Antibiotika in der Tierhaltung

Titelbild Antibiotika - Tiere Menschen Rechte

Antibiotika sind für die Gesundheit von Mensch & Tier unentbehrlich. Ihre Wirksamkeit steht jedoch zusehends auf dem Spiel – schon heute gilt Ausbildung und Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern als eine der größten globalen Gesundheitsgefahren.
Bei Germanwatch behalten wir in erster Linie den Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung im Blick und treten politisch für strengere Regulierungen sowie auch Zucht- und Haltungsverfahren ein, die deutlich gesünder für die Tiere sind.

Was ist das grundsätzliche Problem?
Antibiotika in der industriellen Tierhaltung
Gefahr aus den Ställen für den Menschen

Antibiotika - Kernziele und Unterstützung

Antibiotika schützen, Resistenzen bekämpfen

11.10.2023
Titelseite der Publikation
Antibiotikaeinsatz in der industriellen Tierhaltung systematisch reduzieren

Antibiotika gelten als Wunderwaffe der Medizin. Allerdings sollten wir sparsam damit umgehen. Denn ein übermäßiger Antibiotikaeinsatz erhöht das Risiko, dass sich resistente Erreger bilden. Mit weitreichenden Folgen: Schon heute sind antimikrobielle Resistenzen eine der häufigsten globalen Todesursachen. Dieser Report analysiert die Entwicklung des Antibiotikaeinsatzes in der deutschen Tierhaltung und zeigt auf Basis einer groß angelegten Stakeholderumfrage, wie der Antibiotikaverbrauch systematisch reduziert werden kann.

Unsere Kernziele und -aktivitäten

  1. Von der WHO als „highest priority critically important antimicrobials“ (HP CIA) eingestufte Antibiotika müssen vom Einsatz in der industriellen Tierhaltung ausgeschlossen werden.
     
  2. Senkung des generellen Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung insbesondere durch deutlich verbesserte Ansätze und Maßnahmen im Bereich der Tierzucht und -haltung. Bestehende Haltungssysteme müssen vor allem hinsichtlich der Tiergesundheit umgestaltet werden. Das wird auch eine innerbetriebliche wie allgemeine Tierbestandsreduktion einschließen.
     
  3. Wirkungsvolle Umsetzung der EU-Verordnung 2019/6 über Tierarzneimittel sowie nationaler Antibiotikaresistenz-Strategien besonders mit Blick auf Reserveantibiotika inkl. ausreichender und transparenter Monitoring- und Controlling-Systeme.
     
  4. Strikte und wirkungsvolle Umsetzung mind. des Ziels der Farm-to-Fork-Strategie, den europäischen Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung bis 2030 um 50 % zu reduzieren.

 

Um diese Ziele zu erreichen, fokussieren wir bei Germanwatch folgende Aktivitäten:

  • Wir bereiten Informationen vermittelnd in Form von Artikeln, Vorträgen, (Presse-)Meldungen und Hintergrundpapieren auf.
  • Wie sensibilisieren die Öffentlichkeit für das Thema antimikrobieller Resistenzen (AMR) aus der Tierhaltung.
  • Wir beobachten politischen Prozesse rund um die Thematik, identifizieren und bearbeiten wichtige Hebelpunkte, um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung zu minimieren und die Wirksamkeit der wichtigsten Antibiotika für den Menschen zu bewahren.
  • Wir bauen ein handlungsbereites europaweites Netzwerk zur Thematik auf, fördern dabei den interdisziplinären Austausch sowie die Zusammenarbeit von Organisationen aus verschiedensten Bereichen wie der Humanmedizin, der Veterinärmedizin, dem Umweltschutz sowie der Entwicklungszusammenarbeit.
  • Wir prüfen rechtliche Möglichkeiten, um den Schutz vor Antibiotika-Resistenzen zu fördern, und decken durch Recherchen und Labortests Gesundheitsrisiken aus der industriellen Tierhaltung auf.

Was können Sie tun?

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Gemeinsam können wir einen Wandel im Antibiotikaeinsatz bewirken und nicht zuletzt große Veränderungen in der Tierzucht und -haltung anstoßen.

