Klimaschäden und Verluste – Wer zahlt die Rechnung?

Weitblick Artikel

Klimaschäden und Verluste – Wer zahlt die Rechnung?

Zyklon in Mosambik

Extremwetterereignisse, wie der Zyklon Idai in Mosambik, verursachen immer wieder Katastrophale Schäden.

Foto: European Union 2019/Photographer: Christian Jepsen

Wirbelstürme, Starkregen oder Hitzewellen – durch den Klimawandel verstärkte Extremwetterereignisse, aber auch langfristige Effekte des Klimawandels, wie der Meeresspiegelanstieg, schaffen eine reale Klimakrise für Millionen von Menschen. In Mosambik und seinen Nachbarstaaten forderten Wirbelstürme im April 2019 mehr als 1.000 Todesopfer. Das sechstärmste Land der Welt war zur Aufnahme von Schulden in Höhe von zusätzlich 118 Millionen US-Dollar gezwungen. Klimawandelbedingte Schäden und Verluste gefährden Lebensgrundlagen, Ernährungssicherheit, menschliche Sicherheit und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Sie treffen die ärmsten Menschen und Länder, die sich nicht ausreichend schützen können. Am stärksten sind diejenigen betroffen, die am wenigsten für die Ursache der Klimakrise verantwortlich sind. Bisher mangelt es an politischen und rechtlichen Regeln, die festlegen, wie Verursacher des Klimawandels für die Konsequenzen ihrer Emissionen aufkommen.

Im Kontext der UN-Klimaverhandlungen fehlen bisher zusätzliche finanzielle Mittel, um die ärmsten Menschen und Länder bei der Bewältigung von Schäden und Verlusten zu unterstützen. Auch die bisher umgesetzten Lösungsansätze von Klimarisikoversicherungen reichen nicht aus (siehe Kasten). Solange eine politische Lösung nicht in Sicht ist, sehen sich Menschen zunehmend gezwungen, Unterstützung gerichtlich einzuklagen. Das zeigen Fälle wie der des peruanischen Bauern Saúl Luciano Lliuya, der vom größten europäischen Emittenten, RWE, die Beteiligung an Schutzmaßnahmen vor einer drohenden Gletscherflut erwirken will.

Beim bevorstehenden Klimagipfel in Madrid muss daher eine der ganz großen Fragen sein: Wie können Menschen in Entwicklungsländern im Umgang mit den enorm steigenden Schäden und Verlusten unterstützt werden? Wie können vor allem Verursacher an den Kosten beteiligt werden? Deshalb steht in Madrid die Überprüfung des „Warschau Mechanismus für Schäden und Verluste“ auf der Agenda. Zum einen muss festgelegt werden, wie der Unterstützungsbedarf verletzlicher Länder für künftige Schäden anhand von Szenarien regelmäßig ermittelt werden soll. Zum anderen müssen die notwendigen Schritte definiert werden, um Finanzmittel zur Deckung dieses Bedarfs zu generieren und bereitzustellen.

Vera Künzel, Laura Schäfer und Maik Winges


Klimarisikoversicherungen

Wenn eine ausreichende, dauerhafte Finanzierung durch reiche Länder oder Verursacher sichergestellt wäre, könnten Klimarisikoversicherungen ein zentrales Instrument im Umgang mit Schäden und Verlusten, zum Beispiel durch Dürren, Stürme oder Überflutungen, sein.

Bei indexbasierten Versicherungen löst das Überschreiten eines Schwellenwertes – etwa für die Heftigkeit des Starkregens – die Zahlung aus. Der Vorteil ist, dass ein Rechtsanspruch auf das Geld besteht und dieses sehr schnell bereitgestellt werden kann. Aber: Arme Menschen können sich Klimarisikoversicherungen nur leisten, wenn die öffentliche Hand oder Verursacher des Klimawandels sie ausreichend unterstützen. Versicherungen können nur Teil einer Gesamtstrategie für Risikoverringerung und Schadensbewältigung sein. Für die großen langsamen Risiken – Meeresspiegelanstieg oder Ausdehnung der Wüsten – sind sie nicht geeignet.