
Appell unterstützen: Antibiotika bewahren, Resistenzen bekämpfen!

Antibiotika-Appell - Einleitung
Antibiotika verlieren zunehmend ihre Wirkung. Resistenzen gegen Antibiotika und andere antimikrobielle Mittel zählen längst zu einer der größten Bedrohungen für die globale Gesundheit. Im Jahr 2019 starben bereits 1,27 Millionen Menschen direkt an einer Infektion mit resistenten Erregern, bis zum Jahr 2050 werden über 10 Millionen Todesfälle pro Jahr erwartet. Die Politik muss handeln: jetzt.
Geben Sie uns Rückenwind – unterzeichnen Sie unseren Appell!
Als Germanwatch setzen wir uns für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika ein, vor allem in der Tierhaltung. Gerade der hohe und regelmäßige Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung begünstigt Resistenzen. Wir wollen die Politik dazu bringen, noch entschiedener als bislang zu handeln. Das Gute ist: 2022 und 2023 stehen viele den Antibiotikaeinsatz betreffende politische wie rechtliche Prozesse und Entscheidungen sowie auch diverse nationale wie transnationale Treffen an. Gemeinsam mit vielen Organisationen aus der Human- und Veterinärmedizin, dem Umwelt- und Tierschutz sowie weiteren Unterstützer:innen haben wir deshalb im vergangenen Jahr einen Appell an die Politik gestartet.
Geben auch Sie uns dafür Ihre Stimme!
Appell Antibiotika
Unser gemeinsamer Appell
Der nachfolgende Appell wird von einem breiten Bündnis an Organisationen aus der Human- und Veterinärmedizin sowie Umwelt- und Tierschutz getragen und unterstützt.
Wichtigste Antibiotika bewahren – stärkere Regulierung (in) der Tierhaltung!
Ein human- und veterinärmedizinischer Appell
Die moderne Medizin ist ohne Antibiotika undenkbar. Ihre Verfügbarkeit zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten rettet täglich weltweit unzählige Leben. Durch die zunehmende Entstehung und Verbreitung antimikrobieller Resistenzen (AMR) laufen wir aktuell jedoch Gefahr, wirksame Antibiotika zu verlieren – nichts weniger als die globale Gesundheit steht auf dem Spiel. Der hohe und regelmäßige, Resistenzen begünstigende Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist deshalb nicht mehr hinnehmbar.
Eine Bedrohung von pandemischen Ausmaßen
Schon heute erkranken allein in der EU jährlich 670.000 Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Erreger, 33.000 Menschen sterben daran. Laut Europäischem Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ist die Belastung durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien in der europäischen Bevölkerung vergleichbar mit der von Influenza, Tuberkulose und HIV/AIDS zusammen. Für das Jahr 2050 werden jährlich 390.000 durch AMR ausgelöste Todesfälle in Europa und 10 Millionen Todesfälle global prognostiziert. Das ist mehr als die prognostizierte Zahl der durch Krebs und Diabetes verursachten Todesfälle zusammen. Sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin gilt es also, die Bedrohung durch AMR im Sinne des One-Health-Ansatzes, der die Gesundheit von Mensch, Tier und auch Umwelt eng zusammen denkt, viel entschiedener zu bekämpfen.
Aktuelle Chancen nutzen, um Antibiotika in der Tierhaltung stärker zu regeln
Wir appellieren an die Europäische Kommission sowie an die zuständigen Ministerien in den Mitgliedstaaten, weitgehende präventive Maßnahmen zu ergreifen und sich dafür bietende Chancen – wie aktuell v. a. im tiermedizinischen Bereich – zwingend wahrzunehmen:
- Schließen Sie wichtigste, von der WHO als „critically important antimicrobials of highest priority“ (CIA HP) eingestufte Antibiotika vom Einsatz in der industriellen Tierhaltung aus! Dies ist über die aktuelle Ausgestaltung eines neuen Antibiotika-Rechtsakts (Art. 37 (5) der VO (EU) 2019/6) möglich. Schaffen Sie dabei zugleich die Möglichkeit der Einzeltierbehandlung für u. a. Haustiere (z. B. über zwei separate Listen).
