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Weltklimakonferenz: Gute Dynamik von erbittertem Widerstand weniger Staaten gebremst - Ergebnisse nicht ausreichend

Wichtige Fortschritte im Anpassungsbereich und bei sozial gerechter Transformation - aber nicht groß genug / Rückschritte in anderen Bereichen zumindest verhindert

Belém (22. Nov. 2025). Nach Ansicht der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch hat die Weltklimakonferenz (COP30) das aktuelle Tauziehen um die  internationale Klimapolitik wie unter einem Brennglas gezeigt. “Trotz der sich dramatisch zuspitzenden Klimakrise ist eine kleine Gruppe großer Staaten bereit, alles zu tun, um das fossile Geschäftsmodell zu verlängern. Die reichen Staaten stellen zudem nicht das notwendige Geld bereit. Trotz der anfangs guten Dynamik auf der Konferenz konnten daher dringend notwendige Ergebnisse nicht im Konsens erzielt werden”, bilanziert Christoph Bals, Politik-Vorstand von Germanwatch. “Im Anpassungsbereich und in Bezug auf die sozial gerechte Transformation wurden wichtige Fortschritte erreicht - wenn auch nicht ausreichend große. In vielen anderen Bereichen konnten Rückschritte zumindest verhindert werden.”

Die aus dem Pariser Abkommen ausgestiegene Supermacht USA, oft unterstützt von Russland und Saudi-Arabien, versucht mit Macht das fossile Geschäftsmodell zu erhalten, das durch die Revolution in Richtung Erneuerbare Energien und Elektrifizierung endlich unter Druck steht. In diesem Umfeld war es erstaunlich, dass bei der COP eine große Dynamik entstanden ist, konkrete Pläne zum Herunterfahren der fossilen Energien zu verabreden. Die fehlende Handlungsfähigkeit der EU, angesichts der zusammengestrichenen Klimabudgets angemessene Finanzzusagen für Anpassung und Transformation der armen Länder zu machen, nahm ihr viel an Glaubwürdigkeit beim Aufbau von Allianzen. Durch den Widerstand einiger Staaten, wobei  Russland und Saudi Arabien gemeinsam mit anderen BRICS-Staaten eine wichtige Rolle spielten, spiegelt sich diese erfreuliche Dynamik nicht wie notwendig im Ergebnis. Zusammen mit dem Klimatext  der G20 zum Klimaschutz zeigt sich aber, dass die meisten Staaten weiter auf Kurs Energierevolution bleiben wollen, “Die Atmosphäre in einer von Zivilgesellschaft und indigenen Akteuren geprägten COP trug maßgeblich zur lange spürbaren positiven Dynamik dieser Klimakonferenz bei”, so Bals.

Kein ausreichender Schub für Emissionsminderung - Ansätze für mehr

Im Laufe der Konferenz nahm die Idee eines Fahrplans für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und zum Schutz von Wäldern länderübergreifend Schwung auf. Allerdings kam es zu keiner Einigung. Im finalen Text werden fossile Brennstoffe nun nur indirekt erwähnt. Die brasilianische Präsidentschaft will diese beiden Roadmaps nun als Vorreiterinitiative weiterführen.“Die Weltklimakonferenz erzeugt so leider nicht den notwendigen Schub für die schnellere Reduzierung der Emissionen und zum Schließen der Ambitionslücken für Klimaschutz und Finanzierung. Nun gilt es zumindest die Dynamik aus Belém aufzugreifen und auf bisher noch zögerliche Länder zuzugehen. Die EU und Deutschland müssen mit Ländern des Globalen Südens wirkmächtige  Koalitionen bilden, die auch finanzielle und technologische Unterstützung anbieten”, sagt Petter Lydén, Leiter des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch.

Brasilien hat bereits erklärt, dass es die Arbeit an einem Fahrplan für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen weiterführen wird. “Zusätzlich gibt es mit einer Initiative aus Kolumbien weitere Möglichkeiten, die die EU und Deutschland unterstützen sollten. Die EU sollte die Staaten unterstützen, die jetzt Fahrpläne zum Ausstieg aus fossilen Energien erstellen wollen,” so Lydén.

Klimaanpassung: Es geht voran, wenn auch zu langsam

Anpassung stand bei der Klimakonferenz in Belém weniger im Zentrum als erwartet. Es wurde aber immerhin ein Paket aus Indikatoren, Finanzierung und Umsetzungsschritten beschlossen: Die Staaten verabschiedeten 59 Indikatoren zur Konkretisierung des Globalen Anpassungsziels (GGA) unter Hinweis darauf, dass mehrere Vertragsparteien weiterhin Vorbehalte gegenüber den Indikatoren haben - und es möglicherweise sogar noch auf die nächste COP verschoben wird. Zudem wurde die Baku-Adaptation-Roadmap als zentrales Umsetzungsinstrument etabliert, auch wenn weiterhin wichtige Fragen aus früheren COPs offenbleiben. Die COP30 bietet Ansatzpunkte für eine bessere Anpassung – damit das Anpassungsziel jedoch zu einem Hebel für eine wirksame Anpassung vor Ort wird, müssen die Indikatoren verbessert und die Anpassungsfinanzierung tatsächlich zuverlässig bereitgestellt werden.

Zudem gibt es ein neues Ziel für die Anpassungsfinanzierung: die Verdreifachung der Mittel bis 2035. Die konkrete Formulierung bietet allerdings großen Interpretationsspielraum - sowohl in Bezug auf das Referenzjahr als auch auf die Länder, die einzahlen sollen. “Die Heftigkeit der Wetterextreme nimmt immer weiter zu, die globale Temperatur ist aktuell bereits um 1.5 Grad gestiegen. Das  beschlossene Ziel liegt deutlich unter dem, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wäre und was die Entwicklungsländer gefordert haben“, betont Ute Sudmann, Bereichsleiterin für Zukunftsfähige Finanzflüsse bei Germanwatch.

“Aber das Ziel macht klar: Industrie- und reiche Schwellenländer müssen sehr schnell, verlässlich und regelmäßig ihre öffentlichen Mittel für die internationale Anpassungsfinanzierung erhöhen. Im deutschen Haushalt  für 2026 ist nicht einmal eine Stabilisierung gesichert. Um Gelder zu mobilisieren, sollten Länder wie Deutschland und die EU zusätzliche Abgaben im Sinne des Verursacherprinzips einführen. Jene, die den größten Schäden verursachen, müssen endlich die Kosten ihres Handelns tragen. Industrie- und reiche Schwellenländer haben dazu in Belem bei weitem noch nicht genug auf den Tisch gelegt. Die Verhandlungen bei der COP haben auch gezeigt, dass vielen Industrieländern nicht klar ist, wie sehr dies in ihrem eigenen Interesse ist - für ihre Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität”, so Sudmann.