Berlin (25. Sept. 2025) Mit den gestern Abend veröffentlichten nationalen Klimazielen (NDC) für 2035 setzt China nach Ansicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch neue Maßstäbe in der dortigen Klimapolitik. Erstmals formuliert das Land absolute Emissionsreduktionsziele statt nur relativer Ziele für Emissionsintensität. Erstmals erfasst es dabei alle Treibhausgase sowie sämtliche Wirtschaftssektoren. "Chinas neue Klimaziele markieren das Ende der Wachstumspolitik bei den Emissionen", erklärt Petter Lydén, Leiter des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. “Das ist ein historischer Wendepunkt bei einem so großen Emittenten, der Deutschland und die EU unter Handlungsdruck setzt. Chinas gesetzte Ziele sind allerdings bei Weitem nicht ausreichend und sollten als Minimum der Ambition bis 2035 gesehen werden. Denn das im Land sichtbare Wachstum von Erneuerbaren und Elektrifizierung rückt weit ambitioniertere Emissionsminderungen in Reichweite.“
Chinas Klimapolitik ist für Deutschland umwelt-, wirtschafts- und sicherheitspolitisch relevant. Barbara Pongratz, Expertin für Deutsch-Chinesische Klimadiplomatie bei Germanwatch, erläutert: “Grüne Industrien sind die Schlüsselbranchen der Zukunft, in denen China rigoros auf Technologieführerschaft setzt. Deutschland und die EU drohen abgehängt zu werden. Und das in einer geopolitisch angespannten Lage, in der Wertschöpfungsketten und Marktmonopole strategische Hebel sind und Deutschlands Wohlstand zunehmend von Innovation und Zugang in diesen Bereichen abhängt.”
Kritik an wenig ehrgeizig erscheinenden Zielen könnte vorschnell sein
Germanwatch warnt vor vorschneller Kritik an vergleichsweise wenig ehrgeizig formulierten Zielen. "Chinas Klimaziel-Logik folgt zentraler Planung: Konservative, aber verbindliche Leitziele senden innenpolitisch starke Signale und zeigen ernsthaften Willen. Das Erreichen dieser neuen Ziele reicht zwar nicht aus, um das weitere Zuspitzen der Klimakrise abzuwenden", so Pongratz. "Aber China hat bei den Erneuerbaren Energien gezeigt, dass es gesetzte Ziele auch deutlich übertreffen kann – und der aktuelle Trend spricht stark dafür, dass das wieder passieren könnte.“
Bundesregierung muss nun in der EU Führung übernehmen
Die chinesischen Klimaziele erhöhen den Druck auf Deutschland und die EU. "Während China sein Ziel eingereicht hat, zögern wir noch immer", kritisiert Martin Voss, Experte für Klimadiplomatie mit China. "Bundeskanzler Merz hat sich, wie im Koalitionsvertrag versprochen, eindeutig hinter ehrgeizige deutsche und EU-Klimaziele gestellt. Dann aber hat er den Prozess zur Abstimmung aufgehalten. Wenn Deutschland zum Zugpferd einer international handlungsfähigen EU werden will, muss der Kanzler in der EU vor dem Klimagipfel in Brasilien einen Beschluss des 2040-Klimaziels von minus 90 Prozent und der entsprechenden neuen EU-Klimaziele für 2035 durchsetzen."
China markiert wichtigen Wendepunkt in der Klimapolitik – EU bleibt gefordert
China läutet mit neuem Klimaziel sinkende Emissionen ein – Hoffnung auf Übererfüllung der Ziele / Kanzler Merz muss sich für ambitionierte EU-Klimaziele noch vor Weltklimakonferenz in Brasilien einsetzen