Pressemitteilung | 01.06.2004

Hohe Erwartungen an die Renewables 2004.


 

Pressemitteilung

Bonn, 1.6.04: Zum ersten Mal seit 23 Jahren sind die Erneuerbaren Energien wieder im Mittelpunkt des politischen Geschehens: Minister aus aller Welt treffen sich zur Internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien, zur "Renewables 2004" in Bonn. Die Verfechter einer neuen Energiezukunft kämpfen dort gegen die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen, die immer noch viele Volkswirtschaften dominiert.

Die Konferenz hat das Potenzial einen entscheidenden Anstoß dafür zu geben, dass Technologien für Erneuerbare Energien in den Mainstream der heutigen Energiesysteme Einzug halten, so Christopher Flavin, Präsident des Worldwatch Institute (Washington DC), Klaus Milke, Stellvertretender Vorsitzender von Germanwatch (Bonn) und Rajendra K. Pachauri, Generaldirektor des Energy and Resources Institute (Indien) und Vorsitzender des internationalen Klimawissenschaftlergremiums IPCC.

Dabei stellt die Renewables 2004 eine historische Chance für die Welt dar, die derzeitigen Energieprobleme zu überwinden - eine Chance, die sich seit der Konferenz über neue und erneuerbare Energiequellen 1981 in Nairobi nicht geboten hat. Es wird sich zeigen, ob die Regierungen und anderen Akteure auf der Konferenz die notwendige politische Führungskraft zeigen, um den Erneuerbaren Energien eine zentrale Rolle in den Energiemärkten zu sichern.

"Das Fehlen rechtsverbindlicher Ziele in der geplanten Konferenzdeklaration erzeugt jetzt mehr Druck auf die Regierungen und internationalen Organisationen, um konkrete Taten folgen zu lassen, welche das globale Energiesystem in eine neue Richtung bringen - bevor es zu spät ist", erklärte Christopher Flavin, der an den Konferenzvorbereitungen beteiligt war und als Delegierter teilnimmt.

In einer Pressekonferenz drückten Flavin, Pachauri und Milke heute ihre Hoffnungen bezüglich der Renewables 2004 aus und nannten fünf Fragen, an denen sich der Erfolg der Konferenz werde messen lassen:

  1. Wird das Aktionsprogramm Zusagen von Regierungen enthalten, die Erneuerbare Energien in den Mainstream ihrer nationalen Energiemärkte bringen?
  2. Wird aus der Konferenz ein belastbarer und glaubwürdiger Nachfolgeprozess erwachsen - der dazu geeignet ist, die Umsetzung durch Regierungen, Wirtschaft und internationale Organisationen zu überprüfen und anzuspornen?
  3. Wird die in Bonn erzeugte Dynamik zu großen und tragfähigen neuen Märkten für Erneuerbare Energien führen? China, Brasilien und Indien zählen zu den Ländern, die man hier besonders im Auge behalten sollte.
  4. Wird sich die Weltbank zu den Zielen verpflichten, die in ihrem eigenen "Extractive Industries Review" enthalten sind? Dieser fordert das schrittweise Auslaufen lassen von Krediten für fossile Energien und das strategische Anheben von Krediten für Erneuerbare.
  5. Werden zusätzliche Mechanismen eingerichtet, die neue Finanzen in die Entwicklung Erneuerbarer Energien lenken?
Die Weltpreise für Rohöl haben ein seit fast zwei Jahrzehnten nicht zu beobachtendes Dauerhoch erreicht - gleichzeitig sind die Aussichten auf einen nennenswerten Anstieg der weltweiten Ölförderung ungewiss. Die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Konferenz ist damit deutlich höher, als man zum Zeitpunkt des Planungsbeginns vor knapp zwei Jahren hätte vorhersehen können. Die schlechter werdende Sicherheitslage im Irak und den anderen Golfstaaten zeigt derweil, dass die Sicherheit der Ölversorgung nicht mehr länger garantiert werden kann, noch nicht einmal durch die größten militärischen Anstrengungen.

Für Entwicklungsländer wird der Erfolg der Renewables 2004 besonders entscheidend sein. Anhaltendes, weltweites Wachstum der Erneuerbaren Energien wird ihre Preise senken, was es für Entwicklungsländer leichter machen wird, ihre vor Ort verfügbaren Energiequellen zu nutzen, neue Arbeitsplätze und Industrieanlagen aufzubauen und die Energiedienstleistungen zur Verfügung zu stellen, die für eine Verringerung der Armut essenziell sind.

Die Renewables 2004 wird auch wegen ihres Impulses für die globalen Anstrengungen zum Schutz des Klimas wichtig sein. Während die Belege für das Potenzial von schnellen und destabilisierenden Veränderungen des Wetters in den nächsten Jahren zunehmen, könnten kraftvolle Bonner Beschlüsse zum Erhöhen der Nutzung Erneuerbarer Energien den schwierigen politischen Prozess beleben, die verbindlichen Emissionsziele des Kyoto-Protokolls zu erreichen. Kurz nach der Ankündigung von Präsident Putin, er werde das Protokoll bald der russischen Duma vorlegen, könnte die Konferenz das Jahr 2004 zu einem Meilenstein in den Bemühungen um weltweiten Klimaschutz machen.

Anders als 1981, das letzte Mal, als Erneuerbare Energien in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückten, ist jetzt Zeit für einen weltweiten Aufbruch in Sachen Erneuerbare gekommen. Die Nutzung von Sonnenenergie hat sich in den letzten fünf Jahren weltweit mehr als verdreifacht, die der Windenergie fast vervierfacht. Eine jüngst veröffentlichte Studie von Janet Sawin, Leiterin der Energie- und Klimaabteilung des Worldwatch Institute (www.worldwatch.org/press/prerelease/WWP169.pdf) bekräftigt, dass politischer Wille und der richtige Politikmix - und nicht das enorme Bereitstellen von Ressourcen - die Wind- und Sonnenenergie im letzten Jahrzehnt zur weltweit am stärksten wachsenden Energiequelle gemacht haben.

In Dänemark, Deutschland, Japan, Spanien und einigen US-Bundesstaaten haben klare und langfristige Verpflichtungen von Regierungen für Erneuerbare Energien Hindernisse beiseite geräumt. Sie haben die Nachfrage nach diesen Technologien erzeugt, was zum starken Anstieg ihrer Nutzung geführt und deren Entwicklung gleichzeitig vorangebracht sowie ihre Kosten gesenkt hat. Schon jetzt stellen die neuen Erneuerbaren Energien - einschließlich Wind, Sonne, Geothermie und moderne Biomassenutzung - weltweit genug Elektrizität für über 300 Millionen Haushalte zur Verfügung. Im Jahr 2003 wurden schätzungsweise 20,3 Milliarden US$ - etwa ein Sechstel der globalen Investitionen in Energieerzeugungsanlagen - in Erneuerbare investiert.

Die Frage, mit der die in Bonn versammelten Entscheidungsträger konfrontiert sind, ist: Werden diese eindrucksvollen Erfolgsbeispiele aus den genannten fünf Ländern in eine globale Energierevolution umgesetzt, welche die ernsten Energie- und Klimaprobleme der Welt abwendet?
 

Für Rückfragen und Interviewwünsche wenden Sie sich bitte an:

  • Christoph Bals, Strategy Director, Germanwatch, bals@germanwatch.org
  • Susan Finkelpearl, Communications Manager, Worldwatch Institute, +49-(0)173 - 480 73 38, sfinkelpearl@worldwatch.org


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