Kohlemoratorium, bis CCS sicher funktioniert

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Kohlemoratorium, bis CCS sicher funktioniert

Die weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen hatten in den letzten zehn Jahren ein höheres Wachstum, als dies selbst das pessimistischste Referenz-Szenario des IPCC aufwies. Der Hauptgrund dafür ist die Renaissance der Kohle. Wenn in den nächsten Jahren - wie geplant - Hunderte neuer konventioneller Kohlekraftwerke errichtet werden, laufen wir sehenden Auges auf eine gigantische Klima-Destabilisierung zu.  Die Nutzung der Kohle als Übergangstechnologie kann deshalb nur eine Zukunft haben, wenn sie mit der Abscheidung und sicheren Lagerung von CO2 verbunden ist.

Germanwatch legt im Folgenden seine am 12.9. präzisierte Position zu CO2-Abscheidung und  lagerung (CCS) dar.

Derzeit sind weltweit etwa 800 neue Kohlekraftwerke in Planung. Wenn auch nur ein Bruchteil davon ohne CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) gebaut wird, sind alle ernsthaften Klimaschutzziele zum Scheitern verurteilt. Oberste Priorität muss darauf liegen, massiv die Energieeffizienz voranzutreiben und beschleunigt den Pfad zu einer hundertprozentigen Versorgung mit Erneuerbaren Energieträgern einzuschlagen. Nur dann kann CCS - wenn es hält, was es verspricht - als Brückentechnologie ein sinnvoller Baustein einer Strategie auf dem Weg ins Solarzeitalter sein. In einer solchen Strategie ist die Entwicklung von CCS dann aber ein notwendiger Schritt, um die Möglichkeit offen zu halten, die globale Erwärmung noch unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.

Die Zeit drängt, um die Belastbarkeit der neuen Technologie zu testen. Dazu werden jetzt Demonstrationsanlagen gebraucht. Abgesehen von solchen Anlagen fordert Germanwatch aber aktuell ein Moratorium für den Bau neuer Kohlekraftwerke, bis der Nachweis gebracht ist, dass CCS funktioniert und bis die Technologie für alle Kohlekraftwerke verbindlich vorgeschrieben ist. Insbesondere die Sicherheit der dauerhaften Lagerung muss gewährleistet sein.

Ein anderer wichtiger Aspekt: Die Wettbewerbsfähigkeit von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienztechnologien auf der Nachfrageseite ist gegenüber mit CCS aus- bzw. nachgerüsteten Kohlekraftwerken wesentlich größer als gegenüber konventionellen.

Nicht hereinfallen dürfen wir auf die Strategie, jetzt nachrüstbare ("CCS-ready") Kohlekraftwerke zu bauen. Viele Akteure betreiben dies, um heute Legitimation für Kohlekraftwerke zu schaffen, und nachher wegen der hohen Kosten dann doch nicht nachzurüsten. Denn eine Nachrüstung ist wesentlich teurer als Ausrüstung beim Neubau.

Es muss daher befürchtet werden, dass die vielen neu in Betrieb gehenden Kraftwerke trotz des Geredes über "CCS-ready" für 40 oder sogar 60 Jahre lang Strom mit unverantwortlich hohem CO2-Ausstoß produzieren würden. Doch in Deutschland und anderswo muss vermieden werden, dass wir uns in einer Position einbauen, aus der ernsthafter Klimaschutz nur noch bei frühzeitiger und teurer Stilllegung der Kraftwerke oder ökonomisch unrentabler Nachrüstung zu erreichen ist. Eine solche Strategie der Kapitalvernichtung würde erheblichen Widerstand in Deutschland gegen Klimaschutz und weitergehende Reduktionsziele bis zum Jahr 2050 vorprogrammieren. Der Weg in eine gigantische Klima-Destabilisierung wäre damit bereits heute bereitet.

Wirklich sinnvoll ist die Entwicklung von CCS allerdings nur, wenn sie mit einer Strategie gekoppelt wird, diese Technologie möglichst bald auch in kohlereichen Schwellenländern einzuführen - hier ist selbst bei massiver Weichenstellung für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien das größte Wachstum des Kohleeinsatzes zu erwarten. Die Bereitschaft Südafrikas zu einer solchen Strategie ist ein erstes deutliches Signal des Umdenkens in diesen Staaten. Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, die bei Technologieentwicklung und -transfer sowie Kapazitätsaufbau in Schwellenländern eine Vorreiterrolle übernehmen können.