Zwar konnte unsere Referentin für Energiepolitik und Zivilgesellschaft Afrika den Africa Climate Summit 2.0 (ACS2) in Addis Abeba nicht persönlich besuchen – ihr Flug war kurzfristig gestrichen worden. Dafür verfolgte sie virtuell eng das Geschehen und tauschte sich mit Partner:innen vor Ort aus. Hier sind ihre Key Takeaways:
Afrikas Führungsrolle im Klimaschutz
Der Africa Climate Summit 2.0 war ein starkes Signal: Afrika wartet nicht auf Lösungen, sondern bringt sie selbst auf den Tisch. Der Kontinent positioniert sich klar als Akteur für eine nachhaltige, klimafreundliche Entwicklung. Im Mittelpunkt standen Ansätze, wie die Klimakrise bewältigt werden kann – und wie sich gleichzeitig Afrikas enormes Potenzial für erneuerbare Energien und nachhaltiges Wachstum erschließen lässt.
Die Addis-Ababa-Declaration
Ein zentrales Ergebnis des Gipfels war die Verabschiedung der Addis-Ababa-Declaration durch afrikanische Staats- und Regierungschefs. Begleitet wurde sie vom sogenannten Flagship Report afrikanischer Klimainitiativen, in dem zahlreiche Programme und Ansätze gebündelt dargestellt werden.
Die Erklärung hebt hervor, dass naturbasierte Lösungen der Schlüssel zu klimaresilienter und grüner Entwicklung sind. Sie fordert zugleich eine verstärkte und langfristige Unterstützung, um afrikanisch geführte Klima-Initiativen wie die African Union Great Green Wall Initiative, die African Forest Landscape Restoration Initiative und die African Green Industrialisation Initiative konsequent voranzubringen.
Mit dieser Erklärung wird Verwundbarkeit in Führungsstärke verwandelt: Afrika fordert Gerechtigkeit, Fairness und eigenständige, afrikanisch entwickelte Lösungen, um den Klimawandel auf der globalen Bühne wirksam zu bekämpfen.
Green Industrialisation Framework
Ein weiterer Meilenstein des Gipfels war der Launch eines Green Industrialisation Framework – ein strukturierter Fahrplan zur Förderung nachhaltiger industrieller Entwicklung in Afrika. Damit sollen u. a. grüne Energie-Infrastruktur aufgebaut und Green Skills entwickelt werden. Besonders bemerkenswert: Die Finanzierung in Höhe von über 100 Milliarden US-Dollar stammt vollständig aus afrikanischen Quellen. Zu den Trägern zählen unter anderem: African Development Bank (AfDB), Afrexim Bank, Africa50, AFC und dem AfCFTA-Sekretariat. Ein eindrucksvolles Beispiel für afrikanische Führungsstärke in der globalen Energiewende.
Mit dem Framework wird die auf der COP28 initiierte Africa Green Industrialisation Initiative (AGII) konkret umgesetzt. Ziel ist der gezielte Ausbau grüner Energieinfrastrukturen sowie die Entwicklung sogenannter Green Skills – also Kompetenzen für eine klimafreundliche Arbeitswelt. (Mehr zu dieser und weiteren Initiativen).
African Climate Innovation Compact (ACIC)
Ein weiterer zentraler Schritt war der Start des African Climate Innovation Compact (ACIC) – einer panafrikanischen Partnerschaft, die Universitäten, Forschungszentren, Start-ups, ländliche Gemeinden und Innovator:innen auf dem gesamten Kontinent miteinander verbindet.
Das Compact basiert auf fünf Säulen: Innovation Discovery, Financing, Knowledge Development, Policy Enablement und Public Engagement. Ziel ist es, jährlich bis zu 50 Milliarden US-Dollar zu mobilisieren.
Afrikas Rolle in den globalen Klimaverhandlungen
Auch die internationale Gemeinschaft erkannte auf dem Gipfel die besondere Rolle Afrikas im globalen Klimadiskurs an. Vertreter:innen der UN sowie die Präsidenten der vergangenen und der kommenden Klimakonferenz – COP29 (Aserbaidschan) und COP30 (Brasilien) – betonten, dass Afrikas besondere Umstände und Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen: von gerechten Energiewenden über Anpassungsunterstützung bis hin zu Klimagerechtigkeit.
Mehrere Länder, darunter auch das Ausrichterland Äthiopien, stellten im Rahmen des Gipfels ihre NDC 3.0 vor – ein weiterer Beleg für Afrikas Ambition, eigene Klimaziele konsequent weiterzuentwickeln.
Geopolitische Herausforderungen
Das ACS2 fand in einem schwierigen geopolitischen Umfeld statt. Konflikte spiegelten sich auch im Summit wide, etwa die parallele Einweihung des Grand Ethiopian Renaissance Dam, die von Ägypten scharf kritisiert wurde, oder Spannungen zwischen Demokratische Republik Kongo und Ruanda.
Stimme der Zivilgesellschaft
Die Beteiligung der afrikanischen Zivilgesellschaft am offiziellen Gipfel war stark eingeschränkt. Als Reaktion darauf organisierte sie eine Peoples’ Assembly am Rande des ACS2 und veröffentlichte ihre eigene Erklärung: "The Africa Peoples' Just Transition, Climate & Development Declaration". Darin fordern zivilgesellschaftliche Akteure eine konsequent gerechte, inklusive und sozial nachhaltige Klimapolitik – orientiert an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort.