Signale für Energiewende in China

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Signale für Energiewende in China

Die Renewables 2004 erweisen sich als Aufwindkraftwerk auf dem Weg ins Solarzeitalter

 

Hohe Ölpreise und die Geiselnahme im wichtigsten Ölland Saudi-Arabien sicherten der Renewables 2004, dem Erneuerbare Energien-Gipfel Anfang Juni in Bonn, ungeahnte öffentliche Aufmerksamkeit. Bundeskanzler Schröder, der sich vor wenigen Wochen bei der Debatte um den Emissionshandel noch schützend vor die fossile Wirtschaft gestellt hatte, rief jetzt zum Kampf gegen die mit Abstand größte Umweltgefahr, den Klimawandel, auf: Durch eine auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energieträger setzende Doppelstrategie sollen die Energieabhängigkeit und die Emissionen von Treibhausgasen weltweit radikal verringert werden.

Die entscheidende Dynamik des Gipfels ging von dem Aktionsplan mit 165 angekündigten Initiativen von Staaten, Kommunen und Internationalen Organisationen aus. Positive Impulse gab es etwa aus den Philippinen, Ägypten, der Dominikanischen Republik oder Yemen. Die Chancen einer Kooperation zwischen Europa und Nordafrika, die vor allem auf Wasserkraft und solarthermische Stromerzeugung setzt, wurden ebenfalls sehr deutlich.

Besonders mutig ging China voran. Das erklärte Ziel bis zum Jahr 2020 ist eine deutliche Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch: Die Wirtschaft soll sich vervierfachen, der Energieeinsatz "nur" verdoppeln. Zwölf Prozent des Stromverbrauchs und 17 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs sollen bis dahin mit erneuerbaren Energien gedeckt werden. Dafür sollen Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 120 Gigawatt sorgen, die die Energiequellen Wind, Biomasse, Sonne und die sogenannte "kleine" Wasserkraft nutzen - die umstrittenen Wasser-Großkraftwerke nicht mit eingerechnet. Dies entspricht der Leistung des gesamten derzeit in Deutschland installierten Kraftwerkparks! Die Ankündigung ist sensationell, auch wenn dann immer noch 88 Prozent des chinesischen Stroms aus fossilen Energieträgern, Kernkraft oder "großer" Wasserkraft kommen werden.

Werden die Chinesen nun in großem Maßstab in die Produktion der Wind- und Solartechnik einsteigen und deren Kosten damit drastisch nach unten drücken? Wie werden die USA reagieren, nachdem ihnen eins ihrer zentralen Argumente gegen Klimaschutzengagement - fehlende Aktivitäten in China - aus der Hand geschlagen wurde? Werden die EU und ihre Wirtschaft die Chance für eine Energie- und Klimapartnerschaft mit China ergreifen? Wird der Finanzmarkt genug Vertrauen in die Entwicklung im fernen Osten haben, so dass tatsächlich die anfangs benötigten 50 Milliarden Euro investiert werden? Immerhin will die chinesische Regierung die Rahmenbedingungen für Investitionen in Erneuerbare Energien deutlich verbessern. In diesen Tagen soll ein Erneuerbare Energien-Gesetz, angelehnt an das deutsche Vorbild, in das Gesetzgebungsverfahren gehen.

Klaus Milke, Stellvertretender Vorsitzender von Germanwatch, war Mitglied des Germanwatch-Teams bei der Renewables 2004
 

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