"Eigentor der US-Energiewirtschaft"

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"Eigentor der US-Energiewirtschaft"

David Crane, Vorstandsvorsitzender des US-amerikanischen Energieversorgers NRG, hat in einer Rede ein Plädoyer für klimafreundliche Rahmenbedingungen gehalten.

Germanwatch übersetzt Auszüge seiner Rede vom 26. September 2006.

"Als erstes möchte ich sagen: Ich glaube, dass wir nicht einfach über irgendeine geschäftliche Angelegenheit sprechen, wenn es um CO2 und seine Auswirkungen auf die globale Erwärmung geht. Wir sprechen über die Art von geschäftlichen Angelegenheiten, zu denen es möglicherweise nur einmal im Jahrhundert kommt. (...) Wie das Scientific American berichtet, ist das CO2-Problem die schwerwiegendste wissenschaftliche und technische Herausforderung, der sich die Menschheit jemals gegenüber sah.

Ich möchte klar machen, dass wir als NRG bei Fragen der CO2-Politik zu denen gehören möchten, die mitreden dürfen, und ich möchte ihnen ebenso offen sagen, dass ich im Augenblick, trotz unserer besten Bemühungen als Unternehmen, pessimistisch bin, und dass mein Pessimismus durch meine extreme Bestürzung über die Position der Energiewirtschaft zum Thema CO2 begründet wird. Während einige an die Zukunft denkende Vorstände von Energieversorgern Stellung zum Thema CO2 genommen haben, kann die Sichtweise der Stromversorger im Allgemeinen - so wie sie vom Elektrizitätsverband vertreten wird - wie folgt beschrieben werden: „Kein CO2 sehen, kein CO2 hören und nicht über CO2 sprechen." Genauer gesagt - für diejenigen von Ihnen, die es nicht wissen - ist die offizielle Sichtweise der Stromversorger, dass CO2-Beschränkungen völlig freiwillig sein sollten.

Eine auf freiwilligen Beschränkungen basierende Position zu CO2-Emissionen ist für mich unklug und letztlich ein Eigentor, weil sie sich zunehmend von der sich schnell verfestigenden Position des amerikanischen Mainstreams zum Thema CO2-Emissionen und globale Erwärmung  entfernt. Noch ärgerlicher für die Bevölkerung ist der flammende Zynismus der Position der Energiewirtschaft - die lediglich auf freiwillige Begrenzungen setzt, in einer Zeit, in der die amerikanische Energiewirtschaft vor-schlägt, für fast 100 Gigawatt neue Kohlekraftwerke zu bauen.

Man bemerke: Wenn alle herkömmlichen Kohlekraftwerke, die sich in den ganzen Vereinigten Staaten in Entwicklung befinden, fertiggestellt werden, verursachen sie zusätzlich 700 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Emissionen pro Jahr. Diese zusätzliche Menge entspricht der gesamten CO2-Emission von Spanien und Frankreich zusammen.

Mein abschließender Punkt zu CO2 für den heutigen Tag ist, dass mir in einigen Investoren-Sitzungen nahegelegt wurde, dass der NRG bei einer vorteilhaften Zertifikate-Verteilung etc. möglicherweise zusätzliche Gewinne quasi in den Schoß fallen könnten. Ich glaube, dass die Leute, die wirklich glauben, dass der Energiewirtschaft  Gewinne mit CO2 in den Schoß fallen werden, stark die Intelligenz und die Ziele von Amerikas Regulierern im Umweltbereich unterschätzen. (...)

Wir erwarten nicht, für das Emittieren von CO2 ökonomisch belohnt zu werden. Aber von der CO2-Regulierung der Zukunft erwarten wir, entweder direkt oder indirekt für die Verlagerung weg von Grundlast-Kohle, für die Erzeugung von emissionsfreier Windenergie, für das Abtrennen von CO2 in Kohlevergasungsanlagen und für die Entwicklung und wirtschaftliche Umsetzung von CO2-Abscheide-Tech-no-lo-gien ökonomisch belohnt zu werden."

Quelle: http://www.cleanenergypartnership.org/news/article_detail.cfm?id=231