Weichenstellung im Jahr 2015

Weitblick Artikel

Weichenstellung im Jahr 2015

Den Klimawandel wieder auf die politische Agenda setzen

 

Je deutlicher die Konsequenzen des Klimawandels, desto stiller wird es um das Thema. In den Debatten der US-Präsidentschaftskandidaten fiel kein Wort zum Klimawandel und auch in Deutschland berichten die Medien inzwischen kaum noch darüber.

Wie ist diese Spirale des Schweigens zu deuten? Was bewirken Lobbystrategien von fossilen Unternehmen wie Exxon – in Deutschland Esso – oder Koch Brothers, den großen Finanzier der konservativen „US-Tea-Party”? Was ist Folge der Ernüchterung nach dem Misserfolg des Klimagipfels von Kopenhagen? Was ist der EU-Krise geschuldet? Welchen Einfluss hat der Medientrend, immer kurzatmigere Hypes zu generieren, statt mit langem Atem über Relevantes zu berichten? Oder ist es eine Verdrängungsstrategie, angesichts der unschönen Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen?

Kann es der Klimabewegung gelingen, die Klimafrage in den nächsten Jahren wieder dorthin zu setzen, wo sie hingehört: ganz oben auf die politische Agenda? Derzeit zeichnet sich als nächstes Fenster der Möglichkeiten ein auf das Jahr 2015 bezogener Prozess ab. Im Jahr 2015

  • soll es das neue internationale Abkommen im Klimaschutz geben;
  • sollen international die Millennium-Entwicklungsziele der Armutsbekämpfung weiterentwickelt und durch Globale Nachhaltigkeitsziele ergänzt werden;
  • liegt der neue Bericht des Weltklimarates IPCC auf dem Tisch;
  • soll der zukünftige internationale Rahmen für die Katastrophenvorsorge vereinbart sein (als Nachfolge des Hyogo-Rahmenwerks);
  • hat Deutschland die G8-Präsidentschaft inne;
  • findet die Expo 2015 in Mailand unter dem Motto „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ statt.

Viele Chancen also, das Thema auf die Agenda zu setzen. So wichtig es ist, dass die Schweigespirale durchbrochen wird, so geht es aber doch nicht darum, im Jahr 2015 einen neuen Kopenhagen-Moment zu generieren. Es geht nicht um alles oder nichts, sondern darum, verschiedene Durchbrüche zu erreichen. Jeder in Wirtschaft und Politik soll sehen: Dieses Thema lässt sich nicht von der Agenda verdrängen. Wer politisch oder wirtschaftlich gegen den Klimaschutz wettet, wird sich irgendwann verwundert die Augen ob dieser Fehlinvestition reiben.

Christoph Bals