Berlin (27. Aug. 2025). Mit dem heute eingerichteten Nationalen Sicherheitsrat erhält Deutschland ein zentrales Gremium, das auf die wachsenden geopolitischen Herausforderungen reagieren soll. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch warnt davor, dort die Klimakrise als eine der größten sicherheitspolitischen Bedrohungen unserer Zeit auszuklammern. “In einer Welt, in der Extremwetterereignisse Konflikte verschärfen und Stabilität untergraben, gehört Klimapolitik ins Zentrum deutscher Sicherheits- und Außenpolitik. Damit der Sicherheitsrat wirksam auf globale Risiken für menschliche Sicherheit reagieren kann, muss die Klimakrise als Thema konsequent und systematisch verankert sein”, sagt Laura Schäfer, Leiterin des Bereichs Internationale Klimapolitik bei Germanwatch. “Dazu gehört unter anderem, dass auch der Bundesumweltminister und ausgewählte Klimaexperten und -expertinnen einen Platz am Tisch des Nationalen Sicherheitsrates bekommen sollten.”
Im Sinne der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen integrierten Sicherheit gehört die Klimakrise und ihre Folgen für die innere und äußere Sicherheit Deutschlands klar dazu. Auch die Nationale Interdisziplinäre Klimarisiko-Einschätzung von Expert:innen u.a. des BND hat diese Kernsicherheitsherausforderungen Anfang 2025 klar benannt, der nationale Sicherheitsrat muss das Thema zentral verankern. “Der Zusammenhang zwischen Klima und Sicherheit ist schon lange in der deutschen Politik etabliert und wissenschaftlicher Standard. Dieses zentrale Thema muss daher permanent auf der Agenda des Sicherheitsrates stehen, gerade mit Blick auf die Identifikation mittel- und langfristiger Bedrohungslagen”, unterstreicht Vera Künzel, Klimaanpassungs-Expertin bei Germanwatch.
Risiken durch Extremwetterereignisse, die durch die Klimakrise deutlich vergrößert werden, sind auch in Deutschland hoch, wie zum Beispiel die Ahrtal-Flut 2021 mit 135 Todesopfern zeigte. Im Climate Risk Index von Germanwatch zählt Deutschland zum oberen Viertel der am massivsten von Extremwetterfolgen betroffenen Staaten weltweit. Beispiele wie diese zeigen, dass die nationale und die menschliche Sicherheit eng miteinander verknüpft sind.
Enge Kooperation mit Partnern und europäischen Nachbarn
Auch ein auf die nationale Sicherheit ausgerichtetes Gremium darf nicht allein auf nationaler Ebene umgesetzt werden. Vera Künzel: “Der nationale Sicherheitsrat muss eine enge Verzahnung und Kooperation mit Partnern und den europäischen Nachbarn verankern und sich an Strategien der EU-Sicherheits- und Verteidigungspolitik und der NATO orientieren, die beide die Sicherheitsimplikationen der Klimakrise benennen.”
Das ist auch für Deutschlands Rolle in der Welt zentral, kommentiert Lisa Schultheiß, Referentin für Klimarisikomanagement bei Germanwatch: “Die Klimakrise ist ein wesentlicher Treiber von Armut, Hungersnöten sowie unterbrochenen Lieferketten. Sie kann regionale Destabilisierungen und weitere Krisen nach sich ziehen. Deutschland muss hier strategisch mit anderen Staaten zusammenarbeiten und einen Mix aus außen-, sicherheits- und entwicklungspolitischen Instrumenten nutzen um adäquat reagieren zu können.”
Nationaler Sicherheitsrat darf Klimakrise als zentrale Bedrohung nicht übersehen
Germanwatch fordert Verankerung des Themas auf Agenda des neuen Rates und entsprechende personelle Zusammensetzung