Das Klima hat sich regional und global bereits geändert

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Das Klima hat sich regional und global bereits geändert

Vom 24.-29. September 2001 fand in London unter Leitung ihres Vorsitzenden Robert Watson die 18. IPCC-Plenarsitzung statt, an der ca. 300 Personen aus 126 Ländern teilnahmen. Arbeitsschwerpunkt war die Verabschiedung des Syntheseberichts zum 3. Sachstandsbericht. Es folgt eine Zusammenfassung von Dr. Kühr von der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle:

Bei der Eröffnung der Sitzung betonte der britische Vize-Premier-minister John Prescott, dass der Klimawandel die weitreichendste Bedrohung der Umwelt sei, der die Welt heutzutage gegenüberstehe. Die Verhandlungen in Bonn 2001 hätten in diesem Zusammenhang auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass das Kyoto-Protokoll mit Leben erfüllt sei. Dagegen könne sich weltweit niemand aussprechen ("no one nation can have a veto").

Die wesentlichen Aussagen des Syntheseberichts sind:

  • Das Klima hat sich regional wie global bereits geändert; es ergibt sich ein Gesamtbild einer sich insgesamt erwärmenden Erdatmosphäre. Indizien hierfür sind u.a.: ansteigende Temperaturen, Anstieg des Meeresspiegels, Rückgang des arktischen Eises, Abschmelzen der Inlandgletscher, Rückgang von Permafrostgebieten, Zunahme des Niederschlags und von Starkniederschlägen, Änderung des Artenspektrums von Ökosystemen, Wanderung und Änderung der Verbreitungsgebiete von Pflanzen und Tieren, Anstieg von wetterbedingten Versicherungsschäden. Modelle und statistische Studien zeigen, dass während der letzten 50 Jahre der Einfluss des Menschen auf diese Entwicklungen dominierend war. Natürliche Einflüsse treten dem gegenüber stark zurück.
  • Je nach den Annahmen, die über die sozioökonomischen Entwicklungen (Bevölkerungswachstum, technischer Fortschritt, Energiepreise, usw.) getroffen werden, ergeben sich bis zum Jahre 2100 CO2-Konzentrationen im Bereich von 540 bis 970 ppm (gegenüber 368 ppm heute). Die damit verbundene Temperaturerhöhung beträgt zwischen 1,4 und 5,8 Grad C (gegenüber 1990).
  • Der Niederschlag wird im globalen Mittel ansteigen, jedoch mit starken regionalen Unterschieden mit Zu- bzw. Abnahmen von ca. 5-20%. Der Meeresspiegel wird je nach Emissionsszenarium um rund 10 bis 90 cm ansteigen.
  • Bei moderatem Temperaturanstieg (2-3 Grad C) können sich für viele Industrieländer, die meist in gemäßigten nördlichen Breiten liegen, höhere Getreideerträge sowie ein höheres Bruttosozialprodukt ergeben. Für Entwicklungsländer sind dagegen Abnahmen zu erwarten. Bei höherem Temperaturanstieg ergeben sich Einbußen für alle.
  • Aufgrund der Modellrechnungen ist zu erwarten, dass extreme Wetterereignisse zunehmen.
  • Es besteht ein Potenzial für abrupte und möglicherweise irreversible Veränderungen; z.B. eine Abschwächung und ggf. ein Versiegen der thermohalinen Zirkulation (Golfstrom), Auftauen von Permafrost (möglicherweise unter Freisetzung großer Mengen von Treibhausgasen), Abtauen des antarktischen Eisschildes und des Eises von Grönland.
  • Auch nach einer Stabilisierung der atmosphärischen Konzentration von CO2 würden die Temperaturen über mehr als 100 Jahre, der Meeresspiegel über viele Jahrhunderte weiter ansteigen.
  • Zur Vermeidung gefährlicher Klimastörungen ist vorsorgendes Handeln erforderlich. Je früher und konsequenter die Maßnahmen ergriffen werden, desto stärker ist ihre Wirkung auf den Klimawandel. Um eine Stabilisierung auf 450 ppm erreichen zu können, müssen die globalen Emissionen in ein bis zwei Jahrzehnten zu sinken beginnen.
  • Schätzungen der Kosten von Minderungsmaßnahmen differieren aufgrund unterschiedlicher methodischer Ansätze und zugrunde liegender Annahmen über zukünftige Entwicklungen. Handel mit Emissionszertifikaten trägt zu einer deutlichen Senkung der Kosten bei. Die Hälfte der bis 2020 zu erbringenden Minderungen könnte aufgrund der eingesparten Energie mit Gewinn, die andere Hälfte mit Kosten unter 100 US $ pro Tonne Kohlenstoff erzielt werden.
  • Die Kosten für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls für die Annex-B-Staaten werden ohne Emissionshandel 0,2 bis 2% des Bruttosozialprodukts, mit Emissionshandel höchstens 0,2 bis 1% betragen.
  • Das Potenzial für die Nutzung von Senken zur Speicherung von Kohlenstoff liegt bis 2050 bei höchstens 100 Gt C, d.h. 10-20% der Gesamtemission.
  • Entwicklung und Transfer umweltfreundlicher Technologien sowie verstärkte Forschung können zur globalen Kostensenkung beitragen.