Berlin (10. Juli 20205). 14 Unternehmen der Wasserstoff- und Erneuerbaren-Wirtschaft fordern gemeinsam mit Umweltverbänden Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche in einem offenen Brief auf, die geplante Kraftwerksstrategie zum Motor für die grüne Wasserstoffwirtschaft in Deutschland zu machen. Das von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch koordinierte Bündnis betont die Chancen für Klimaschutz, Versorgungssicherheit, Resilienz und heimische Wertschöpfung durch eine verbindliche Dekarbonisierungsstrategie mit nachvollziehbaren und ambitionierten Vorgaben für die Umstellung der Kraftwerke auf grünen Wasserstoff.
Christoph Bals, Politik-Vorstand von Germanwatch: „Klimapolitisch steht außer Frage, dass alle Gaskraftwerke schnellstmöglich auf grünen Wasserstoff umgestellt werden müssen. Das ist auch die beste Ergänzung zu Innovationen wie Batteriespeichern und Flexibilität auf der Nachfrageseite. Die Unternehmen der grünen Wasserstoffwirtschaft stehen in den Startlöchern. Jetzt ist die Bundesregierung am Zug, mit klaren Rahmenbedingungen Wertschöpfung und Klimaschutz am Standort Deutschland zusammen zu bringen."
Die unterzeichnenden Verbände und Unternehmen betonen, dass die finalen Investitions-Entscheidungen in vielen Fällen an der Verbindlichkeit der Nachfrage hängen – diese Planungsunsicherheiten kann die Bundesregierung durch die richtigen Weichenstellungen im Rahmen der Kraftwerksstrategie erheblich reduzieren.
„Die deutschen Elektrolyseurhersteller investieren umfassend in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau von Produktionskapazitäten. Damit sich diese Investitionen auszahlen, braucht es einen starken Heimatmarkt mit Elektrolyseprojekten und gesicherter Wasserstoffnachfrage in Deutschland. Ein verbindlicher Umstellfahrplan für die Kraftwerke auf grünen Wasserstoff wäre genau das“, erklärt Sebastian Sipp, Geschäftsführer beim Elektrolyseurhersteller STOFF2.
Der Aufruf folgt einer Reihe von positiven Signalen in jüngerer Zeit, dass grüner Wasserstoff schon mittelfristig auch preislich konkurrenzfähig sein kann: Die zweite Auktionsrunde der Europäischen Wasserstoffbank hat zum wiederholten Male Produktionskosten für grünen Wasserstoff von unter 5 Euro pro Kilogramm erzielt. Damit waren Förderbeträge von lediglich 20 bis 50 Cent pro Kilogramm notwendig, um Abnahmeverträge zu schließen. Eine aktuelle Studie von Delloite und Öko-Institut zu den Kostenentwicklungen von grünem Wasserstoff zeigt zudem, dass grüner Wasserstoff im Laufe der 2030er Jahre deutlich günstiger werden und ab 2040 auch konkurrenzfähig zu blauem Wasserstoff sein kann.
Das Bündnis argumentiert in dem Brief auch mit den Vorteilen, die die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff für ein flexibles auf Erneuerbaren Energien basierten Energiesystem liefern und mit den damit verbundenen Wertschöpfungsmöglichkeiten in Deutschland.
Sogenannte Sprinterkraftwerke, die von Beginn an mit grünem Wasserstoff betrieben werden, wären eine Möglichkeit, das Zusammenspiel von Erzeugung, Infrastruktur und Nutzung frühzeitig unter realen Bedingungen zu erproben. „So ließe sich die Nutzung von grünem Wasserstoff frühzeitig skalieren und durch einen bilanziellen Ansatz ein stetiger Übergang zu immer mehr mit grünem Wasserstoff betriebenen Kraftwerken ermöglichen“, erklärt Timona Ghosh, Leiterin des Deutschlandgeschäfts von HDF Energy, die auf den Bau von Sprinter- und Hybridkraftwerken spezialisiert sind.
Kraftwerksstrategie muss Motor der grünen Wasserstoffwirtschaft werden
Ein Bündnis aus Unternehmen und Umweltverbänden fordert von Bundeswirtschaftsministerin Reiche verbindlichen Fahrplan zur Emissionsreduktion bei der Ausschreibung von Kraftwerken