Garnaut-Bericht ruft zu internationalem Handeln auf

Header KlimaKompakt

Garnaut-Bericht ruft zu internationalem Handeln auf

Der Wirtschaftsprofessor Ross Garnaut erstellte im Auftrag der australischen Regierung einen nationalen "Stern-Report", der ökonomische Chancen und Risiken nationaler Klimapolitik quantifizieren sollte. Im Dilemma der "Unrentabilität" nationaler Alleingänge und im Angesicht der für Australien besonders bedrohlichen Konsequenzen des Klimawandels wird der Bericht zu einem Plädoyer für ernsthaften internationalen Klimaschutz. National fordert er die Versteigerung von 100 Prozent der Emissionshandelszertifikate, bleibt jedoch bei Anpassungshilfen für Entwicklungsländer weit zurück.

Praktisch zeitgleich erschien im Juni ein neuer Bericht von Nicholas Stern, nachdem dieser bereits im Oktober 2006 die ökonomischen Konsequenzen des Klimawandels mit den vergleichsweise geringen Kosten entschlossener Klimaschutzpolitik verglichen hatte. Stern benennt u.a. das Zwei-Tonnen-Ziel (CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr) als notwendigen Baustein eines internationalen Klimaabkommens.

Germanwatch übersetzt Auszüge aus beiden Dokumenten.

Garnaut Climate Change Review - Draft Report June 2008

"(...) Wirkungsvolle internationale Maßnahmen sind notwendig, wenn die Risiken des gefährlichen Klimawandels auf einem akzeptierbaren Niveau gestoppt werden sollen. Diese Maßnahmen sind aber höchst komplex. Internationale Kooperation ist grundlegend für die Lösung dieses globalen Problems. Jedoch verlangt diese Lösung die Auflösung eines echten Gefangenen-Dilemmas: Jedes Land profitiert aus seiner nationalen Sicht von eigenen geringeren CO2-Reduktionen im Vergleich mit den höheren Reduktionen anderer Länder. Wenn alle Länder auf dieser Basis handeln, ohne Weitblick und Kooperation, wird es keine Lösung geben. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir die Ergebnisse als ungenügend und unbefriedigend beurteilen. (…) Es ist wichtig, dass Industriestaaten in ihren Ländern glaubwürdige Emissionsreduktionen durchsetzen. Nicht nur, um Entwicklungsländern ihren ernsthaften Willen zu demonstrieren, sondern auch um zu zeigen, dass Emissionsreduktionen möglich sind, ohne den Wohlstand zu opfern. (…) Den Fortschritt zu beschleunigen verlangt von Industrieländern die Übernahme einer Führungsrolle und das Vertrauen in ihre Zusage zu verbindlichen Reduktionen, sofort und ohne Bedingungen. Weitergehende Reduktionen können jedoch angeboten werden, wenn Entwicklungsländer auch Reduktionsbegrenzungen zustimmen. (…) Fortschritte können im multilateralen Verhandlungsgeschehen jedoch nicht erreicht werden, solange die USA nicht zeigen, dass sie es mit dem Klimaschutz ernst meinen und etwa ein glaubwürdiges langfristiges Emissionsminderungsziel verabschieden. (...)"

Nicholas Stern: Key Elements of a Global Deal on Climate Change

(...) Die derzeitigen globalen Pro-Kopf-Emissionen liegen im Durchschnitt bei sieben Tonnen [CO2-Äquivalenzemissionen] und steigen schnell. 2050 werden etwa neun Mrd. Menschen auf der Erde leben, acht Mrd. davon in Entwicklungsländern. Wenn die globalen Emissionsziele erreicht werden sollen, müssen alle Länder höchstens zwei Tonnen pro Kopf erreichen. (…) Die Herausforderung liegt vor uns.

Der globale politische Rahmen muss so konstruiert sein, dass er drei Prinzipien erfüllt: Effektiv: Der Rahmen muss Maßnahmen beinhalten, die die Risiken des Klimawandels erschwinglich auf anerkannt tragbarem Niveau halten; Effizient: Reduktion der Treibhausgase soll dort erfolgen, wo es am preiswertesten ist, CO2 soll einen Preis erhalten, und der Markt soll eine zentrale Rolle spielen in der Lenkung, wo und welcher Art die Reduktionen erfolgen; Gerecht: Verpflichtungen müssen als gerecht wahrgenommen werden, was voraussetzt, dass Industrieländer die Vorreiterrolle übernehmen - der Klimawandel ist ein gemeinsames Problem mit unterschiedlichen Verantwortlichkeiten.

Auf der Basis von Risiken und den Kosten von Handlungen und unterlassenen Handlungen sollte das Stabilisierungsniveau der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre 450-500 ppmv CO2equ. sein. (…)

Um ein Ziel von 500 ppmv CO2equ. zu erreichen, ist eine Reduktion bei allen Treibhausgasen um 50 Prozent bis 2050 (Ausgangsjahr 1990) nötig, weitere Verminderungen sollten nach diesem Zeitraum erfolgen. (...)

Einige rasch wachsende Entwicklungsländer mit mittlerem Pro-Kopf-Einkommen werden schon vor 2020 frühe Reduktionsziele in einigen Wirtschaftsektoren zusammen mit möglichen verpflichtenden nationalen Emissionszielen übernehmen müssen. (...)

Die Kraft eines globalen Emissionshandelssystems muss genutzt werden, um erhebliche Finanzflüsse in Entwicklungsländer zu generieren: Etwa 20-75 Mrd. $ pro Jahr im Jahr 2020 und 50-100 Mrd. $ in 2030. (...)

Quellen: