basierend auf einer kombinierten Bewertung verschiedener Gerechtigkeits- und Leistungsindikatoren als „mittel“ eingeschätzt. Wird jedoch eine reine Gerechtigkeitsmetrik angewandt, beurteilen die Analysen Indiens Beitrag als ungefähr treffend, gemessen am zu tragenden Anteil.

Eine andere Analyse bezeichnet Indien anhand von drei Ambitionsdefinitionen als „weniger ambitioniert“: anvisierte Emissionskurve, Emissionsintensitätsziel und die notwendige Verminderung, um das Ziel zu erfüllen, im Vergleich zur Emissionsschätzung – keines davon ist ein Gerechtigkeitskriterium.

Diese verschiedenen Indikatoren verdeutlichen, dass das Ergebnis stark vom Bewertungsansatz abhängt. Indien schneidet bei gerechtigkeitsfokussierten Indikatoren gut ab, aber bei Indikatoren zur Zielerreichung im engeren Sinne weniger gut und bei kombinierten Ansätzen mittelmäßig.

Wenn man die nationalen und internationalen Vergleiche zusammen betrachtet, fällt die relative Beurteilung von Indiens Emissionsintensitätsziel (ohne die anderen Minderungskomponenten des INDC) als „mittelmäßig“ aus, sowohl aus nationaler als auch internationaler Perspektive.
Um sich ein vollständiges Bild machen zu können, sind ergänzende Prüfungen weiterer Aspekte des indischen INDCs notwendig, einschließlich sektoraler Ziele wie für den Elektrizitätsbereich, die wir in weiteren Blogs analysieren werden.


Quelle: https://cprclimateinitiative.wordpress.com/2015/10/13/understanding-indias-emissions-intensity-pledge/