- Schließen Sie CIA HP auch über die nationalen Antibiotika-Resistenzstrategiepläne konsequent für den Einsatz in der industriellen Tierhaltung aus!
- Fokussieren Sie sich im Zuge der aktuellen Revision der EU-Tierschutzgesetzgebung sowie auch nationaler Prozesse zum Umbau der Tierhaltung insbesondere auf den Aspekt der Tiergesundheit über Zucht, Haltung und Fütterung! Dazu gehören auch Ansätze zur innerbetrieblichen sowie allgemeinen Bestandsreduktion.
Unterstützer:innen Appell Antibiotika
Unterstützer:innen des Appells
Antibiotika-Appell Inhalte
Ausführliche Statements unserer Unterstützer:innen können Sie hier nachlesen >>.
Hintergrundinformationen
Welche generelle Gesundheitsgefahr besteht?
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Welche generelle Gesundheitsgefahr besteht?
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Die Entstehung antimikrobieller Resistenzen (AMR) ist ein natürlicher Vorgang: Mikroorganismen – wie Bakterien – entwickeln Abwehrmechanismen gegen Stoffe und Mittel – wie Antibiotika – die schädlich bis hin zu tödlich auf sie einwirken. Dieser an sich natürliche Prozess kann durch übermäßige, falsche oder missbräuchliche Anwendungen von Antibiotika beschleunigt werden. Erste Studien belegen außerdem steigende Resistenzraten durch höhere Temperaturen – das Resistenzproblem wird damit durch den Klimawandel noch weiter befeuert.
Gesundheitsproblem für Menschen
Antibiotikaresistente Erreger können schwer behandelbare Infektionen auslösen und die wirksame antibiotische Behandlung anderweitiger Infektionen erschweren. Sowohl in der Human- als auch der Veterinärmedizin muss daher entschieden gegen Antibiotikaresistenzen vorgegangen werden. Andernfalls werden Antibiotika immer wirkungsloser und selbst einfachste Infektionen können in absehbarer Zeit kaum noch behandelt werden – ein post-antibiotisches Zeitalter droht.
Welche Rolle spielt die industrielle Tierhaltung?
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Welche Rolle spielt die industrielle Tierhaltung?
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Auf Hochleistung gezüchtete Tiere sind besonders krankheitsanfällig. Die Haltung in großen Gruppen und Beständen sowie weitere intensive Haltungsverfahren begünstigen einen hohen und regelmäßigen Antibiotikaeinsatz sowie erhöhte Resistenzraten.
Hochproblematisch: Gruppenbehandlung von Tieren
Als besonders problematisch gilt die regelmäßige Vergabe von Antibiotika an große Tiergruppen über das Futter oder die Tränken. Eine Behandlungspraxis die auch dann Anwendung findet, wenn nur wenige Tiere erkrankt sind, und die Probleme birgt:
Antibiotikarückstände und -resistenzen können in den Rohr- und Leitungssystemen verschleppt werden. Da die individuelle Futter- und Wasseraufnahme eines Tieres in große Gruppen nicht überprüft werden kann, werden zudem ungenaue Dosierungen riskiert. Gerade bei Unterdosierungen drohen Erreger nicht vollständig abgetötet zu werden und es bilden sich Abwehreigenschaften und letztlich Resistenzen aus.
Übertragungswege
Die Übertragung von Antibiotikaresistenzen von Tieren auf Menschen kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:
1. über die Umwelt: Abluft aus den Tierställen und ausgebrachte Gülle oder Gärreste kontaminieren die Luft, Böden, Oberflächengewässer, Grundwasser
2. über die Erzeugnisse wie vor allem Fleisch, aber auch Rohmilch
3. über den direkten Kontakt zu den Tieren.