Aktuelles zum Thema

Pressemitteilung
Germanwatch zum neuen Keimbericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Die Ergebnisse des gestern veröffentlichten Keimberichts des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) kommentiert die Entwicklungs- und Verbraucherschutzorganisation Germanwatch: Aus Sicht von Germanwatch zeigen die überhöhten Keimbelastungen, dass die deutsche Geflügelfleischindustrie ihr Hygieneproblem nicht in den Griff bekommt. "Die anhaltend hohen Belastungen von Geflügelfleisch mit Darmkeimen sind vor allem ein Resultat der industriellen Massentierhaltung und der Großschlachthöfe. Die Ergebnisse zeigen, dass die Industrialisierung der Tierhaltung und Schlachtung eine gefährliche Sackgasse bildet“, sagt Reinhild Benning, Agrarexpertin bei Germanwatch.

Pressemitteilung
Neuer Behördenbericht bestätigt: Colistin und Makrolide - zwei für den Menschen besonders wichtige Reserveantibiotika - werden in großen Mengen Tieren verabreicht / Risiko von Resistenzen gegen Reserveantibiotika steigt

Zwei von fünf Reserveantibiotika, die für Menschen bei Resistenzen lebensrettend sein können, sind im vergangenen Jahr massenhaft in Tierfabriken eingesetzt worden. Colistin ist mit 74 Tonnen mittlerweile eines der meistgenutzten Antibiotika in der Massentierhaltung, Makrolide sind mit 59 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr sogar in steigenden Mengen verabreicht worden. Dies geht aus dem neuen Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. Reserveantibiotika werden in der Humanmedizin benötigt, wenn andere Antibiotika bei Infektionen nicht mehr wirken. Sie sind also eigentlich für Notfälle gedacht.

Pressemitteilung
Germanwatch kommentiert heute vorgestellte Evaluierung des Antibiotika-Minimierungskonzeptes

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat heute offiziell die Evaluierung des Antibiotika-Minimierungskonzeptes vorgestellt. Reinhild Benning, Agrarexpertin von Germanwatch, kommentiert den Bericht: „Je mehr auf industrielle Massentierhaltung gesetzt wird, desto unwahrscheinlicher ist die weitere Reduktion von Antibiotika in der Tierhaltung und desto höher auch die Resistenzraten in der Lebensmittelkette. Wir fordern ein sofortiges Verbot der Reserveantibiotika in Tierfabriken und eine Verbesserung der Haltungsvorschriften im Stall, damit Tiere nicht mehr systembedingt krank werden."

Publikation
Gemeinsamer Kommentar zur BMEL-Forschungsförderung
Ein Bündnis aus Germanwatch, PAN Germany, Human- und Tiermediziner*innen sowie Tierarzneimittelexpert*innen kritisiert die Einseitigkeit der staatlichen Forschungsförderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums, BMEL, beim Projekt EsRAM zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Die Forschungsgruppe mit besonders starkem Einfluss eines Geflügelkonzerns und eines Pharmakonzerns werde mit 2,6 Millionen Euro staatlicher Forschungsförderung finanziert und gehe mehrheitlich Fragestellungen nach, von denen einseitig Unternehmen der industriellen Hähnchenfleischproduktion und der Antibiotikaverkäufer profitierten. Das lege den Verdacht nahe, dass Fleisch- und Pharmafirmen die BMEL-Forschung als Selbstbedienungsladen nutzen dürfen.
Pressemitteilung
Auswertung der staatlichen Antibiotika-Datenbank zeigt, dass sich die Tiergesundheit in Mastanlagen nicht bedeutend verbessert hat. Germanwatch fordert Verbot der Reserveantibiotika im Stall und finanzielle Anreize, so dass Tierschutz kostengünstiger wird als Antibiotikaeinsatz.

Berlin (29. Mai 2019). Die heute bekannt gewordene Auswertung der staatlichen Antibiotikadatenbank bestätigt, dass in deutschen Tierhaltungen weiterhin massenhaft Antibiotika eingesetzt werden. Dadurch steigt das Risiko der Ausbreitung von Resistenzen. Besonders bedenklich: Für den Menschen besonders wichtige Reserveantibiotika werden wieder häufiger in der Tierhaltung genutzt. Ärzte benötigen Reserveantibiotika beim Menschen, wenn andere Antibiotika nicht mehr wirken.

Zum Antibiotika-Appell

Motiv zum Antibiotika-Appell

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ANTIBIOTIKA retten
Germanwatch e.V.
Bank für Sozialwirtschaft AG
IBAN: DE95 3702 0500 0003 2123 23


Bildnachweise: Titel links „Putenstall“ von Uschi Dreiucker/Pixelio; Titel Mitte „Antibiotika-Kuh“ von Peter Hermes Furian/Fotolia; Titel rechts  „Intensivstation“ von Satyrenko/Fotolia; sonstige Bilder von Germanwatch e.V.