„Größte außenpolitische Aufgabe des 21. Jahrhunderts“

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„Größte außenpolitische Aufgabe des 21. Jahrhunderts“

Der britische Außenminister William Hague erläuterte im September 2010, wenige Monate nach Amtsantritt, beim Council for Foreign Relations in New York, wieso der Klimawandel im Zentrum britischer Außenpolitik steht.

Germanwatch dokumentiert Hagues Rede in Auszügen.

[...] Der Klimawandel ist vielleicht die größte außenpolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts, neben anderen wie etwa der Nichtverbreitung atomarer Waffen. Eine Welt ohne Antwort auf den Klimawandel missachtet die Werte der Vereinten Nationen. [...]

Ein Scheitern bei der Antwort auf den Klimawandel ist unvereinbar mit diesen Werten, zerstört Vertrauen zwischen Nationen, verschärft Konkurrenz um Rohstoffe und vermindert den politischen Raum für Kooperation. [...]

Wir müssen ein Rahmenwerk anvisieren, das weltweit gilt und bindend ist. Global muss es sein, denn der Klimawandel betrifft jeden. Nur ein Abkommen, welches allen eine Stimme gewährt, wird ein von allen akzeptiertes gemeinsames Ziel hervorbringen. Nur ein bindendes Abkommen wird Investoren davon überzeugen, dass wir die Versprechen einhalten, die wir einander geben. Unternehmen brauchen klare politische Signale. Lassen Sie uns ein unmissverständliches grünes Signal geben. [...]

Es existiert kein globaler Konsens über die geopolitischen und weltwirtschaftlichen Risiken des Klimawandels und daher auch nicht über Ausmaß und Dringlichkeit unserer Reaktion darauf. Wir müssen diesen Konsens erreichen, wenn wir die Sicherheit und den Wohlstand unserer Bürger garantieren wollen. Das ist eine Aufgabe der Außenpolitik. Der wesentliche Zweck der Außenpolitik ist es, den politischen Diskurs zu lenken und den politischen Spielraum für Entscheider und Verhandler zu schaffen, um ein Abkommen zu erreichen. [...]

Alle britischen Botschafter tragen die Idee einer globalen kohlenstoffarmen Transformation in ihrer Tasche. Der Klimawandel ist ein Teil ihres täglichen Wortschatzes, neben den traditionellen außenpolitischen Themen. Sie werden unterstützt von unserem einzigartigen Netzwerk von Klima-Attachés überall in der Welt.

Die zentralen Mittel der Außenpolitik sind ihre Netzwerke und die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. [...] In einer vernetzten Welt schafft die Diplomatie Partnerschaften fernab von Regierungen. Nirgendwo sind diese Partnerschaften unerlässlicher als beim Thema Klima.
Wir müssen alle unsere Netzwerke mobilisieren – nicht bloß innerhalb der Regierung sondern zwischen Regierungen – indem wir Organisationen wie das Commonwealth nutzen. Darüber hinaus müssen wir NGOs, Glaubensgemeinschaften und die Wirtschaft erreichen. [...] Wir müssen uns ebenfalls wissenschaftliche Expertise für eine Vorreiterrolle in kohlenstoffarmer Entwicklung zunutze machen. [...] Daher besitzt die britische Regierung ein Wissenschafts- und Innovationsnetzwerk, das gemeinsame Forschung in Großbritannien und anderen Ländern fördert. [...]

Das gravierendste Problem in Kopenhagen und die stärkste Bremse des politischen Willens war das mangelnde Vertrauen in eine kohlenstoffarme Wirtschaft. [...] Die EU muss ihren eigenen Prozess beschleunigen und demonstrieren, dass ein kohlenstoffarmer Weg uns konkurrenzfähiger macht. [...] Europas Handeln wird nicht ausreichen. Wir benötigen Taten in Industrie- und Entwicklungsländern. [...] Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft wird schneller erfolgen und den Nutzen für alle maximieren, wenn die USA – historisch der größte Emittent – eine Vorreiterrolle einnimmt. [...]

Eine zentrale Herausforderung für Europa ist es, eine wirtschaftliche Partnerschaft mit China zu entwickeln, welche die chinesischen Schritte in Richtung einer kohlenstoffarmen Wirtschaft verstärkt. [...] Die Möglichkeit für die Schwellenländer besteht darin, einen direkten Sprung zur kohlenstoffarmen Wirtschaft zu erreichen und damit das Gefangensein in einer emissionsintensiven Wirtschaft, wie im Fall der Industrieländer, zu vermeiden: ein neuer, nachhaltiger Weg zu Wohlstand und Sicherheit. Eine globale kohlenstoffarme Wirtschaft ist kein Hirngespinst einiger Idealisten sondern eine zwingende Notwendigkeit für Realisten im 21. Jahrhundert. Länder, die sich rasch einer kohlenstoffarmen Welt anpassen, werden besser in der Lage sein, ihren Bürgern langfristigen Wohlstand zu bescheren. Ich bin gewiss, dass Großbritannien als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat seine Rolle erfüllen wird, nicht zuletzt durch Klimafinanzierung für die Ärmsten. [...]

Wie schwer es uns auch derzeit erscheinen mag – ein globales Abkommen in den Vereinten Nationen, welches das notwendige Vertrauen in einen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Welt erzeugt, ist die einzige Antwort auf die Bedrohung. [...] Um die Debatte zu verändern, müssen wir einfallsreich alle außenpolitischen Mittel unseres Arsenals einsetzen, bis wir einen weltweiten Konsens erreicht haben. [...]
 

Quelle: An effective response to climate chan-ge "underpins our security and prosperity" (2010),
https://www.gov.uk/government/speeches/an-effective-response-to-climate-change-underpins-our-security-and-prosperity