Verbrauchsmengen in der EU und Deutschland
Im Jahr 2020 wurden 5.577 Tonnen an antimikrobiellen Mitteln in 31 europäischen Ländern für die Verwendung in der Tiermedizin abgegeben – davon wurden 5.507 Tonnen hauptsächlich bei den sogenannten Lebensmittel liefernden Tieren eingesetzt (ESVAC-Bericht 2019/2020).
Ein regelmäßiger Vergleichsbericht zwischen dem Antibiotikaeinsatz bei Tieren und Menschen berechnet für das Jahr 2017 einen ähnlichen Wert von 6.558 Tonnen für Lebensmittel liefernde Tiere, dagegen wurden im selben Jahr „nur“ 4122 Tonnen für den Menschen eingesetzt(JIACRA III-Bericht).
Speziell in Deutschland lag die Antibiotikabgabe an die Humanmedizin im Jahr 2019 bei 339 Tonnen – an die Tiermedizin bei 670 Tonnen. Für das Jahr 2020 vermeldete das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wieder einen Anstieg der Abgabe an Tierärzte um fast 5 % auf 701 Tonnen.
Vergleich in mg/PCU
Um eine bessere Vergleichbarkeit für unterschiedliche Tierarten und Berichtsländer der EU zu gewährleisten, wird für den Antibiotikaeinsatz zusätzlich zur Angabe in Tonnen auch die Einheit mg/PCU* (*Population Correction Unit, entspricht 1 kg Biomasse der Lebensmittel liefernden Tiere bzw. 1 kg Gesamtkörpergewicht der Bevölkerung) verwendet.
Der relative Verbrauch von Antibiotika bei Lebensmittel liefernden Tieren (108,3 mg/kg) liegt hier mittlerweile unter dem Verbrauch für Menschen (130 mg/kg). Doch sind bezüglich dieser Werte besonders die lange Lebensdauer beim Menschen gegenüber der meist kurzen Lebensdauer der Lebensmittel liefernden Tiere zu berücksichtigen.
Deutschland liegt im europäischen Vergleich (2020) bei Lebensmittel liefernden Tieren mit rund 83.8 mg/kg um ein Vielfaches höher als Länder wie Norwegen (2.3 mg/kg), Schweden (11.1 mg/kg), Dänemark (37.2 mg/kg) oder die Niederlande (50.2 mg/kg). (ESVAC-Bericht 2019/2020).
Aktuelle Situation
Auch wenn der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin in den letzten zehn Jahren insgesamt eher gesunken ist, zeigt ein kürzerer Betrachtungszeitraum doch eine gewisse Stagnation. Für einzelne Antibiotika und Länder steigt der Einsatz sogar wieder an. Die bisherigen Bemühungen, den Antibiotikaverbrauch zu senken, erscheinen mittlerweile erschöpft. Ohne eine drastische Verbesserung der Tierzucht und -haltung, inkl einer deutlichen Gruppen- und Bestandsreduktion, wird eine weitere Reduktion von Antibiotika kaum zu erreichen sein.
Was sind CIA HP?
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Was sind CIA HP?
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Als äußerst besorgniserregend kann die Ausbildung und Verbreitung von Resistenzen gegen die Antibiotika gelten, die dem Menschen oft als letzte oder einzige Mittel zur Verfügung stehen. Als sogenannte Reserveantibiotika können die „highest priority critically important antimicrobials“ (HPCIA oder auch CIA HP) eingestuft werden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet mit den CIA HP* (*Cephalosporine der 3. und höheren Generationen, Chinolone inkl. Fluorchinolone, Glykopeptide, Makrolide und Ketolide, Polymyxine wie Colistin) die antibiotischen Wirkstoffklassen, die zur globalen Eindämmung von Resistenzen über eine umsichtigere und restriktivere Verwendung die höchste Priorität einzuräumen ist. In ihren Leitlinien für den Gebrauch von Antibiotika bei Lebensmittel liefernden Tieren empfiehlt die WHO explizit, in diesem Bereich keine CIA HP mehr einzusetzen.
