Hamm/Berlin (04. Dez. 2025). Heute referierten und diskutierten Bäuerinnen und Bauern sowie weitere Expert:innen aus Ghana, Ägypten und Deutschland, politische Entscheidungsträger:innen und Vertreter:innen von Nichtregierungsorganisationen auf der gut besuchten Fachveranstaltung (40 Teilnehmer:innen vor Ort plus 75 Online) von Germanwatch und AbL zum Thema Faire Preise in der globalen Lieferkette. Erst diesen Montag wurde der Evaluierungsbericht zur UTP-Richtlinie von der EU-Kommission veröffentlicht und davor das Gutachten der Monopolkommission. Diese von unabhängigen Gremien erarbeiteten Gutachten kommen zu dem Schluss, dass Bäuerinnen und Bauern in der EU kaum Möglichkeiten haben, existenzsichernde und auskömmliche Preise zu erwirtschaften. Auch Verbraucher:innen sind Verlierer:innen in der Wertschöpfungskette. Sowohl der Lebensmitteleinzelhandel als auch die Verarbeitung schöpfen große Margen ab.
Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch Leticia Yankey, Kakaobäuerin aus Ghana, Mitglied der Ghana Civil Society Cocoa Platform.
„Die Preise sind in den letzten Jahren gestiegen, aber auch unsere Kosten. Wir erwirtschaften keine auskömmlichen Einkommen, um unsere Existenzen nachhaltig zu sichern und unseren Kakaoanbau klimaverträglich und klimaresilient weiterzuentwickeln.“
Elmar Hannen, Milchbauer in Kleve und European Milk Board, führte weiter aus.
„Wir Lieferant:innen bekommen in der Wertschöpfungskette ausgezahlt, was übrig bleibt - und das Risiko der Molkereien wird auf uns abgewälzt. Die Gutachten der Monopolkommission und der UTP-Evaluierung kommen zu ähnlichen Rückschlüssen. Nun ist die Politik aufgefordert, die notwendigen Rahmenbedingungen herzustellen, um unsere Verhandlungsposition wirksam zu verbessern.“
Claudia Gerster, AbL-Bundesvorsitzende und Milchbäuerin aus Sachsen-Anhalt, sagte in der Podiumsdiskussion.
„Es ist frappierend, wie sich die Probleme und Herausforderungen auf den Höfen in Deutschland und in Ghana ähneln. Nur bedeutet für Menschen im Globalen Süden ein nicht funktionierendes regionales Ernährungssystem nicht selten Hunger. Wir Bäuerinnen und Bauern haben eine gefährlich schwache Marktposition in der Lieferkette, die die Existenz unserer Höfe gefährdet. Deshalb brauchen wir politische Rahmenbedingungen, wie eine EU-weite Vertragspflicht mit konkreten Inhalten, ein Gebot der Kostendeckung und Transparenz in der Wertschöpfungskette. Das haben wir heute den Politiker:innen der Regierungsparteien mitgegeben.
Konstantinos Tsilimekis, Bereichsleiter Welternährung, Landnutzung und Handel, Germanwatch, ergänzte.
„Ernährungssicherheit gelingt nur mit fairen Preisen: Gesunde Lebensmittel müssen für alle Verbraucher:innen bezahlbar bleiben – damit das Recht auf angemessene, nahrhafte Ernährung von allen Menschen wahrgenommen werden kann. Erzeuger:innen hierzulande und im Globalen Süden, die täglich hart für unsere Versorgung arbeiten und dies im Einklang mit der Natur tun wollen, verdienen faire Preise, die Kosten decken, Krisen abfedern und mit denen ökologische Standards erfüllt werden können. Es ist an der Politik endlich sicherzustellen, dass Erzeuger:innen nicht länger systematisch gegenüber marktmächtigen Handels- und Herstellerunternehmen benachteiligt werden.“