Ab 2100 ein Drittel der Erde für Landwirtschaft unbrauchbar?

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Ab 2100 ein Drittel der Erde für Landwirtschaft unbrauchbar?

Eine neue Studie des Hadley Centre in Großbritannien zeigt noch schlimmere Folgen eines ungebremsten Klimawandels auf, als bisher erwartet wurde. Die Studie enthält Unsicherheiten, so dass sie das Ausmaß der Dürren sowohl unter- als auch überschätzen könnte. Für eine Unterschätzung spricht, dass sie mögliche Effekte von Veränderungen auf den Kohlenstoffkreislauf, die durch die globale Erwärmung induziert werden, nicht mit einbezieht.

Germanwatch übersetzt Auszüge aus einem Bericht des Independent vom 4.10.06.

"Extreme Dürren, die Landwirtschaft unmöglich machen, werden auf ungefähr einem Drittel des Planeten auftreten, so eine Studie des Met Office's Hadley Centre for Climate Prediction and Research.

Es ist eine der bislang entsetzlichsten Prognosen über die möglichen Effekte von weltweit steigenden Temperaturen - dennoch kann es sogar eine Unterschätzung sein, wie die beteiligten Wissenschaftler gestern mitteilten.

Die Ergebnisse, die im Rahmen eines Klimaworkshops auf der Konferenz der Konservativen Partei in Bournemouth veröffentlicht wurden, verursachten erstaunte und erschrockene Reaktionen bei Hilfsorganisationen und Entwicklungs-Fachleuten, die befürchten, dass die armen Menschen in den Entwicklungsländern am schlimmsten betroffen sein werden.

'Das ist echt erschreckend,' sagte Andrew Pendleton von Christian Aid. 'Es ist ein Todesurteil für viele Millionen Menschen. Das bedeutet Migration in einem Ausmaß, das wir bislang nicht gesehen haben und mit dem arme Länder nicht fertig werden können.'

Einer der führenden Experten Großbritanniens zu Auswirkungen von Klimaänderungen auf Entwicklungsländer, Andrew Simms von der New Economics Foundation, sagte: 'Es gibt fast keinen Bereich des Lebens in den Entwicklungsländern, der durch diese Vorhersagen nicht untergraben wird - die Fähigkeit Nahrungsmittel anzubauen, die Fähigkeit ein sicheres Hygienesystem aufzubauen, die Verfügbarkeit von Wasser. Hunderte Millionen von Menschen, für die das tägliche Überleben bereits jetzt ein Kampf ist, wird dies in den Abgrund stürzen.'

Es ist das erste Mal, dass die Bedrohung erhöhter Dürre durch den Klimawandel mit einem Supercomputer-Klimamodell wie dem des Hadley Centre berechnet wurde.

Deren Auswirkungen werden wahrscheinlich sogar größer sein, da die Ergebnisse eine Unterschätzung darstellen könnten. Denn die Studie bezog mögliche Effekte von Veränderungen auf den Kohlenstoffkreislauf, die durch die globale Erwärmung induziert werden, nicht mit ein.

In einer unveröffentlichten Studie des Met Office, in der die Effekte des Kohlenstoffkreislaufs berücksichtigt werden, sind zukünftige Dürren sogar noch schlimmer.

Die Gültigkeit der Resultate ist auf globalem Niveau  am besten, aber die klare Folgerung ist, dass in solchen Gebieten der Welt, die bereits durch Dürren angeschlagen sind, wie Afrika, die berechnete Zunahme die schwerwiegendsten Effekte haben wird.

Die Studie von Eleanor Burke und zwei Kollegen vom Hadley Centre modelliert anhand des Palmer Drought Severity Index (PDSI) die Wahrscheinlichkeit eines weltweiten Anstiegs von Dürren während dieses Jahrhunderts aufgrund von vorausgesagten weltweiten Änderungen in Niederschlag und Temperatur, die sich durch den globalen Klimawandel ergeben.

Das PDSI-Modell zeigt für gemäßigte Dürren, die auf derzeit 25 Prozent der weltweiten Erdoberfläche vorherrschen, einen Anstieg auf 50 Prozent bis 2100, für strenge Dürren einen Anstieg von derzeit ca. 8 auf 40 Prozent und für extreme Dürren einen Anstieg von 3 auf 30 Prozent der Erdoberfläche.

Erfahrene Wissenschaftler des Met Office sind vorsichtig mit der Studie, die durch das britische Umweltministerium (DEFRA) finanziert wurde. Sie betonen, die Studie enthielte Unsicherheiten: Es werde nur ein Klimamodell mit einbezogen, nur ein zukünftiges Szenario für Treibhausgasemissionen (ein mäßiges bis hohes) und nur ein Dürreindex.

Dennoch ist das Resultat nach Ansicht von Vicky Pope, der Leiterin des Klimaprogramms des Hadley Centers, 'signifikant'.

Sie kündigte an, dass jetzt weitere Arbeiten stattfinden werden mit dem Ziel, das potentielle Risiko der unterschiedlichen Dürre-Niveaus in verschiedenen Gebieten festzustellen. (...)

'Wir sprechen hier darüber, dass 30 Prozent der Erdoberfläche innerhalb weniger Jahrzehnte praktisch unbewohnbar wird, was die landwirtschaftliche Produktion betrifft', meinte Mark Lynas, Autor von High Tide, der ersten größeren Dokumentation über die sichtbaren Auswirkungen der globalen Erwärmung. 'In diesen Teilen der Erde werden sich hunderte Millionen Menschen nicht mehr selbst ernähren können.' (...)"

Quelle: http://www.truthout.org/docs_2006/100406G.shtml