Wütende Milchbauern

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Wütende Milchbauern

Massive Kritik an Exportorientierung der EU-Agrarpolitik

 

"Faire Milchpreise in Nord und Süd" - aber wie? Darüber diskutierten Anfang Juli knapp 200 Bauern bei einer Podiumsdiskussion in Betzigau im Allgäu, die von Germanwatch und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) veranstaltet wurde. Viele waren aufgebracht über die Milchpolitik der EU: Der Milchpreis ist mittlerweile soweit gesunken, dass die Bauern im Durchschnitt nicht einmal ihre Kosten decken können. Aber die Marschroute der EU ist klar: Die Milchpreise sollen runter und die Milchmengen rauf. Angepeilt wird das Weltmarktniveau, um weiter und noch mehr exportieren zu können.

Besonders laute Proteste gab es, als Hubert Dennenmoser, Geschäftsführer des Allgäuer Emmentalerwerks Kimratshofen, à la EU-Kommission prognostizierte, dass so "50 bis 60 Prozent der Milchviehhalter aufgeben werden müssen". "Wachsen oder Weichen" sei die vorgegebene Devise. Damit waren Hans Foldenauer (Vorsitzender des Bundes Deutscher Milcherzeuger, BDM) und Maria Heubuch (Bundesvorsitzende der AbL) ganz und gar nicht einverstanden. Beide setzten sich vehement für höhere Preise und eine Mengenbegrenzung bei der Milchproduktion ein. Nur so könnten die Betriebe wieder kostendeckend wirtschaften und bäuerliche Strukturen erhalten werden.

Heubuch forderte eine Rückorientierung auf die eigenen Märkte und eine Abkehr von der exportorientierten Politik der EU. Michael Windfuhr, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch, stimmte zu. Er wies auf die fatalen Folgen der EU-Agrarpolitik im Süden hin: "Die subventionierten EU-Exporte drücken in vielen Entwicklungsländern die Preise der heimischen Produkte. So verdienen die dort lebenden Bauern noch weniger als sowieso schon, viele verarmen und können ihre Familie nicht mehr ernähren", so Windfuhr.

Auch im Publikum waren viele Bauern der Meinung, dass in der EU weniger Milch produziert werden müsste. Deshalb sollten die Bauern ihre Kräfte bündeln und gemeinsam Druck ausüben, so das Resümee. Denn ein großes gesellschaftliches Bündnis hätte größere Erfolgschancen im Kampf für die Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft weltweit!

Sarah Kahnert

 

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