Mut für saubere Energie!

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Mut für saubere Energie!

Die Diskussion in den USA zum Klimawandel ist nicht ausschließlich, wie es aus der Ferne mit Blick auf die Bush-Administration aussieht, vollständig ablehnend gegenüber Klimaschutz. Nicht nur Stimmen von Nichtregierungsorganisationen sind zu vernehmen, sondern zunehmend auch solche aus der Wirtschaft, welche die Chancen von Klimaschutztechniken erkennen und die Gefahr sehen, dass die USA wirtschaftlich den Anschluss verlieren.

Es folgt ein Beitrag von Jeffrey Immelt (Vorsitzender und Geschäftsführer von General Electric) und Jonathan Lash (Präsident des World Resources Institute) in der Washington Post vom 21.5.05 (Übersetzung durch Germanwatch).

Als Thomas Edison die Glühbirne erfand, wurde er gefragt, was ihn inspiriert hätte. "Ich hatte herausgefunden, was die Welt braucht," antwortete Edison, "und das erfand ich dann."

Die Vereinigten Staaten müssen heute dasselbe tun - nur unser primäres Ziel muss jetzt sein, die Art, wie wir Energie umwandeln und konsumieren, zu revolutionieren. Abnehmende Öl- und Erdgasreserven, zunehmende Abhängigkeit von auswärtigen und manchmal unzuverlässigen Energiequellen und der globale Klimawandel verlangen nichts weniger als das.

Ein grundsätzlicher Wechsel verlangt drei Dinge: Die Intelligenz, neue Technologien zu entwickeln, einen Markt, der die sauberen Technologien profitabel macht, und eine ordentliche Dosis an amerikanischer Willenskraft. Zur Zeit haben wir zwei von den dreien.

Zum einen: Die intellektuelle Stärke. Im letzten Jahrzehnt haben wir dramatische Innovationen in der Entwicklung von den sauberst möglichen Energie-Technologien gesehen. Die Edisons von heute haben in ihren Labors weltweit für Durchbrüche in den Energiebereitstellungs-Technologien gesorgt. So wie diese Technologien sich verbessern und an Stärke gewinnen, wächst auch unsere Chance, erfolgreich zu sein.

Wir entwickeln eine Kombination aus verbesserten Technologien aus den Bereichen Wind-, Solar-, Atomkraft und Erdgas, um Energie- und Umweltbedürfnisse in der Zukunft zu erfüllen. Der Schlüssel ist höhere Effizienz, niedrigere Kosten und weniger Emissionen. Ein Beispiel ist das Verbrennen von Kohle zur Stromerzeugung. Heute haben wir die allerneueste Vergasungstechnik, die weltweit CO2-Emissionen um viele Millionen Tonnen reduzieren kann und so einen bedeutenden Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leistet.

Die zweite Voraussetzung für einen Wandel ist der Markt. Anteilseigner sind fordernder denn je, und sie wollen Dividenden und nicht eine "Vision". Aber wir haben den Punkt erreicht, an dem die Lösung von Energie- und Umweltproblemen nicht nur das Richtige, sondern auch profitabel ist. Grüne Technologien schreiben zunehmend schwarze Zahlen, und die Einnahmen werden weiter wachsen, wenn sich in der Produktion Skaleneffekte einstellen.

Dass es diese Veränderung gibt, zeigt sich bei großen Unternehmen wie Johnson und Johnson, Citigroup und General Electric (GE). GE verpflichtete sich gerade, die jährlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbarer Energien zu verdoppeln - auf 1,5 Milliarden US$ -, und wollen die Erträge aus energieeffizienten Produkten bis 2010 verdoppeln. Die drei und auch andere haben sich mit dem World Resources Institute zusammengetan, um neue offensive Pläne für die Reduktion der Treibhausgasemissionen umzusetzen. Im Falle von GE ist avisiert, die Treibhausgasemissionen, von denen ein Anstieg um 40% bis 2012 erwartet worden war, um 1% zu reduzieren. Bei derart großen Unternehmen kann dies zu erheblichen weltweiten Wirkungen führen.

Wir haben die Technologie. Wir haben die finanziellen Anreize. Was uns fehlt, ist die Bereitschaft sie zu nutzen und voranzugehen.

Für eine Nation wie die unsere - welche immer neue Chancen nutzte, neue Märkte erschloss und neue Technologien entwickelte - ist das Verschließen gegenüber den Erneuerbaren Energien genauso rätselhaft wie unparteiisch. Das Fehlen einer konsistenten Energiepolitik ist für mehr als ein Jahrzehnt der zentrale Teil des Problems gewesen, so dass wir versagten, den bereits vorhandenen Plänen zur Wind-, Solar-, sauberen Kohle-, Atom-Energie und anderen Ressourcen zum Durchbruch zu verhelfen. Das Ergebnis ist, dass wir die Führung Europa und China überlassen haben, die voraus geeilt sind und ihre Wirtschaft verbesserten und ihre nationale Sicherheit verstärkten. Wenn die Notwendigkeit Mutter der Erfindung ist, ist der Aufschub ihr Feind. In einer so wichtigen weltpolitischen Angelegenheit muss Amerika führen. Wir glauben, dass die Regierung die Führungsposition zurückerobern kann, indem sie sich aus dem völligen Stillstand der Energie- und Umweltpolitik hinausbegibt. Wir brauchen eine Politik, die sich an die marktorientierte Herangehensweise bindet, die Verbesserungen in Umweltbelangen voranbringen kann. Eine Politik, die außerhalb des Ölfasses denkt - und diverse Energiequellen fördert, die dazu beitragen können, die Fesseln der Ölabhängigkeit aufzubrechen. Eine Politik, die Energie- und Umwelt-Anwendungen als essentiell, als nationale Kernkompetenzen ansieht - auf dieselbe Weise, wie eine dynamische Technologie-Politik die überwältigenden informationstechnologischen Innovationen der 80er und 90er untermauert und gleichzeitig ihr Wachstum angetrieben hat.

Es ist klar, dass nichts von dem einfach zu verwirklichen ist, und es nur kommen wird, wenn die Regierung, die Industrie und andere sich auf einen gemeinsamen Zukunftsweg verständigen und sich dem intellektuellen und finanziellen Kapital verpflichten, das gebraucht wird, um Lösungen zu finden und sie dann in die Tat umzusetzen. Ist Versagen eine Option? Edison rief einst "Sei mutig!" zu denen, die an den Fähigkeiten der Vereinten Staaten zweifelten. Um eine sicherere Zukunft für die Energieversorgung zu realisieren, müssen wir mutig sein und Schulter an Schulter stehen mit den Führungspersönlichkeiten der Zukunft.

Jeffrey Immelt ist Vorsitzender und Geschäftsführer von General Electric Co.
Jonathan Lash ist Präsident des World Resources Institute.

Quelle: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/05/20/AR2005052001332.html

>> Germanwatch: Erneuerbare Energien