Pressemitteilung | 26.11.2018

Frankreich überholt Deutschland als attraktivster G20-Markt bei Investitionsklima für erneuerbare Energien

Europäische Staaten vorn / Zur Einhaltung der Pariser Klimaziele müssten Investitionen in erneuerbare Energien deutlich wachsen: jährlich 886 Milliarden US-Dollar im Stromsektor nötig / Allianz Klima- und Energiemonitor zeigt Investitionsattraktivität und -bedarf der G20-Staaten für erneuerbare Energien
Pressemitteilung

Bonn/Köln/München (26. Nov. 2018). Frankreich verdrängt Deutschland von der Spitzenposition als attraktivster Markt für Investitionen in erneuerbare Energien auf den zweiten Rang. Mit Großbritannien auf Rang drei und Italien auf Rang vier führen die europäischen Märkte die G20-Staaten an.



Der heute veröffentlichte Allianz Klima- und Energiemonitor 2018 untersucht, wie gut das Investitionsklima der G20-Staaten für regenerative Energieprojekte ist und welcher Kapitalbedarf vorliegt. Berichtszeitraum ist das Jahr 2017. Die Analyse wird von der Allianz, NewClimate Institute und Germanwatch im dritten Jahr aufgelegt. "Der Infrastrukturausbau für Solar- und Windenergie gilt als wichtigster Erfolgsfaktor für die Einhaltung der Pariser Klimaziele“, erläutert Katharina Latif, Leiterin Corporate Responsibility der Allianz Gruppe. "Die Risiken des Klimawandels können nur gemeinsam von engagierten Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft abgefedert werden."



Laut Monitor müssten alle G20-Länder wesentlich mehr in erneuerbare Energie investieren, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dazu wären für alle 19 Staaten bis 2050 jährliche Investitionen in den Stromsektor in Höhe von rund 886 Milliarden US-Dollar notwendig. Zusätzlich müssten die Länder ambitionierte, beständige und transparente Langfriststrategien für eine vollständige Dekarbonisierung umsetzen. Bislang hat nur Großbritannien eine solche Klimastrategie verabschiedet. Deutschland, Frankreich und Brasilien haben als einzige G20-Staaten kurzfristige Ziele für erneuerbare Energien entwickelt.



Rahmenbedingungen insgesamt stabiler als im Vorjahr

„Die erneuerbaren Energien in Frankreich, Deutschland und Großbritannien profitieren von stabilen Markt- und Investitionsbedingungen sowie von einem größtenteils positiven Politikumfeld“, erläutert Co-Autor Prof. Niklas Höhne von NewClimate Institute die Ergebnisse des Monitors. "Allerdings gibt es auch bei den Bestplatzierten noch ungenutztes Potenzial: Frankreichs Ausschreibungen für neue Anlagen sind zum Beispiel oft zu niedrig dotiert und der Solarenergiemarkt in Großbritannien ist nach politischen Reformen rückläufig." Auch in den meisten anderen G20-Staaten haben sich die Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien im vergangenen Jahr grundsätzlich verbessert. Schwellenländer wie China und Indien bieten stabilere Rahmenbedingungen für Kapitalgeber als im Vorjahr.



Mehr Investitionen in Deutschland nötig

Als Zweitplatzierter weist Deutschland mit 34 Prozent im Jahr 2017 einen im internationalen Vergleich hohen Anteil erneuerbarer Energien im nationalen Strommix auf. "Die Zubau-Raten bei Wind- und Solarenergie haben im Jahr 2017 zugenommen. Mit der Umstellung von festen Fördersätzen auf ein Auktionssystem ist aber auch das Volumen an zubaubaren Mengen reduziert worden. Daher erwarten wir für 2018 nahezu eine Halbierung der Investitionen bei der Windenergie", erläutert Jan Burck von Germanwatch, Co-Autor des Monitors. "Es hängt nun maßgeblich von Zeitpunkt und Umfang der angekündigten zusätzlichen Auktionen für neue Wind- und Solaranlagen ab, ob Deutschland seine Position in der Spitzengruppe halten kann.“ Die neu installierte Windkraft-Kapazität stieg von 5.000 Megawatt (MW) im Jahr 2016 auf knapp 6.300 MW im Folgejahr, die Kapazität der Solarenergie nahm um rund 200 MW auf knapp 1.700 MW zu. Insgesamt flossen in Deutschland rund 14,6 Milliarden US-Dollar in den Ausbau alternativer Energien. Zum Erreichen der Klimaziele im Stromsektor wird jedoch eine jährliche Summe in Höhe von rund 22,2 Milliarden US-Dollar benötigt.



Weniger Zubau bei Wind- und Solarenergie in den USA

Die USA sind um zwei Plätze auf den neunten Rang gefallen. Die Autoren sehen hierfür die Schritte der Regierung im Bereich der erneuerbaren Energien wie zum Beispiel Importzölle auf Solarzellen als wesentliche Ursache. Im Jahr 2017 wurden rund ein Drittel weniger Wind- und Solaranlagen gegenüber dem Vorjahr installiert. Der jährliche Kapitalbedarf im Stromsektor steht mit 158 Milliarden US-Dollar den getätigten Investitionen in erneuerbare Energien in Höhe von 57 Milliarden US-Dollar gegenüber. Zum Vergleich: Der Fünftplatzierte China investierte im Jahr 2017 in erneuerbare  Energien rund 133 Milliarden US-Dollar, würde aber erst mit 314 Milliarden US-Dollar pro Jahr auf einen Pfad Richtung Pariser Klimaziele im Stromsektor einschwenken. In Indien (Platz 10) verdoppelte sich der Ausbau der Solarenergie im Jahr 2017, auch bei der Windkraft wurde mehr installiert. Indien erreicht mit Investitionen in erneuerbare Energien von 11 Milliarden US-Dollar im Jahr 2017 aber bisher nur einen Bruchteil der jährlich benötigten Summe von 160 Milliarden US-Dollar.



Wichtige Rolle von Investoren für klimafreundliche Wirtschaft

Der Monitor zeigt ebenfalls bislang ungenutzte Potenziale von G20-Staaten auf, mit deren Hilfe sie ausgezeichnete Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien schaffen könnten. Jan Burck: "Die Frage ist nicht nur, ob die Staaten sich ambitionierte Ziele setzen, sondern vor allem wie sie diese konkret umsetzen wollen.“



Auch Versicherungsunternehmen können bei der Transformation mit ihren langfristigen Investitionsstrategien und ihrer Expertise im Risikomanagement eine zentrale Rolle spielen. Die Allianz hat sich als eines der ersten Versicherungsunternehmen langfristige Klimaziele gesetzt, die an das Zwei-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens geknüpft sind. Bis zum Jahr 2040 sollen kohlebasierte Geschäftsmodelle im Kundenportfolio in der Versicherung und in der Anlage der Versichertengelder schrittweise auslaufen.



Der Allianz Klima und Energiemonitor

Der Monitor vergleicht die 19 Mitgliedsstaaten der G20 - somit ohne die Europäische Union (gesamt) - hinsichtlich ihrer Attraktivität für Investitionen in eine emissionsfreie Energie-Infrastruktur. Zudem berechnet er den momentanen und künftigen Investitionsbedarf – davon ausgehend, dass das Temperaturlimit des Pariser Klimaabkommens von 1,5 Grad Celsius beziehungsweise deutlich unter zwei Grad Celsius eingehalten werden soll. Zentral für eine hohe Attraktivität sind eine verlässliche Energie- und Klimapolitik, konkrete und transparente Unterstützung für erneuerbare Energien, faire Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zu fossilen Energien sowie Markterfahrungen mit Erneuerbaren. Hinzu kommen generelle makroökonomische Faktoren wie Inflation, Offenheit für ausländische Investoren und Rechtssicherheit. Erstellt wurde der Monitor im dritten Jahr von der Allianz SE in Kooperation mit Germanwatch und dem NewClimate Institute.