Verbrauchsmengen der CIA HP
Auf europäischer Ebene hatten CIA HP im Jahr 2020 einen Anteil von 14,6 % an den Gesamtabgaben an Antibiotika für Lebensmittel liefernde Tiere (ESVAC-Bericht). In Deutschland betrug die Gesamtmenge an abgegebenen CIA HP in der Tiermedizin im Jahr 2019 128,6 Tonnen, was etwa 18,3 % der insgesamt in diesem Jahr an die Tiermedizin in Deutschland abgegebenen Antibiotika entspricht.
Die europäischen Daten zeigen auch deutlich (ESVAC-Bericht) ihren hauptsächlichen Einsatz in der problematischen Gruppenanwendung von Tieren (s. o. „Welche Rolle spielt die industrielle Tierhaltung?“).
Aktuelle Resistenzlage
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Aktuelle Resistenzlage
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Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verweisen anlässlich eines gemeinsamen Berichts (2021) auf eine „nach wie vor hohe Resistenz bei Bakterien, die lebensmittelbedingte Infektionen auslösen“, ein Befund, der auch mit dem aktuellsten Bericht (2022) noch einmal bestätigt wurde. Schon ein vorheriger Bericht (2020) mahnte bereits an, dass Infektionen mit lebensmittelbedingten Bakterien immer schwieriger behandelt werden können. Und auch der Europäische Rechnungshof bekräftigte in seinem Sonderbericht zur „Bekämpfung der Antibiotikaresistenz“ (2019) die große Herausforderung für die EU.
In einem gemeinsamen Policy Paper von ECDC, OECD, EFSA und EMA (2022) wird generell festgehalten, dass die "Resistenz gegen häufig verwendete Antibiotika bei Bakterien", die von zur Lebensmittelgewinnung eingesetzten Tieren stammen, noch immer "hoch (>20% bis 50%) oder sehr hoch (>50% bis 70%)" ist.
Resistenzen gegen CIA HP
Die Berichte des ECDC und der EFSA zeigen für den Menschen weit verbreitete Resistenzen gegen Ciprofloxacin (Fluorchinolone) auf. Darüber hinaus bestehen auch Resistenzen gegen Cephalosporine, Makrolide sowie Polymyxine, in manchen Ländern auch Ko-Resistenzen gegen speziell Ciprofloxacin und Erythromycin (Makrolide).
Hoch bedenklich ist, dass Krankheitserreger wie Salmonellen oder Campylobacter, die bei Menschen sehr häufig Infektionen auslösen, bereits Resistenzen gegen die Antibiotika aufweisen, die eigentlich zu ihrer Behandlung eingesetzt werden. Ein großer Teil der Salmonella-Bakterien ist sogar schon multiresistent – das heißt hier wirken schon drei oder mehr antimikrobielle Mittel nicht mehr.
Situation in Deutschland
Die aktuelle Resistenzlage in Deutschland wird regelmäßig über das Zoonosen-Monitoring in den Blick genommen. Der aktuelle Bericht gibt zu bedenken, „dass es im Hinblick auf das Vorkommen von Resistenzen bei Bakterien-Isolaten aus den Lebensmittelketten Masthähnchen, Mastpute und Mastschwein [...] zu keinen wesentlichen Verbesserungen gekommen ist.“ Bei den Masthähnchen und Mastputen waren dem Bericht zufolge die Resistenzraten am höchsten, „was den häufigen Einsatz von Antibiotika bei diesen Tiergruppen widerspiegelt.“
Ähnlich bedenklich lautete es bereits im vorherigen Monitoring hinsichtlich des „Vorkommens von Resistenzen bei Bakterien-Isolaten aus den Lebensmittelketten Mastschweine, Mastkälber und Jungrinder sowie aus Tankmilch und frischem Rindfleisch“.
Beide Berichte verweisen auch auf diverse multiresistente Keime und mahnen insgesamt, die Anstrengungen zur Reduktion des Antibiotikaeinsatzes bei Nutztieren und zur Reduktion der Resistenzraten deutlich zu verstärken. Ein notwendiger Schwerpunkt: die Reduktion von CIA HP (s. oben).
