„Klimasmarte“ kleinbäuerliche Landwirtschaft

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„Klimasmarte“ kleinbäuerliche Landwirtschaft

Fachgespräch verdeutlicht Synergien zwischen Klimaschutz und Ernährungssicherheit


Der Agrarsektor ist mit dem Klimawandel eng verbunden. Auf der einen Seite leiden Landwirte ganz besonders unter den Folgen des Klimawandels. Gerade in ärmeren Regionen stellen oft unvorhersehbare und ungewöhnliche Wetterereignisse die Ernährungssicherheit in Frage und rauben der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage. Auf der anderen Seite sind Landwirtschaft und die durch sie verursachte Entwaldung für 30 Prozent der weltweiten klimawirksamen Gase verantwortlich.

Die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO empfiehlt deshalb seit einigen Jahren eine so genannte „klimasmarte“ Landwirtschaft, die vor allem in Entwicklungsländern umgesetzt werden soll. Die „Climate Smart Agriculture/CSA“ soll einen dreifachen Nutzen erzielen: die Produktivität steigern, die Anpassungsfähigkeit an die Folgen des Klimawandels erhöhen und den Ausstoß klimaschädlicher Gase reduzieren. Marja Liisa Tapio-Biström von der FAO stellte diese drei Faktoren auf dem von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Mai 2013 in Bonn durchgeführten Fachgespräch „Nachhaltige Landwirtschaft und Landnutzung im Kontext des Klimawandels“ vor. Sie betonte dabei, dass viele Maßnahmen verschiedenen Zielen zugleich dienen können. Bei klimasmarten Praktiken kann es sich um abwechslungsreichere Fruchtfolgen auf den Äckern, ein verbessertes Boden- und Wassermanagement, aber auch um Biogasproduktion handeln. Mit verschiedenen Programmen, darunter dem MICCA (Move towards Climate-Smart Agricultural Practices), stellt die FAO Daten und Analysemethoden zur
Verfügung, damit Landwirte den Ausstoß von Klimagasen durch nachhaltige Anbaumethoden verringern können. 70 Prozent dieser Vermeidungsmaßnahmen sollen in Entwicklungsländern umgesetzt werden.

Die Gutachterin Dr. Christine Martins kritisierte auf derselben Tagung, dass das CSA-Konzept zu sehr auf Klimaeffekte fokussiere und Probleme der Agrarstruktur und der Artenvielfalt vernachlässige. Insbesondere könnten auch
nicht-nachhaltige Praktiken wie Monokulturen als klimafreundlich identifiziert und gefördert werden. Besondere Risiken bestünden beim Vorhaben, die Landwirtschaft in den Emissionshandel zu integrieren, um damit „klimasmarte“ Methoden zu finanzieren. Der notwendige Nachweis der  Emissionsminderung sei nur für Großbetriebe praktikabel. Für die Kleinbauern in den besonders verletzlichen Entwicklungsländern seien ihre eigene Anpassung an den Klimawandel und eine nachhaltige Erhöhung der Produktion ohnehin wichtiger als unsichere Einnahmen aus dem Emissionshandel.

Vor allem zum letzten Punkt erntete sie die Zustimmung von Tapio-Biström, die damit eine geänderte Einschätzung der FAO vertrat. Klimasmarte Methoden sollten nicht eingeführt werden, um Einnahmen im Emissionshandel zu erzielen, sondern weil sie die Produktivität gerade von Kleinbetrieben steigern und die Ernährungssicherheit verbessern. Daher verfolge das MICCA-Programm einen ganzheitlichen Ansatz und verlange eine Wiederbelebung der bäuerlichen Landwirtschaft. Die Gefahr, dass Flächen aus Klimaschutzgründen der Nahrungsmittelproduktion entzogen werden, erscheint damit deutlich geringer.

Kathrin Kühn

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