Das Wasser steigt

Header KlimaKompakt

Das Wasser steigt

Deutschland ist dieses Jahr (bisher) von extremen Wetterereignissen mit Großschäden verschont geblieben. Doch das gilt nicht für die gegenüber der Klimaänderung besonders verletzlichen Länder, die im Fokus der Klima-Ausbade-Kampagne von Germanwatch stehen. Der folgende Beitrag geht auf die Situation in Bangladesh ein.

Germanwatch bringt Auszüge eines Beitrags von Karl-Heinz Karisch in der Frankfurter Rundschau vom 4.8.04.

"Für Bangladesch ist der jährliche Monsun Lebensspender und Unheilsbringer. (...)

Doch 2004 (...) ist ein Katastrophenjahr. Die Wassermassen des Monsun überschwemmen große Teile Indiens und Bangladeschs. Millionen sind auf der Flucht, Seuchen wüten in den überschwemmten Landesteilen. Klimaforscher Werner [vom PIK] nennt mehrere Ursachen für das schlimmste Hochwasser seit vielen Jahren. So sei historisch zu belegen - etwa beim Übergang vom Klimaoptimum um das Jahr 1200 zur Kleinen Eiszeit im 14. Jahrhundert -, dass sich bei solch raschen Klimaänderungen die Extremausschläge häuften. Heute stehen wir vor dem umgekehrten Fall: Der blaue Planet heizt sich durch Treibhausgase auf. (...)

Bangladesch ist von diesem Nichtstun besonders bedroht. Mit seinen rund 140 Millionen Einwohnern ist es der am dichtesten bevölkerte Flächenstaat der Welt. In den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder zu katastrophalen Überschwemmungen. 1988 starben mehrere Zehntausend Menschen in den Fluten, 30 Millionen wurden obdachlos. Bei der großen Flutkatastrophe von 1991 verloren mehr als eine halbe Million Menschen ihr Leben.

Durch die weltweite Erwärmung wird zudem mit dem Anstieg des Meeresspiegels gerechnet. Bei einem Anstieg von 50 Zentimetern würden rund 16.000 Quadratkilometer unter Wasser liegen, das sind zehn Prozent der Landesfläche. Mindestens sechs Millionen Menschen würden dadurch obdachlos. Zudem wird Bangladesch bereits jetzt in regelmäßigen Abständen von schrecklichen Sturmfluten aus dem Golf von Bengalen heimgesucht, die sich bis zu zehn Metern Höhe auftürmen. Sie könnten sich weiter verstärken. Der Anstieg des Meeresspiegels würde zudem den Abfluss der drei großen Flüsse Ganges, Brahmaputra und Megna behindern, so dass auch im Landesinneren mit massiveren Überschwemmungen zu rechnen ist. Durch Landverlust und das zusätzliche Eindringen von Meereswasser in landwirtschaftlich genutzte Böden sind erhebliche Ernteeinbußen zu befürchten.

"Der Monsun ist mal stärker und mal schwächer, das ist zunächst nicht unnormal", sagt der Frankfurter Klimaforscher Christian-D. Schönwiese. Allerdings zeichne sich ein beunruhigender Trend ab, dass sich die Wetterextreme häuften. So paradox es klinge: Die Wissenschaftler hatten auf Grund der starken Luftverschmutzung in Südasien aus Modellrechnungen geschlossen, dass es möglicherweise sogar zu einer Abschwächung des Monsuns kommen könnte. "Das scheint nicht einzutreten", sagt der Klimatologe. Im Gegenteil. Die Stürme und Überschwemmungen haben in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen.

"Die Menschen müssen sich auf Extremereignisse einstellen", befürchtet Schönwiese. "In Deutschland können wir Dämme bauen", in Bangladesch sei das kaum möglich. (...)"
 

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 4.8.04
 

Weitere Informationen zu Auswirkungen des Klimawandels auf Entwicklungsländer: