Schwerpunkt: Nachhaltige Landwirtschaft & EU-Agrarpolitik
Schwerpunkt: Nachhaltige Landwirtschaft & EU-Agrarpolitik
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Ein Gutes hatte der Hitzesommer: Die Landwirtschaft wurde in der öffentlichen Diskussion als Opfer, aber auch Mitverursacher der Klimaerwärmung wahrgenommen. Der Druck auf die Agrarpolitik, den bisherigen Weg einer ständig steigenden Massenproduktion ohne Rücksicht auf die damit verbundenen katastrophalen Schäden zu verlassen, ist gestiegen. Konzepte für das geforderte radikale Umsteuern und eine Neuausrichtung auf die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) liegen seit langem auf dem Tisch: weniger Vieh und mehr Tierwohl, mehr Vielfalt auf den Feldern. Jetzt hat die EU-Kommission angekündigt, EU-Subventionen auch an Klima- und Umweltschutzmaßnahmen zu knüpfen. SDG-konform umgesetzt, würde das LandwirtInnen und VerbraucherInnen nutzen und verhindern, dass ländliche Räume wirtschaftlich und sozial abgehängt werden. Jetzt geht es darum, die Vorschläge für die Neugestaltung der Landwirtschaft in Europa voranzutreiben und nicht durch die Agrarlobby und ihre Verbündeten in den Landwirtschaftsministerien verwässern zu lassen. Die Wahl zum europäischen Parlament im Mai nächsten Jahres muss zu einer Abstimmung auch darüber werden!
Klemens van de Sand
Mitglied im Vorstand von Germanwatch
Impressum
Herausgeber: Germanwatch e.V.
Redaktion: Daniela Baum (V.i.S.d.P.), Christoph Bals, Gerold Kier, Klemens van de Sand
Stand: September 2018
Gefördert durch ENGAGEMENT GLOBAL mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei Germanwatch.
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Große Ziele – kurzer Sprung
Chris Grodotzki / Greenpeace
In kaum einem Politikbereich verfügt die Europäische Union über so weitreichende Kompetenzen wie in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Sie ist seit den 1960er Jahren eines der wichtigsten Politikfelder der EU. Sie bestimmt mit, wie unsere Lebensmittel erzeugt werden, wie dafür Boden, Wasser und Saatgut genutzt werden; wie sich ländliche Räume entwickeln, ob Bauernhöfe erhalten werden und wie der Handel mit Agrargütern auf die Länder des Südens wirkt. Kurz, wer Landwirtschaft und Ernährung in Europa zukunftsfähig gestalten will, kommt an der EU und ihrer GAP nicht vorbei.
Klimaschutz in die EU-Agrarpolitik!
Um das 2015 im Klimaabkommen von Paris vereinbarte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad, möglichst nah an 1,5 Grad zu begrenzen, muss auch die Landwirtschaft ihre Emissionen praktisch auf null reduzieren.
Auswirkungen der EU-Agrarpolitik im Globalen Süden
Seit den 1980er Jahren wurde die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union auch für ihre internationalen Wirkungen heftig kritisiert: Subventionen, die gezielt für den Export landwirtschaftlicher Produkte gezahlt wurden, führten mit zum Verfall der Weltmarktpreise und verdrängten gerade in Entwicklungsländern vor allem kleinere Betriebe von ihren lokalen Märkten.
Eine gerechte Agrarpolitik nach 2020
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) ist seit langem darauf ausgerichtet, die Ernährungswirtschaft international wettbewerbsfähiger zu machen. Dieses Ziel drängt gesellschaftliche Anliegen wie Umwelt-, Klima-, und Tierschutz beiseite. Die Qualität der Lebensmittel leidet, hunderttausende bäuerliche Betriebe landen im wirtschaftlichen Abseits und mit ihnen viele ländliche Regionen. Die beträchtlichen finanziellen Mittel der GAP müssen gezielt auf Qualität und nachhaltige Erzeugung ausgerichtet werden.
Das System der industriellen Fleisch- und Milchproduktion insgesamt ist in Frage zu stellen
Ihr Institut für Landwirtschafts- und Handelspolitik hat kürzlich die Studie „Emission Impossible“ zur Klimarelevanz der Fleischund Molkereiindustrie herausgegeben. Wie ist sie im Vergleich zu anderen Industrien einzuordnen?
Wie misst Deutschland Fortschritte zur nachhaltigen Landwirtschaft?
„Kein Hunger”, so lautet die Kurzfassung des zweiten der siebzehn im Jahr 2015 international beschlossenen, globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs). In Deutschland muss kaum jemand hungern – ist damit für uns das Ziel schon erreicht? Nein, denn SDG 2 hat wie auch die anderen Ziele mehrere Dimensionen, bei denen es nicht nur um Hunger, sondern auch um gute Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft geht. Hier hat Deutschland besonders großen Nachholbedarf. Die Statistikkommission der Vereinten Nationen schlägt für SDG 2 insgesamt 14 Indikatoren vor.
Sojaanbau gefährdet nachhaltige Entwicklung
In den letzten dreißig Jahren ist in vielen Ländern Südamerikas der Sojaanbau für den Export drastisch angestiegen. Soja ist dort eines der wichtigsten Exportprodukte. Möglich wurde der Boom durch den Anbau gentechnisch veränderter Sojabohnen, die den Einsatz des Pflanzenschutzmittels Glyphosat stark erleichtern. In einer aktuellen Studie für Germanwatch hat das Testbiotech Institut untersucht, wie der Sojaanbau und -handel auf einige der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs) wirkt.
Viehhaltung in Tansania unter Druck
Cornelius Dahm
Wenn junge engagierte Menschen aus Tansania, Indien und Deutschland drei Wochen zusammen unterwegs sind, ist Ernährung im interkulturellen Kontext schnell Gesprächsthema. Die tansanischen TeilnehmerInnen des Austauschprojektes „Education for Climate Leadership“ waren bei ihrem Besuch in Deutschland Ende 2017 etwa verwundert über das rein vegetarische Essen. Industrielle Fleischproduktion im Globalen Norden und ihre klimapolitische Relevanz wurde damit Thema des Austauschs, der sich um Klimaschutz (SDG 13) drehte.
AKTION: Dampf machen für bienenfreundliche Landwirtschaft!
Wichtige Entscheidungen über unser Essen und unsere Landwirtschaft stehen an! Mit einer Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik kann die Agrar- und Ernährungswende gestemmt werden. Doch die PolitikerInnen in Berlin und Brüssel drücken sich vor dem entscheidenden Kurswechsel.
Warum ich Germanwatch wichtig finde - Andreas Nickl
Eigentlich wissen wir doch, dass die Auswüchse der Lebensmittelindustrie die Erde gefährden: Menschen, Tiere, die Umwelt und den globalen sozialen Frieden. Es wird diskutiert aber viel zu wenig unternommen. Germanwatch macht uns unermüdlich und voller Sachkenntnis auf die Zusammenhänge von Profit, Ausbeutung und Umweltzerstörung aufmerksam. Dass sich die Politik ändern muss, aber auch jeder Einzelne über seinen Lebensstil nachdenken muss. Deshalb sind sie für mich eine wichtige Kraft, die Dinge in Bewegung zu bringen. (Sept. 2018)