Meldung | 15.11.2022

Auswirkungen von Energy Sharing auf die Stromnetze

Perspektivwechsel-Workshop am 13. Oktober 2022
Menschen mit Glühbirnen

Die EU verfolgt die Vision einer Energieunion, in deren Mittelpunkt die Bürger:innen stehen, die Verantwortung für die Energiewende übernehmen. In der Erneuerbare-Energien-Richtlinie hat die EU als Teil des Clean Energy Packages Rechte definiert, die Bürger:innen dies ermöglichen sollen. Ein zentraler Baustein ist das Teilen von gemeinschaftlich produzierter Energie, das Energy Sharing. In Deutschland ist dieses Recht noch nicht umgesetzt worden.

Um die Debatte zur Umsetzung von Energy Sharing voranzubringen, haben wir einen Workshop in Kooperation mit dem Bündnis Bürgerenergie und dem BUND ausgerichtet. Es wurde aus unterschiedlichen Perspektiven darüber diskutiert, welche Anforderungen sich durch Energy Sharing an die Stromnetze ergeben. Insbesondere wurden dabei die folgenden Fragen diskutiert:

  • Wie definiert man Energy Sharing: Welcher geografische Zuschnitt, welche Netzebenen werden berücksichtigt?
  • Welche finanziellen Anreize braucht es für die Umsetzung von Energy Sharing?
  • Welche Dienstleistungen für die Netze sind mit Energy Sharing möglich?
  • Was sind die Anforderungen an die digitale Infrastruktur?

Es diskutierten 25 relevante Akteur:innen aus den Stakeholder:innengruppen Verteilnetzbetreiber, Übertragunsgnetzbetreiber, Erneuerbare-Energien-Verbände, Bürgerenergiegesellschaften, Energieversorger sowie Umweltverbände.

Der Austausch zwischen den verschiedenen an der Umsetzung von Energy Sharing beteiligten Parteien wurde als sehr wertvoll empfunden. Eine ausführliche Ergebnisdokumentation einschließlich einer Zusammenfassung der Inputs kann im Downloadbereich (oben) heruntergeladen werden. Die Kernergebnisse des Workshops lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Intelligente Messsysteme (iMSys)
    Smart Meter und eine funktionierende Datenkommunikation zwischen Messstellen und Netzbetreibern sind ein zentraler Baustein für Energy Sharing. Bis zu einem flächendeckenden Smart Meter Rollout bedarf es aber auch Übergangslösungen.
     
  2. Finanzieller Anreiz für Energy Sharing
    Eine Prämienzahlung anstelle von verringerten Netzentgelten wird bevorzugt.
     
  3. Erfahrungen aus Österreich sollten berücksichtigt werden
    In Österreich gibt es eine Vielzahl von Modellen, durch die Energy Sharing ein komplexes Konzept mit unterschiedlichen Zuständigkeiten wird. Ein einfacher zugängliches Konzept mit klarer Rollenverteilung und Erwartungsmanagement wäre wichtig. Eine Koordinierungsstelle für Energy Sharing ist sinnvoll.
     
  4. Definitionsgrundlage für Energy Sharing
    Um ein konzeptionell und kommunikativ einfaches Modell für Energy Sharing zu haben, wird eine Definition anhand eines regionalen Zuschnittes (z.B. 50-km-Radius) gegenüber einer Netzebenendefinition von vielen Teilnehmenden bevorzugt. Die Diskussion hierzu ist jedoch keinesfalls abgeschlossen und bedarf weiterer Klärung.
     
  5. Netzrückwirkungen durch Energy Sharing
    Für die Beurteilung von Netzrückwirkungen (Entlastung/Belastung) durch Energy Sharing wird eine (größere) Datengrundlage benötigt. Netzentlastung und Flexibilität sowie Energy Sharing sollten daher getrennt voneinander vorangetrieben werden

Bei Rückfragen oder Interesse an den Arbeitsblättern aus dem Workshop können Sie sich gerne an Tessa-Sophie Schrader (schrader@germanwatch.org) wenden.