CO2-Reduktion als neuntes Millenniumsentwicklungsziel

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CO2-Reduktion als neuntes Millenniumsentwicklungsziel

Christian Aid fordert angesichts des immer dramatischeren Klimawandels ein neuntes Millenniumsentwicklungsziel (MDG): die Reduktion von CO2-Emissionen als Beitrag zur Armutsbekämpfung.

Germanwatch übersetzt Auszüge des von Christian Aid veröffentlichten Berichts "The Climate of Poverty: Facts, Fears and Hopes":

"Die Fakten in diesem Bericht sind hart. Noch härter ist allerdings die berechtigte Angst vor dem, was den Armen dieser Welt gegenwärtigen Trends zufolge noch bevorsteht. Doch Christian Aid möchte auch zur Hoffnung anstiften - es gibt Herausforderungen, die bewältigt werden können. Es muss kein bitteres Ende geben, wenn diejenigen sofort etwas unternehmen, die die Macht haben, um einen radikalen Richtungswechsel einleiten.

Eine besonders krasse Zahl in diesem Bericht unterstreicht die Notwendigkeit sofortigen Handelns. 185 Millionen Menschen - das ergeben unsere Forschungen auf der Grundlage neuester wissenschaftlicher Vorhersagen - könnten allein in Subsahara-Afrika bis zum Ende des Jahrhunderts Krankheiten zum Opfer fallen, die direkt dem Klimawandel zurechenbar sind. Ein Dreifaches der Bevölkerung Großbritanniens ist also zum Tode verurteilt, weil sich Krankheiten ausbreiten und verschärfen, die durch steigende Temperaturen hervorgerufen werden, auf die wiederum die Betroffenen selbst keinen Einfluss haben. [...]

Weltweit wird die durch immer unberechenbarere Niederschlagsmuster in den tropischen Regionen verursachte Doppelbedrohung durch Dürren und Hungersnöte voraussichtlich für noch mehr Elend sorgen. Einen Vorgeschmack auf das, was bevorsteht, bieten die katastrophalen Entwicklungen in Ostafrika, wo derzeit 11 Millionen Menschen nach Jahren beispielloser Dürre Hunger leiden. Zudem sind knappe Ressourcen - insbesondere Wasser - ein Nährboden für (das Andauern und Verschärfen von) Konflikte(n) zwischen immer verzweifelteren Bevölkerungsgruppen.

Seuchen, Überflutungen, Hungersnöte und Krieg - welch wahrhaft apokalyptische Zusammenstellung.

Christian Aid wendet seine Tatkraft diesen Themen zu, weil dringend etwas getan werden muss. Von nun an werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ärmsten dieser Welt ein Schwerpunktthema unserer Arbeit sein. Darüber hinaus fügen wir unsere Stimme denjenigen hinzu, die von Regierungen in aller Welt das sofortige Zurückschrauben lebenszerstörender CO2-Emissionen fordern. Wir glauben, dass wir als Entwicklungsorganisation eine neue Perspektive in die Debatte einbringen. Denn wir sehen Umweltthemen durch die Brille der Armutsbekämpfung. [...]

Geht der Klimawandel ungehindert weiter, ist es schwer vorstellbar, dass die MDGs, nach denen die Zahl der weltweit Armen bis 2015 halbiert werden soll, überhaupt erreicht werden können. Solange nichts getan wird, die beschleunigte Umweltzerstörung aufzuhalten, könnten reale Fortschritte in Richtung der MDGs langfristig revidiert werden. [...]

Die andere Hauptbotschaft dieses Berichtes ist, dass es konkrete und umsetzbare Maßnahmen gibt, Menschen aus der Armut zu helfen ohne dabei dem Klima zu schaden. Christian Aid hat ein anderes Entwicklungsmodell im Angebot - eines, das ohne die Zunahme von Energieumwandlung aus fossilen Energieträgern wie z.B. Öl oder Kohle auskommt. Das Modell zeigt, wie erneuerbare Energien das Leben vieler absolut Armen und Marginalisierten auf diesem Erdball grundlegend verbessern könnten - es verspricht handfeste Ergebnisse innerhalb von Monaten, und nicht Jahrzehnten.[...]

Der Bericht beschäftigt sich auch eingehend mit Visionen, die darstellen, wie erneuerbare Energien Subsahara-Afrika zukünftig sogar zum Nettoexporteur sauberer, nachhaltiger Energie machen könnten. Dies könnte viele der wirtschaftlichen Probleme des Kontinents beheben und zugleich eine Lösung für den offenbar unersättlichen Hunger des reichen Nordens nach schmutziger Energie sein.[...]

Die reichen Länder müssen als Hauptverursacher des Klimawandels Verantwortung übernehmen und ihre CO2-Emissionen drastisch reduzieren. Die Staats- und Regierungschefs müssen den politischen Mut besitzen, deutliche Reduktionsziele für ihre nationalen Emissionen zu setzen und sodann einfallsreich und weitblickend sein, um Mittel und Wege zu finden, diese Ziele auch zu erreichen. [...]

Das soll nicht heißen, dass Regierungen in Entwicklungsländern den Klimawandel ignorieren dürften. Wer bereits wirtschaftliches Wachstum genießen durfte, so wie China, Indien und Brasilien, sollte ebenso seine Emissionen zurückschrauben und sich diesbezügliche Ziele setzen - idealerweise als Teil der Vereinbarungen, die im Anschluss an das Kyoto-Protokolls notwendig sind.

Des Weiteren glauben wir, dass ein neuntes MDG zu den bestehenden acht hinzugefügt werden sollte - und zwar eines, das Regierungen dazu aufruft, ihre Emissionen als wesentlichen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu reduzieren."
 

Der Bericht kann heruntergeladen werden unter www.christianaid.org.uk/news/media/pressrel/060515p.htm