Meeresspiegel: Kipp-Punkte schon in zehn Jahren erreicht?

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Meeresspiegel: Kipp-Punkte schon in zehn Jahren erreicht?

In seiner Stellungnahme zu den kommenden UN-Klimaverhandlungen in Bangkok Ende März drängt Mauritius auf schnellere IPCC-Berichte, sofortigen Klimaschutz und erhöhte Finanzierung für Anpassung.

Germanwatch bringt Auszüge aus der Stellungnahme des Inselstaates in eigener Übersetzung.

"Ein stärkerer Fokus auf abrupte Klimaveränderung ist notwendig, um schnell näher rückende "Kipp-Punkte" zu vermeiden. Der "Kipp-Punkt" für abrupte, nicht-lineare und unumkehrbare Klimaveränderungen durch den Verlust an Eis in der Arktis, Grönland und/oder der Antarktis infolge des Schmelzens und/oder Kollabierens, was einen katastrophalen Meeresspiegelanstieg herbeiführen würde, könnte sogar innerhalb von 10 Jahren erreicht werden.[...]

Die wichtigste wissenschaftliche Forschungs- und Beratungsorganisation für die [...] internationalen Klimaverhandlungen, das IPCC, behandelt noch nicht diese neuen wissenschaftlichen Anzeichen zu abruptem Klimawandel. [...] im Falle des Vierten Sachstandberichts, der im letzten Jahr veröffentlicht wurde, kommt nur Material zur Geltung, das vor Mitte 2006 veröffentlicht worden war. [...] Aber wenn [der nächste] Bericht wieder vier Jahre benötigt wie gewöhnlich, wird es zu spät sein. [...] Das IPCC sollte [daher] mit einem jährlichen Update ergänzt werden, [...] und [es] sollte innerhalb der nächsten drei Monate abrupte Klimaveränderung prioritär untersuchen. [...]

4. Ein zusätzliches Gewicht sollte auf kurzfristigen Strategien zur Abschwächung des Klimawandels liegen. Die gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse [...] erfordern sofortige Minderungsstrategien, um den in zehn Jahren möglichen "Kipp-Punkt" für abrupte und unumkehrbare Klimaveränderung, inlusive eines katastrophalen Meeresspiegelanstiegs, zu vermeiden. Dies ist entscheidend, selbst wenn die Welt gleichzeitig längerfristige Vermeidungsstrategien verfolgt. Wir müssen in beidem erfolgreich sein. Wenn wir in der kurzfristigen Emissionsminderung nicht erfolgreich sind, werden wir die langfristigen Lösungen nicht bekommen - die Regierungen der Welt werden zu entscheiden haben, wer überleben darf [engl.: practicing triage], wenn ihre Bevölkerungen vor dem Meeresanstieg in höhere Gegenden fliehen müssen.

Tief liegende Insel- und Küstenstaaten können es sich nicht leisten, viele Jahre auf den nächsten IPCC-Bericht zu warten, noch auf die zahlreichen Jahre zur Verhandlung, Ratifizierung und Umsetzung des nächsten Klima-Abkommens für die Zeit nach 2012. Handeln ist jetzt erforderlich, und heutiges Handeln wird Dividenden bringen, die die langfristigen Kosten verringern. [...]

6. Während auf Bali einige Fortschritte zum Thema Anpassung gemacht worden sind, besteht ein dringender Bedarf für sofortige und ausgedehnte Finanzierung für sich entwickelnde tief liegende Insel- und Küstenstaaten [...]. Informationen [zu Klimarisiken] sollen jetzige und zukünftige Klimagefahren in den Kontext nationaler Entwicklungsprioritäten bringen. Die Geberstaaten sollen darin ermutigt werden, Anreize für die Regierungen der Entwicklungsländer zu setzen, damit diese Anpassungsmaßnahmen umsetzen."

Quelle: UNFCCC