GTZ: Ländliche Energieversorgung mit erneuerbaren Energien

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GTZ: Ländliche Energieversorgung mit erneuerbaren Energien

Interview mit Holger Liptow, Leiter des Klimaschutzprogramms der GTZ

 
Die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstützt in den Philippinen auf der Zuckerinsel Negros den Aufbau von Erneuerbaren-Energie-Systemen als eine Alternative zu einem bislang geplanten Kohlekraftwerk. Warum?
 

Es gehört erstens zu den Politikansätzen des Entwicklungsministeriums und damit auch der GTZ, im Energiesektor vor allem ländliche Energieversorgung aus nicht fossilen Energieträgern und die Dezentralisierung der Energieversorgung zu fördern. Zweitens wollen wir bei diesem Projekt überprüfen, welche konkreten Reduzierungen von Treibhausgasen tatsächlich zustande kommen. Drittens ist für uns vom GTZ-Klimaschutz-Programm besonders intertssant , ob es auch die Möglichkeit gibt, solche Projekte als Klimaschutzkompensationsprojekte in Entwicklungsländern - als sogenannte CDM-Projekte - durchzuführen.

Zehntausende sind dort auf die Straße gegangen, um gegen das geplante Kohlekraftwerk zu demonstrieren und sich für eine umweltverträgliche Alternative einzusetzen. Kommt es oft vor, dass ein GTZ-Projekt so breite Unterstützung findet?

Es fällt mir ein bisschen schwer, das mit anderen Projekten zu vergleichen. Es gibt sicher auch andere Projekte, wo es eine sehr breite Unterstützung der lokalen Bevölkerung gibt. Das sind allerdings meistens sehr viel größere Projekte. Aber man muss deutlich sehen, in diesem Fall auf den Philippinen haben ja lokale Gruppen und Nichtregierungsorganisationen den Boden bereitet, so dass überhaupt nach Alternativen gesucht werden kann. Wir haben nur einen gewissen unterstützenden Beitrag geleistet, um fachlich gute Alternativen zu finden. Ein weiteres Engagement ist für uns vor allem dann interessant, wenn es tatsächlich Möglichkeiten gibt, zumindest Teile des Projektes als CDM-Option durchzuführen.

Am CDM, den projektbasierten Klimaschutz-Ausgleichsprojekten in Entwicklungsländern, scheiden sich die Geister. Die einen fürchten, dass so ein Schlupfloch entsteht, durch das sich die Industrieländer kostengünstig von ihren Klimaschutz-Verpflichtungen freikaufen können. Andere meinen, dass durchaus sinnvolle Projekte in Entwicklungsländern entstehen können, die dauerhaft Strukturen verändern. Wie sehen Sie das?

Ich bezweifele, dass es tatsächlich sehr viele kostengünstige CDM-Projekte gibt, mit denen man sich billig von seinen Verpflichtungen freikaufen kann. Sie sind vielleicht etwas billiger als das, was man zuhause macht. Aber vor allem die Transaktionskosten und in vielen Entwicklungsländern die Unsicherheiten sind doch recht hoch. Ich denke also, dass der CDM oft überschätzt wird. Er kann allerdings hier und dort eine sinnvolle Funktion erfüllen, wenn man die Spielregeln beachtet. Er ist ein Marktmechanismus. Und der weltweite Markt für Emissionsrechte ist etwas schief eingerichtet. Solange Regierungen heiße Luft aus Russland kaufen können, wie etwa Japan das im großen Stil machen will, ist das Potential für Klimaschutzprojekte unter dem CDM sehr begrenzt. Die einzigen, die bisher ernsthaft etwas im Rahmen des CDM machen, sind die Holländer. Der CDM wird, zumindest in den nächsten drei bis fünf Jahren, die Entwicklungspolitik nicht revolutionieren.

Das Gespräch führte Christoph Bals
 

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