Berlin, Bonn, Tutzing (24. Sept. 2025). Plant-for-the-Planet, OroVerde und Germanwatch begrüßen die Ankündigung Brasiliens, eine Milliarde US-Dollar in die Tropical Forest Forever Facility (TFFF) zu investieren. Erstmals übernimmt ein großes Tropenwaldland damit selbst starke Verantwortung für die Finanzierung der selbst angestoßenen globalen Initiative zum Schutz der Tropenwälder. Das stärkt die Glaubwürdigkeit der TFFF und erhöht den Druck auf weitere potenzielle Geberländer.
Für die Bundesregierung bedeutet dies, nicht nur einen finanziellen Beitrag zu leisten, sondern auch aktiv dafür zu sorgen, dass die TFFF bestmöglich ausgestaltet wird. Denn ob die Initiative ihr Potenzial entfaltet, hängt entscheidend von den Details ab.
Großes Potenzial für Tropenwaldschutz
Mit ihrem innovativen Finanzierungsmodell könnte die TFFF eine neue Dynamik für den globalen Tropenwaldschutz entfalten. Mit 25 Milliarden US-Dollar öffentlicher Mittel sollen rund 100 Milliarden US-Dollar privaten Kapitals mobilisiert und jährlich bis zu 4 Milliarden US-Dollar an Tropenwaldländer ausgezahlt werden – als Anreiz für den Erhalt ihrer Wälder. Diese Zahlungen würden die bisherigen Budgets vieler Umwelt- und Forstbehörden dieser Länder deutlich übersteigen. Positiv ist, dass das innovative Konzept durch private Investitionen Zahlungen ermöglicht, ohne Tropenländer weiter zu verschulden. Da jeder abgeholzte Hektar die Auszahlungen reduziert, wäre der Erhalt der Wälder wirtschaftlich attraktiver als die Abholzung.
Risiken entschärfen: Deutschland muss TFFF wirksam mitgestalten
Plant-for-the-Planet, OroVerde und Germanwatch sehen in der aktuellen Ausgestaltung der TFFF noch Risiken. Sie fordern Deutschland daher auf, bei einer möglichen finanziellen Beteiligung seine Rolle im vorläufigen Entscheidungsgremium der TFFF wahrzunehmen und auf Verbesserungen in zentralen offenen Punkten zu drängen. Die Bundesregierung muss sich für eine strenge Ausschlussliste schädlicher Investitionen und höchste internationale Umwelt- und Sozialstandards bei den Kapitalanlagen, deren wirksame Überwachung und für ein tragfähiges Finanzierungsmodell einsetzen. Nur wenn diese Aspekte verbessert werden, kann die TFFF ihr volles Potenzial entfalten und zu einem fairen, wirkungsvollen Instrument im globalen Wald- und Klimaschutz werden.
Strengere ökologische Standards
Die Stiftung Plant-for-the-Planet sieht vor allem Verbesserungspotenzial bei ökologischen Standards, wie zum Beispiel der Degradierung. Nach dem jetzigen Regelwerk wird nur durch Waldbrände verursachte Degradierung durch die Kürzung von Prämien sanktioniert. Andere Formen der Walddegradierung, wie selektive Abholzung, können zunächst ungehindert fortgesetzt werden, auch wenn eine regelmäßige Neubewertung dieser Regelung vorgesehen ist. „Es ist wichtig, diese Kriterien anzupassen, um klare Grenzen beim Schutz der Tropenwälder zu setzen”, sagt Felix Finkbeiner, Gründer von Plant-for-the-Planet. „Die TFFF bietet eine einmalige Chance, diese großen Herausforderungen anzugehen. Jedoch müssen jegliche Schädigungen der Wälder verhindert werden. So kann die Abholzungskrise in enger Partnerschaft mit den Tropenwaldländern zur Lösung beitragen.”
Mitspracherecht für indigene Gemeinschaften zentral
Die Tropenwaldstiftung OroVerde hebt hervor, dass bisher nur etwa ein Prozent der globalen Klimafinanzierung direkt in indigene Territorien fließt, obwohl die zentrale Rolle Indigener Völker und lokaler Gemeinschaften (IPLC) als Hüterinnen der Tropenwälder unumstritten ist. Der aktuellen Concept Note der TFFF zufolge sollen mindestens 20 Prozent der Mittel an IPLC fließen. „Die TFFF böte somit die Chance, die gravierende Finanzierungslücke für indigene Völker und lokale Gemeinschaften zu schließen“, so Martina Schaub, Vorständin der Tropenwaldstiftung OroVerde. „Entscheidend ist jedoch, dass sie nicht nur eine starke Stimme bei der Verwaltung des Fonds haben, sondern die Mittel auch direkt und ohne Umwege in ihren Territorien ankommen“, betont Schaub weiter.
Kein Ersatz für bestehende Klimafinanzierung
Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch betont, dass Beiträge Deutschlands zur TFFF nur dann glaubwürdig sind, wenn sie mit neuen Geldern und zusätzlich zur bestehenden internationalen Klimafinanzierung bereitgestellt werden. Andernfalls droht die Gefahr, dass dringend benötigte Mittel für besonders verletzliche Länder verdrängt werden. Diese Konkurrenz muss unbedingt vermieden werden. Nur der durch den Anleihekauf erzielte Ertrag für den Tropenwaldschutz darf auf das neue globale Klimafinanzierungsziel (NCQG) angerechnet werden – nicht jedoch die Gelder für den Anleihekauf selbst. Letztere dürfen kein Ersatz für reale Finanzflüsse an Entwicklungsländer sein und nicht das 300-Milliarden-Ziel im NCQG künstlich auffüllen.
„Dringend benötigte Klimafinanzierung darf nicht im Schatten der TFFF untergehen. Die TFFF kann ein starkes Signal für Waldschutz sein – aber nur, wenn sie höchsten Standards genügt, zusätzliche Mittel mobilisiert und die Integrität des internationalen Klimafinanzierungssystems gewahrt bleibt“, fordert Julia Grimm, Klimafinanzierungsexpertin bei Germanwatch.