Eine (kurze) Chronologie der Resistenznachweise
Neben den regelmäßigen staatlichen und europäischen Monitorings und Berichten (s. oben „Aktuelle Resistenzlage“) verweisen auch die Ergebnisse einzelner Untersuchungen durch NGOs, Medien und Universitäten immer wieder auf das Problem der Antibiotikaresistenzen. Nachfolgend eine kurze Übersicht (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Wer? | Wann? | Was? | Ergebnisse |
---|---|---|---|
Greenpeace | März 2022 | NRO-Untersuchung Proben von Schlachthof-Abwässern |
Abwasserproben aus vier Schlachtbetrieben aus zwei Bundesländern. 35 der 44 Proben wiesen resistente Bakterien auf, 8 davon sogar gegen Reserveantibiotika. |
Deutsche Umwelthilfe | 2021 | NRO-Untersuchung Analyse von 62 Putenfleisch-Proben aus verschiedenen Orten in Deutschland 31 Lidl und 31 Aldi Filialen |
Jede dritte Putenfleisch-Probe von Lidl und jede vierte Probe von Aldi war mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. Auf jeder vierten Lidl-Putenfleisch-Probe (26 Prozent besonders gesundheitsgefährdende Erreger. |
Germanwatch | 2020 | NRO-Untersuchung Ranking von EU-Hähnchenfleisch-Konzernen nach Kontamination mit antibiotikaresistenten Krankheitserregern |
165 Fleischproben der Top 3 EU-Geflügelfleischkonzerne untersucht. Mehr als jede zweite Hähnchenfleisch-Probe (Durchschnitt 51 Prozent) aus drei größten Geflügelkonzernen Europas mit Resistenzen gegen ein oder mehrere Antibiotika gleichzeitig belastet. Im Schnitt schleppt mehr als jedes dritte Hähnchen (35 Prozent) antibiotikaresistente Krankheitserreger mit Resistenzen gegen Notfall-Antibiotika (Reserveantibiotika) in die Lebensmittelkette mit ein. |
Germanwatch | 2019 | NRO-Untersuchung Antibiotikaresistente Erreger auf Hähnchenfleisch |
59 Hähnchenfleisch-Proben aus industrieller Fleischerzeugung - 56% mit Keimen kontaminiert. |
Forschungsverbund RESET | 2016 | Forschungsprojekt Nachweis von Resistenzgenen in Tier und Mensch |
Resistenzgen mcr-1 (unempfindlich gegenüber Colistin [CIA HP]) in drei Schweineund einem menschlichem Isolat gefunden. |
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit | 2015 | Bundesbehörden-Bericht Antibiotikaverbrauch und Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland |
Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, dass bei einigen multiresistenten Erregern eine Verbindung zwischen Reservoiren bei Mensch und Tieren epidemiologisch bedeutsam ist. |
HICARE im Zuge des Wettbewerbs „Gesundheitsregionen der Zukunft“ durch BMBF | 2011-2015 | HICARE-Aktionsbündnis gegen multirestistente Bakterien (6 Projektfelder) |
Abwasserproben aus sieben Schlachtbetrieben aus drei Bundesländern. 30 der 33 entnommenen Proben enthielten antibiotikaresistente Keime. 11 Proben wiesen Resistenzen gegen das wichtigste Reserveantibiotikum Colistin auf. |
BUND | 7.1.2015 (siehe auch und auch) | NRO-Untersuchung Putenfleisch Stichprobe des BUND |
88 % der Proben (50 von 57) mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. |
Freie Universität Berlin | 2012 | BMBF-Forschungsprojekt Untersuchung von Betrieben |
44 Schweinemastbetriebe und 16 Masthähnchenbetriebe untersucht – 60% der Schweine und jeder Hähnchen-Betrieb ESBL-verdächtig. Außerdem: Gemüse und Boden, der mit Antibiotika belastetem Dünger behandelt wurde wies Rückstände auf. Gemüse mit ESBL-Mikroorganismen belastet. |
