Jetzt oder nie! Warum Rio+20 ein Erfolg werden muss

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Jetzt oder nie! Warum Rio+20 ein Erfolg werden muss

 

Unter der Koordination des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik haben Wissenschaftler von elf angesehenen Institutionen aus Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Japan, Kenia, Südafrika und den USA ein Forderungspapier zum Rio+20-Gipfel erarbeitet. Germanwatch dokumentiert Auszüge in eigener Übersetzung.

„Die internationale Gemeinschaft hat einen stabilen und umfassenden Konsens erzielt, dass die Erde ein deutlich intelligenteres und umfassenderes Modell für eine nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung benötigt. Dieses soll die „ausgeglichene Integration von wirtschaftlicher Entwicklung, sozialer Entwicklung und Umweltschutz“ sichern, wie der letzte Beschluss der UN-Generalversammlung als Mandat für die UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung 2012 bestätigte. Darüber hinaus sollen die Vereinten Nationen eine globale Transformation in Richtung  einer „green economy“ durch adäquate institutionelle Reformen unterstützen.

Ähnliche Ankündigungen wurden von Zeit zu Zeit immer wieder gemacht. Zu viele Gelegenheiten wurden seitdem verpasst, zu viele Abmachungen sind fehlgeschlagen. Armut bleibt eine ständige Herausforderung, selbst wenn  die Weltwirtschaft in beeindruckenden Raten wächst. Währenddessen wird die Umwelt weiter ausgebeutet, als würde es keine Grenzen geben. Beispiellose Risiken im globalen System, aufgezeigt durch die dreifache Krise der Finanzstabilität, der Ernährungssicherheit und des Klimawandels, verdeutlichen, dass die Zeit zum Handeln gekommen ist. Rio+20 repräsentiert eine einmalige Gelegenheit ökonomische Umsichtigkeit, soziale  Verantwortung und Umweltbewusstsein endgültig in Einklang zu bringen. Diese Gelegenheit darf nicht schon wieder verpasst werden! […]


Eine „green economy“ würde den Zugang zu grünen Technologien sowie Ressourcen schonenden, intelligenten Infrastrukturen und Städten befördern. Sie würde grüne Arbeitsplätze schaffen und Ökosystemdienstleistungen wertschätzen, während sie Armutsminderung und Gerechtigkeitsfragen als Kernthemen betrachten würde. So bietet sie rationale Perspektiven und brauchbare Instrumente sowohl für Entwicklungsländer als auch für  Industrieländer, um eine nachhaltige Entwicklung in einer kohärenten Grundstruktur zu betreiben, in welcher globale Ambitionen und eine „bottom up“-Politik sich gegenseitig ermöglichen und verstärken.

Daher flehen wir unsere Regierungen an, die visionäre Idee einer „green economy“ in einen konkreten Aktionsplan umzusetzen. Auf dem Rio+20 Gipfel sollten die Politiker der Welt diesem Ereignis gerecht werden und einer „green  economy“-Strategie zustimmen, welche nachhaltiger Entwicklung und Armutsbekämpfung eine gleiche Gewichtung gibt. Als solche muss die Strategie stabil genug sein, um heutige und zukünftige Generationen der Erde als Ganzes zu versorgen und sie muss flexibel genug sein, um auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Landes einzugehen. […]

Ein Jahr vor dem Ereignis rechtfertigen zwischenstaatliche Bemühungen nur schwer hohe Erwartungen [an den Rio+20-Gipfel]. Bis jetzt zeigt sich insgesamt ein Ansatz des „Weiter so!“, welcher in Ermangelung von Ambitionen und dem fehlenden Sinn für die Notwendigkeit selbstgefällig erscheint. Damit Rio+20 ein bahnbrechender Gipfel wird, müssen sowohl Einsatz als auch Geschwindigkeit im  vorbereitenden Prozess dringend erhöht werden. Hier wird eine starke politische Führung gebraucht! Staats- und Regierungschefs dürfen Rio+20 nicht bloals einen weiteren Gipfel betrachten, außer wenn sie absichtlich versuchen, das Potential von multilateralen Prozessen zu untergraben.

Zur Zeit  befinden sich die Regierungen im Prozess, ein Ergebnisdokument für Rio+20 zu skizzieren. Wenn man es nicht schafft, große Ideen und mutige Aktionspläne für den aktuellen Gipfel  einzubringen, ist es geradezu entschieden, dass eine einmalige Gelegenheit verschenkt wird. Tatsächlich würde sich das Fenster für eine günstige Gelegenheit, das Rio+20 in der momentanen globalen Krise repräsentiert, voraussichtlich auf unabsehbare Zeit  schließen. Verzögerungen und Inkrementalismus sind daher nicht mehr verzeihlich, wenn die sich abzeichnende Transformation der Weltwirtschaft sich an die Eigenschaften des Erdsystems anpassen muss.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu viel verlangt von unseren Regierungen zu erwarten, dass sie ihrer gemeinsamen Verantwortung gerecht werden. Daher appellieren wir an unsere Regierungen, den Rio+20 Gipfel zu priorisieren und sein im Konsens beschlossenes Motiv ohne weiteres Aufheben auf die inländische Agenda zu setzen. So kann den Gesellschaften ein Übergang zu einer „green economy“, mit Blick auf die spezielle Situation jedes Landes, ermöglicht werden, und die Vereinten Nationen können endlich, besonders durch die Stärkung ihrer Autorität im Bereich internationaler Umweltsteuerung, als global agierender Anwalt für nachhaltige Entwicklung auftreten. Jetzt oder nie bedeutet auch, dass es noch nicht zu spät ist - noch nicht!“

Der Bericht „Now is the time: why Rio+20 must succeed" kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
http://www.die-gdi.de/CMSHomepage/openwebcms3.nsf/(ynDK_contentByKey)/MRUR-8JF9QK?OpenDocument&nav=active:Home\MR-UR-8JF9QK;expand:Home