Pressemitteilung | 09.09.2008

CCS: Ablenkungsmanöver oder Brückentechnologie ins Solarzeitalter?

2-Abscheidung

Pressemitteilung

Bonn, 9. September 2008: Heute geht die erste Anlage zur CO2-Abscheidung mit dem Oxyfuel-Verfahren im Kraftwerk Schwarze Pumpe von Vattenfall in der Lausitz in Betrieb. CO2-Abscheidung ist eine umstrittene Technik. Einerseits wird die neue Technologie von vielen benutzt, um  für den Bau weiterer Kohle- und Braunkohlekraftwerke Akzeptanz zu beschaffen - und zwar ohne dass die CO2-Abscheidung und -lagerung (CCS) schon verbindlich vorgeschrieben ist. Andererseits kann die Technologie, wenn sie denn hält, was sie verspricht, eine wichtige Brückentechnologie auf dem Weg ins Solarzeitalter sein. Derzeit sind weltweit etwa 800 neue Kohlekraftwerke in der Planung. Wenn diese ohne CCS gebaut werden, sind alle ernsthaften Klimaschutzziele zum Scheitern verurteilt. Glaubwürdig ist eine solche Strategie allerdings nur, wenn zugleich massiv die Energieeffizienz und ein zügiger Pfad zu einer hundertprozentigen Versorgung mit Erneuerbaren Energieträgern vorangetrieben wird. "Wir brauchen die verbindliche Zusage der Stromwirtschaft, keine neuen Kohlkraftwerke mehr ohne CCS zu bauen," kommentiert Christoph Bals, der Politische Geschäftsführer von Germanwatch.

Im Rahmen einer überzeugenden Solarstrategie ist die Entwicklung von CCS ein notwendiger Schritt, um die Möglichkeit offen zu halten, die globale Erwärmung noch unter zwei Grad zu begrenzen. "Wir brauchen jetzt Demonstrationsanlagen. Die Zeit drängt, um die Belastbarkeit der neuen Technologie zu testen," so Bals.

"Ab heute läuft die Vattenfall-Pilotanlage Schwarze Pumpe, aber erst nach dem Einsatz in größeren Demonstrationsanlagen wird man diese Technik letztlich beurteilen können. Erst wenn die Anlagen getestet sind, können wir uns auf sie verlassen. Deshalb fordern wir ein Kohlemoratorium, bis der Nachweis gebracht ist, dass CCS funktioniert und die Technologie verbindlich vorgeschrieben ist", meint Dr. Manfred Treber, Klimareferent von Germanwatch. Die Wettbewerbsfähigkeit Erneuerbarer Energien wird gegenüber mit CCS aus- bzw. nachgerüsteten Kohlekraftwerken wesentlich früher erreicht werden. Denn CCS treibt die Kosten von Kohlestrom hoch.

Zu verhindern ist der Neubau von Kohlekraftwerken ohne CCS. Da neu in Betrieb gehende Kraftwerke 40 oder sogar 60 Jahre lang Strom erzeugen können, belasten sie die CO2-Bilanz von Deutschland über Jahrzehnte. "Wir müssen vermeiden, uns durch neue Kohlekraftwerke ohne CCS in eine Stellung einzubauen, mit der ernsthafter Klimaschutz nur noch bei frühzeitiger und teuerer Stilllegung der Kraftwerke zu erreichen ist. "Das würde eine Kapitalvernichtung im großen Stil mit entsprechenden Forderungen der Stromerzeuger an den Staat bedeuten. Damit wäre erheblicher Widerstand Deutschlands gegen Klimaschutz und weitergehende Reduktionsziele bis zum Jahr 2050 vorprogrammiert", kommentiert Treber.

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Dr. Manfred Treber, treber@germanwatch.org, Tel. 0228 / 60492-14
  • Christoph Bals, bals@germanwatch.org, Tel. 0228 / 60492-17