Der Handlungsdruck steigt

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Der Handlungsdruck steigt

2015 – ein Jahr im Zeichen des Klimawandels
Weitblick-Bild 3/15: Korallenbleiche

Aktuelle Korallenbleiche im Pazifik: 2015 wird die Erderwärmung wohl erstmals über 1 °C im Vergleich zu vorindustrieller Zeit betragen. (Foto: XL Catlin Seaview Survey)

Der Klimawandel im Jahr 2015 ist offenbar: Erstmals in der Geschichte der Menschheit wird die symbolträchtige Marke von 400 ppm CO2 in der Atmosphäre überschritten. 2015 ist mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich wärmer als 2014, das bisher wärmste Jahr. Ein sich anbahnender El-Niño – die „Wetterschaukel“ im Pazifik – bedeutet weltweite Auswirkungen von Dürren und Überschwemmungen. Eine globale Korallenbleiche – die Dritte nach 1998 und 2010 – findet statt und wird sich in den nächsten Monaten zuspitzen.

Bereits heute sind die Folgen des Klimawandels weltweit auf allen Kontinenten und in allen Weltmeeren spürbar. Der Klimawandel wirkt als ein Verstärker für Wetterextreme, Hitzewellen, Dürren, Überflutungen und Sturmereignisse. Dabei sind es nicht nur die großen Ereignisse, die es durch das Rauschen der alltäglichen Medienflut schaffen. So etwa Taifun „Pam“, der zu Beginn des Jahres mehrere pazifische Inselstaaten verwüstete, oder Hurrikan „Patricia“ im Oktober, der stärkste je gemessene tropische Wirbelsturm. Es ist auch die Vielzahl an „unsichtbaren“ Katastrophen, die den Handlungsdruck verdeutlichen. Gerade wurde der Jemen, bisher kein Durchzugsgebiet von Wirbelstürmen, von zwei Zyklonen betroffen. In Somalia entsteht zurzeit eine Dürre, die mehr als vier Millionen Menschen betrifft und jeden Vierten davon in die Flucht zu zwingen droht.

Es trifft die Ärmsten

Klimawandelauswirkungen treffen die Ärmsten und Verletzlichsten besonders. Germanwatch stellt zu jedem Klimagipfel die globalen Auswirkungen von Überflutungen, Stürmen und Dürren im Klima-Risiko-Index dar. Die größten menschlichen Opfer und Verluste sind dabei in den armen Entwicklungsländern zu beklagen. Die größten relativen wirtschaftlichen Schäden ebenso, genauso wie in Inselstaaten und anderen Entwicklungsländern. Die höchsten absoluten ökonomischen Schäden verzeichnen aufgrund der hohen wirtschaftlichen Werte Industrieländer. Im Klima-Risiko-Index sind die zehn langfristig am meisten betroffenen Länder alle Entwicklungsländer. Deswegen gehört die Schadensbegrenzung des Klimawandels auch auf die internationale Agenda und in das Klimaabkommen von Paris. In den nächsten Jahren wird das Thema immer akuter, denn es ist zu befürchten, dass ein großer Teil der Klimaerwärmung und damit auch Klimaauswirkungen, die sich aus den bisherigen Emissionen ergeben, erst noch erfolgen wird. Selbst wenn die Menschen heute noch den Treibhausgasausstoß einstellen würden, käme noch fast ein halbes Grad Erwärmung hinzu – die heute bereits in der Atmosphäre befindlichen Gase heizen noch nach. Und die Menschen hören nicht mit dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas auf.
  

Manfred Treber