BUND | 2012 | NRO-Untersuchung Stichprobe des BUND, 20 Fleischproben |
ESBL-Keime wurden auf 10 von 20 Fleischproben gefunden. |
Stern TV | 2012 | Medien-Untersuchung von Stern TV |
ESBL-positive Keime wurden in 19 von 38 Stichproben nachgewiesen. ESBL-positive Keime wurden in 19 von 38 Stichproben nachgewiesen. Bei untersuchtem Schweinefleisch wurden Keime in zwei von zehn Proben gefunden. Beim Hähnchenfleisch: 17 von 28 Proben kontaminiert. Darunter auch Stichproben mit strengen Siegeln wie z.B. Demeter, Bio oder Naturland. |
Forschungsprojekt RESET | 2010-2017 | BMBF-Forschungsprojekt Verschiedene Studien zu Resistenzen bei Tier und Mensch |
In sehr hohem Anteil der untersuchten Betriebe wurden Proben mit ESBL- bzw. AmpC produzierenden e-coli gefunden. Unter der Behandlung von Tiergruppen mit Antibiotika kann unabhängig von der Applikationsmethode eine Verschleppung in die direkte Umgebung der Tiere stattfinden. |
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. + BVL | 2008 | GERMAP 2008 - Bericht Antibiotikaverbrauch und Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen in der Human- und Veterinärmedizin in Deutschland |
Für die Zukunft ist nicht mit einer Vielzahl neuer Wirkstoffe für die veterinärmedizinische Nutzung zu rechnen. Dementsprechend kommt dem Erhalt der Wirksamkeit der derzeit für die Veterinärmedizin verfügbaren Wirkstoffe eine besondere Bedeutung zu.. |
BMG, BMEL, BMBF | 2008-2013 | Deutsche Antibiotika Resistenzstrategie (DART) (2011) |
Im veterinärmedizinischen Bereich soll im Rahmen der Antibiotika-Resistenzstrategie das Auftreten und die Verbreitung von Resistenzen bei human- und tierpathogenen Bakterien reduziert werden. Durch einen verantwortungsbewussten Antibiotika-Einsatz soll der gesundheitliche Verbraucherschutz gesichert werden, ohne die Tiergesundheit zu beeinträchtigen |
Joint Committee on the Use of Antibiotics in Animal Husbandary and Veterinary Medicine | 1969 | SWANN-Report |
Zusammenhang zwischen Antibiotika-Einsatz in Futtermitteln und Entwicklung resistenter Bakterienstämme beim Menschen entdeckt. |
Antibiotikaresistenzen: ein globales Problem
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Antibiotikaresistenzen: ein globales Problem
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Schon heute lassen sich erste (multi-)resistente Erregerstämme an verschiedenen Orten der Welt nachweisen. Eine solche Verbreitung geschieht vor allem durch die menschliche Reisetätigkeit sowie durch Im- und Exporte von Waren. Bezüglich der Resistenzen aus der Tierproduktion muss dabei zweierlei bedacht werden:
Durch den Export von Fleisch exportiert die Europäische Union (inklusive Deutschlands) auch resistente Krankheitserreger in andere Länder. Dabei oftmals auch in Länder mit schwächeren Gesundheitssystemen. Umgekehrt importieren wir auch Fleischprodukte nach Europa aus Ländern mit niedrigeren Produktionsstandards und höheren Resistenzraten.
Gerade diese Handelsdimension macht erneut deutlich, dass die weitere Ausbildung und Verbreitung von Resistenzen besonders gegen Reserveantibiotika (v. a. CIA HP) schnellstmöglich eingedämmt werden muss.
Ausgewählte Quellen und Informationsmaterialien
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Ausgewählte Quellen und Informationsmaterialien
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- Antimicrobial Resistance Collaborators: Global burden of bacterial antimicrobial resistance in 2019: a systematic analysis (2022)
- Benning, R./Striezel, A.: Recherche zu Reserveantibiotika bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen – Reserveantibiotika als Metaphylaxe und Gruppenbehandlung verzichtbar (2021)
- Bruhn, D.: Rechtsgutachten zum umfassenden Verbot des Einsatzes von Reserveantibiotika in der nahrungsindustriellen Tierhaltung (2021)
- BUKO Pharma-Kampagne: Resistente Erreger. Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt, Pharma-Brief Spezial, Nr. 1, 2020.
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL):
- Europäischer Rechnungshof: Bekämpfung der Antibiotikaresistenz: trotz Fortschritten im Tiersektor stellt diese Gesundheitsbedrohung für die EU nach wie vor eine Herausforderung dar (2019)
- European Medicines Agency (EMA): Sales of veterinary antimicrobial agents in 31 European countries in 2019 and 2020 Trends from 2010 to 2020 Eleventh ESVAC report (2021)
- European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC):
- Infographic: Antibiotic resistance – an increasing threat to human health (2018)
- Antimicrobial resistance in the EU: infections with foodborne bacteria becoming harder to treat (2020)
- Antimicrobial consumption and resistance in bacteria from humans and animals: Third joint inter-agency report on integrated analysis of antimicrobial agent consumption and occurrence of antimicrobial resistance in bacteria from humans and food-producing animals in the EU/EEA, JIACRA III 2016–2018 (2021)
- European Food Safety Authority (EFSA):
- EFSA Panel on Biological Hazards (BIOHAZ): Role played by the environment in the emergence and spread of antimicrobial resistance (AMR) through the food chain (2021)
- Resistance levels still high in bacteria causing foodborne infections (2021)
- European Food Safety Authority and European Centre for Disease Prevention and Control (EFSA/ECDC): The European Union Summary Report on Antimicrobial Resistance in zoonotic and indicator bacteria from humans, animals and food in 2018/2019 (2021)
- European Public Health Alliance (EPHA): Antimicrobial Resistance (AMR), EPHA Position Paper on the 2017 EU Action Plan on AMR (2017)
- Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) et al.: Antimicrobial resistance and the United Nations Sustainable Development Cooperation Framework (2021)
- Germanwatch e. V.:
- Über Antibiotikaresistenzen, ihre Ursachen und Reduktionsstrategien in der Tierhaltung (Autorin: R. Benning) (2019)
- Antibiotika in der Tierhaltung Fakten zur aktuellen Kontroverse über EU-Regeln (Autor: K. Tsilimekis) (2021)
- Krzemiński, P./Markiewicz, Z./Popowska, M.: Entry Routes of Antibiotics and Antimicrobial Resistance in the Environment, in: Muhammad Zaffar Hashmi (ed.): Antibiotics and Antimicrobial Resistance Genes, 2020, S. 1-26.
- MacFadden, D. R. et al.: Antibiotic resistance increases with local temperature, in: Nature Climate Change volume 8, S. 510–514 (2018)
- Rodríguez-Verdugo, A. et al.: Compounding Effects of Climate Warming and Antibiotic Resistance, in: iScience. Volume 23, Issue 4 (2020)
- PAN Germany: „Antibiotika in der Tierhaltung Wie lassen sich Umweltbelastungen reduzieren und Resistenzen vermeiden?“
- The Review On Antimicrobial Resistance Chaired by Jim O’Neill: TACKLING DRUG-RESISTANT INFECTIONS GLOBALLY: FINAL REPORT AND RECOMMENDATIONS (2016)
- Umweltbundesamt (UBA): Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Umwelt. Hintergrund, Herausforderungen und Handlungsoptionen (Antibiotics and Antibiotic Resistances in the Environment. Background, Challenges and Options for Action) (2018)
- Gefeller, E.-M. et. al.: Abgabemengenerfassung von Antibiotika in Deutschland 2020, in: Deutsches Tierärzteblatt 69 (12), S. 1420-1430 (2021)
- WHO:
- Wissenschaftlicher Dienst der AOK (WldO): Jedes zweite verordnete Antibiotikum ist ein Reservemedikament (2020)
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